Manche Filme haben sich derart ins kollektive Gedächtnis gebrannt, dass es auf Außenstehende völlig irrsinnig wirken muss. „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“ ist solch ein Film: Fällt erst einmal in geselliger Runde eine Anspielung auf ihn, düsen mit Mopsgeschwindigkeit haufenweise weitere Zitate aus der Science-Fiction-Parodie durch den Raum. Und egal, ob sie es zugeben wollen oder nicht:
Leute, die während der 2000er in Deutschland die Pubertät durchgemacht haben, können nahezu garantiert „Space Taxi“ auswendig – Song UND Sitztanz-Performance! Wer nun ganz nostalgisch wird und den schrägen Spaß erneut erleben will (oder erstmals checken möchte, wonach Kinodeutschland einst so verrückt war), kann sich allerdings nicht aufs Streaming verlassen: Die Komödie ist aktuell nirgends im Abo oder als VOD erhältlich. Doch auf das Fernsehprogramm ist Verlass:
Heute, am 9. Juni 2024, läuft „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“ ab 20.15 Uhr in Sat.1. Und wer zeitlich flexibel sein möchte, kann ja noch immer auf die guten, alten physischen Medien zählen:
"(T)Raumschiff Surprise": Mit dem Space Taxi quer durch die Sci-Fi-Welt gebraust
250 Jahre, nachdem die Menschheit den Mars besiedelt hat, kommt es zum großen Krieg zwischen den Planeten. Und die Erde steht dieser Attacke hoffnungslos gegenüber: Die Invasion des blauen Planeten lässt sich kaum mehr abwenden. Doch Königin Metapha (Anja Kling) befiehlt, nach dem letzten Strohhalm der Hoffnung zu greifen:
Die stets heitere Besatzung des (T)Raumschiffes „Surprise“, bestehend aus Mr. Spuck (Michael Bully Herbig), Käpt'n Kork (Christian Tramitz) und Schrotty (Rick Kavanian), soll mit einer Zeitreise die Besiedlung des Mars und somit den anschließenden Krieg rückgängig machen. Das Trio ist von seiner Mission genervt – steckt es doch gerade in den Vorbereitungen für die wichtige Wahl der „Miss Waikiki“...
2004 gab es kaum ein Vorbei an „(T)Raumschiff Surprise“: Die sich munter durch die „Star Wars“-Saga, das „Star Trek“-Franchise, „Akte X“, „Das fünfte Element“, „Terminator 2“ und haufenweise weitere Popkultur-Meilensteine (auch aus anderen Genres) parodierende Komödie war überall! Sie hatte sogar ihr eigenes Aktionsmenü bei einer weltberühmten Fast-Food-Kette, was man als deutsche Filmproduktion ja auch erst einmal hinbekommen muss (und als Filmfan für den einen oder anderen Gag wissen sollte, falls man den Film heute erstmals schaut).
Womöglich auch befeuert vom extrem spaßigen, rockig-funkigen Soundtrack (entstanden unter Mitwirkung von Erfolgsmoderator und „ESC“-Veteran Stefan Raab!) sauste das Weltall-Vergnügen in den Kinocharts weit nach vorne: Mit über 9,16 Millionen verkauften Tickets ist „(T)Raumschiff Surprise“ nicht bloß der mit Abstand größte Kinohit, den Deutschland 2004 hatte!
Nein, „(T)Raumschiff Surprise“ sicherte sich sogar einen Platz in Deutschlands ewiger Top 50 der erfolgreichsten Kinofilme seit geordneter Erhebung der Publikumszahlen. Und damit gelang ihr etwas, woran eine andere Sternensaga bislang scheiterte: Nicht ein einziger „Star Wars“-Film erreichte in den deutschen Kinos mehr Menschen als „(T)Raumschiff Surprise“!
Kultlevel: Abgespaced!
Wie sehr sich dieser mit einigen erstaunlichen Weltall-Tricksequenzen aufwartende Zeitreise-Klamauk ins Gedächtnis brannte, erlebte der Verfasser dieser Zeilen kürzlich am eigenen Leib: Eine private „Eurovision Song Contest“-Feier artete vorübergehend zum „(T)Raumschiff Surprise“-Zitatefest aus. All das nur, weil wer beim Mitwippen während eines Songs in die „Space Taxi“-Choreografie rutschte und sich daraufhin die gesamte versammelte Bande begeistert mit Referenzen aus dem Bully-Blockbuster bombardierte.
Und zumindest eine populäre Review auf dem Filmfanportal Letterboxd behauptet, dass „(T)Raumschiff Surprise“ ein Stück deutsches Kulturgut ist, mit dem Ahnungslose nachts überrumpelt gehören – natürlich nur, nachdem sie mit Glühwein auf Temperatur gebracht wurden. Weniger empfehlenswert sind derweil spätnächtliche Diskussionen darüber, ob „(T)Raumschiff Surprise“ schädliche Stereotype über queere Personen munter persifliert oder diese Klischees ignorant repliziert.
Solche Debatten sollte man lieber im wachen (und vor allem: im ausgeruhten) Zustand führen, um zu einem brauchbaren, nuancierten Ergebnis zu kommen. Vielleicht dient das dann auch als argumentatives Vordehnen für 2025, wenn Herbig einen anderen Komödien-Megahit fortführt, der wahlweise mit Klischees spielt, sie aufrecht erhält oder sie ins Lächerliche zieht:
Mega-Überraschung! Bully macht "Der Schuh des Manitu 2" – über 2 Jahrzehnte nach Teil 1*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.