Der Western zählt mit zu den ältesten Filmgenres, doch merkt man seit Ende der 90er/Anfang der 2000er einen deutlich frischeren Wind wehen, der mit alten Konventionen bricht. Neo-Western wie Quentin Tarantinos „Django Unchained“ oder „No Country for Old Men“ von den Coen-Brüdern erzählen Geschichte(n) anders und neu.
Auch Tommy Lee Jones, den wir alle als Agent K aus „Men in Black“ kennen und lieben, hat seinen Teil dazu beigetragen, das Genre fortzuschreiben wie auch zu erneuern: Sein Regiedebüt „Drei Beerdigungen“ fand viel Beachtung. Und in seinem zweiten Film „The Homesman“ besetzte er die Hauptrolle mit Hilary Swank, obwohl Western doch stereotypisch mit knallharten Männern besetzt sind und ebenso knallharte Geschichten von Outlaws, Cowboys und Sheriffs erzählen.
„The Homesman“, bei dem Tommy Lee Jones nicht nur Regie führte, sondern auch selbst die männliche Hauptrolle übernahm, läuft heute Abend, am 12. Mai, um 23.35 auf 3Sat. Die geänderte Perspektive bietet einen spannenden und andersartigen Blick auf Mythen des Genres und stellt besagte Stereotypen in Frage – wenn auch die Perspektive leider nicht so stringent durchgezogen wurde, wie man es sich vielleicht wünschen würde.
Mit Frauen von West nach Ost
Die gottesfürchtige Mary Bee Cuddy (Hilary Swank) ist eine Farmerin, die weder Mühe noch Einsamkeit scheut und sich ohne Mann durchschlägt. Als drei Frauen aus ihrer Gemeinde aus verschiedenen Gründen den Verstand verlieren, erhält sie die Aufgabe, die Verrückten zu einer Methodistengemeinde in den Osten zu bringen, wo sich um sie gekümmert werden soll.
Unterwegs gabelt sie den Outlaw Briggs (Tommy Lee Jones) auf – besser gesagt, sie schneidet ihn vom Galgen. Von da an begleitet er sie auf der langen und beschwerlichen Reise durch den Wilden Westen…
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Neuer Blick in die Prärie
„The Homesman“ ist sehenswert – nicht nur wegen seiner beiden Protagonisten, die besser ins Bild gar nicht passen könnten: Jones mit seinem zerfurchten Gesicht eines Lebemannes, Swank spröde und ungeschminkt und schroff, beide in ihrem Schlagabtausch und Zusammenspiel ein wunderbar ungleiches Paar.
Darüber hinaus ist Jones mit seinem Western ein ungewöhnliches Stück gelungen, das neben der untypischen Besetzung auch eine andere Geschichte und Auseinandersetzung mit der Frontier zeigt: Es sind hier nicht nur die Menschen, die eine Rolle spielen, sondern eben auch die Natur, die im 19. Jahrhundert eine unerbittliche Gegnerin sein konnte.
So ist „The Homesman“ ein humorvoller, bisweilen sogar rührender Western, der vor allem mit starken Charakteren und Darsteller*innen überzeugt und den Blick auf eine Seite amerikanischer Geschichte wirft, die sonst eher unerzählt bleibt.
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