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    Heute im TV: Einer der unterschätztesten Sci-Fi-Actioner mit Jean-Claude Van Damme – aber leider geschnitten!
    Oliver Kube
    Oliver Kube
    -Freier Autor und Kritiker
    Oliver Kube ist seit den 1990ern als Journalist/Kritiker in Sachen Film, TV, Musik, Literatur & Technik tätig. Für FILMSTARTS schreibt er seit 2018.

    Habt ihr Lust auf einen postapokalyptischen Martial-Arts-Cyberpunk-Kracher, bei dem es ordentlich auf die Mütze gibt? Ihr wollt nicht über die Story nachdenken, sondern einfach nur das Spektakel genießen? Dann seid ihr bei „Cyborg“ goldrichtig.

    Für viele Action-Fans wäre in den 1980ern und 1990ern ein Gang in die Videothek ohne einen Blick in die Ecke mit den Arbeiten von Jean-Claude Van Damme ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Ein echtes, heutzutage oft unterschätztes Juwel aus dieser Ära ist „Cyborg“ – eine zwar sichtbar billig gemachte, aber gnadenlos adrenalingeladene Sci-Fi-Hauerei mit dem Belgier auf dem Höhepunkt seiner athletischen Fähigkeiten. Wer auf passende Weise an das Ganze herangeht, dürfte eine Menge Spaß haben – speziell an der herrlich trashigen Optik, am oft kruden Schauspiel und der abgefahrenen Story. Einen Bonuspunkt gibt es für alle, die Ralf Moeller in seiner kleinen Nebenrolle entdecken.

    „Cyborg“ kommt am heutigen 3. Juni 2024 um 22.10 Uhr auf Nitro. Um diese Zeit muss der FSK-18-Titel leider geschnitten ausgestrahlt werden. Erst bei den Wiederholungen am 4. Juni um 23.35 Uhr beziehungsweise in der Nacht vom 17. auf den 18. Juni um 0.25 Uhr darf er in voller Pracht laufen. Falls euch diese Termine zu spät sind, könnt ihr den Film aktuell rund um die Uhr und ohne Aufpreis im Rahmen eures Flatrate-Abos bei Amazon Prime Video streamen.

    Darum geht's in "Cyborg"

    New York nach einer unspezifizierten Apokalypse: Eine tödliche Seuche ist ausgebrochen, die nun den Rest der Menschheit dahinzuraffen droht. In all dem Chaos sehen wir eine junge Frau namens Pearl Prophet (Dayle Haddon), die sich als Cyborg herausstellt. Sie muss dringend nach Atlanta gelangen. Dort wartet eine Gruppe von Wissenschaftlern händeringend auf ihre Ankunft beziehungsweise die Informationen in ihrem Kopf. Denn mit diesen könnten die Forscher endlich ein Gegenmittel entwickeln und so die Pandemie beenden.

    Doch dann wird Pearl von der Gang des brutalen Fender Tremolo (Vincent Klyn) entführt. Der will das Gegenmittel für sich haben, um so die Weltherrschaft an sich zu reißen. Gemeinsam mit einer patenten Dame namens Nady Simmons (Deborah Richter) macht sich daraufhin Ex-Soldat Gibson Rickenbacker (Van Damme) auf, um den Cyborg aus den Händen der Bösewichte zu befreien. Auch um die Menschheit zu retten, vor allem aber, weil der Recke ohnehin noch eine private Rechnung mit Fender zu begleichen hat …

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    Grunzen statt sprechen

    „Cyborg“ ist einer der bekanntesten Filme des kultigen B- und C-Filmemachers Albert Pyun. Der Hawaiianer realisierte im Laufe seiner Karriere über 50 Streifen – darunter „Kickboxer 2+4“, die „Nemesis“-Reihe und den von Marvel heutzutage am liebsten totgeschwiegenen „Captain America“ von 1990.

    Pyun schrieb das Drehbuch zu „Cyborg“ an einem Wochenende und wenig später wurde bereits gedreht. Produziert wurde der Film von Cannon Films, die auf vergleichsweise günstig gemachte Actioner spezialisiert waren. In den 1980ern hauten sie Streifen mit Genre-Stars wie Sylvester Stallone, Chuck Norris, Michael Dudikoff, Charles Bronson, Shō Kosugi oder David Bradley wie am Fließband raus.

    Echte Dialoge sind dünn gesät. Na, klar: Bei Kloppereien wird eher gegrunzt und geschrien als kultiviert parliert. Und davon gibt es jede Menge, bei denen es mächtig zur Sache geht. Zimperlich solltet ihr nicht gerade sein, wenn ihr euch „Cyborg“ reinzieht. Aber eine gute Prise Humor mitzubringen hilft definitiv. Denn wirklich ernst zu nehmen ist das Spektakel trotz der deftigen Gewalt natürlich nicht.

    Schaut euch allein nur mal die großartigen Namen an, die Pyun seinen Hauptfiguren verpasste: Diese sind von den Herstellern für Rockmusik benötigter Instrumente inspiriert. Gibson und Fender etwa sind bekannte Manufakturen für elektrische Gitarren. Rickenbacker baut E-Bässe – der bekannteste Benutzer war wohl Motörhead-Boss Lemmy Kilmister. Pearl wiederum ist eine populäre Schlagzeugmarke und die Firma Simmons fabrizierte elektronische Drums.

    Jean-Claude Van Damme (r.) und Vincent Klyn lassen es krachen. NSM
    Jean-Claude Van Damme (r.) und Vincent Klyn lassen es krachen.

    Die Fachpresse zerriss den Film damals geradezu in der Luft – genau wie mehr oder weniger alle von Cannon veröffentlichten Titel. Trotzdem spielte der innerhalb von nur drei Wochen für weniger als eine halbe Million Dollar gedrehte „Cyborg“ allein in den USA das mehr als 20-fache an den Kinokassen ein. Dazu kamen noch deutlich höhere Einnahmen durch die weltweite Heimkino-Auswertung, die immens zu seinem Status als Kultfilm beitrug.

    „Cyborg“ war ein Riesengeschäft, weshalb es natürlich noch einige Fortsetzungen gab. Van Damme war bei keiner davon mehr dabei, dafür aber immerhin die junge Angelina Jolie bei „Cyborg 2“.

    2014 startete Albert Pyun noch ein Projekt namens „Cyborg Nemesis: The Dark Rift“, das als Prequel zu „Cyborg“ und Crossover mit seinen „Nemesis“-Filmen funktionieren sollte. Berichten zufolge sind die Dreharbeiten auch tatsächlich komplettiert worden. Allerdings litt Pyun hier bereits unter Multipler Sklerose. Da wenig später auch noch eine stetig fortschreitende Demenzerkrankung hinzukam, verzögerte sich die Nachbearbeitung des Materials immer weiter.

    2016 gab der Regisseur in seinem finalen Social-Media-Post bekannt, dass er aufgrund seines Gesundheitszustandes den Film nicht vollenden könne und dieser dementsprechend unveröffentlicht bliebe. 2022 verstarb Albert Pyun in Las Vegas im Alter von 69 Jahren.

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