
Die Disney-Adaptionsmaschinerie macht keinen Halt: Nach diversen Realverfilmungen von Disney-Zeichentrick-Klassikern wie „Aladdin“, „Der König der Löwen“ und zuletzt „Arielle, die Meerjungfrau“ erwarten uns in den kommenden Jahren noch mindestens 14 weitere Live-Action-Remakes aus dem mächtigen Unterhaltungskonzern (darunter die Fortsetzung „Mufasa: Der König der Löwen“).
Zeitgleich aber verleihen immer mehr Regisseur*innen den von Disney massenwirksam adaptierten Märchen und Kinderbuchklassikern einen unerwarteten Horror-Twist, wie zuletzt der Horror-Slasher „Winnie The Pooh: Blood And Honey 2“. Man ist versucht, den nun angekündigten Film „The Ugly Stepsister“ auch in diese Horror-Schublade zu schieben, doch damit tut man dieser düsteren Aschenputtel-Neuauflage womöglich unrecht.
Sie ist das Spielfilmdebüt der norwegischen Regisseurin Emilie Blichfeldt, die bislang mit ihren feministischen Kurzfilmen „How Do You Like My Hair?“ und „Sara’s Intimate Confessions“ auf Filmfestivals positive Aufmerksamkeit erregt hat. „The Ugly Stepsister“ soll nun auf dem Filmmarkt der diesjährigen Internationalen Filmfestspiele von Cannes einen Verleih finden.
Hinter der als blutig beschriebenen Horrorkomödie stecken unter anderem auch die Produktionsteams von Eskil Vogts Coming-Of-Age-Horror „The Innocents“ und Thomas Vinterbergs Drama „Der Rausch“, beide von der internationalen Kritik – und von FILMSTARTS – gefeiert. Für „The Innocents“ vergab Chefredakteur Christoph Petersen die Höchstwertung 5 von 5 Sternen und für „Der Rausch“ gab es starke 4 von 5 Sternen.
"Beauty Horror" mit interessanter Perspektivumkehr
Regisseurin Blichfeldt ist nicht die einzige, die dem populären Märchen der Gebrüder Grimm auch furchterregende Aspekte abgewinnen kann: „Cinderella's Curse“ von Louisa Warren erzählt von einem Aschenputtel, das mittels eines verfluchten Buches eine Fee heraufbeschwört, um sich an ihrer grausamen Stiefmutter und ihren Stiefschwestern zu rächen. Einen ähnlich gearteten Rachefeldzug schildert auch der Horrorfilm „Cinderella's Revenge“ von Andy Edwards.
Doch während in beiden Filmen Cinderella als Opfer und schließlich wehrhafte Heldin fokussiert wird, wagt „The Ugly Stepsister“ eine Perspektivumkehr und gesellschaftskritische Reflexion. Blichfeldt selbst beschreibt ihr Spielfilmdebüt gegenüber dem US-Branchenmagazin Variety als „Beauty Horror“, der die Geschichte der unliebsamen Stiefschwester aus Aschenputtels Schatten hervorholt und sich mit der Tyrannei der Schönheit befasst.
Diese Herangehensweise erinnert ein wenig an Oz Perkins' ungewöhnlichen Märchen-Horror „Gretel & Hänsel“ (2020), der die Erzählung um die zwei im Wald verlorenen Geschwister und das Knusperhaus der Hexe als mystisch-düstere, ebenfalls feministische Coming-Of-Age-Geschichte neu erzählte.
Darum geht es in "The Ugly Stepsister"
Elvira, gespielt von Lea Myren, ist die Stiefschwester der wunderschönen Cinderella und lebt in einem Königreich, in dem Attraktivität das höchste Ziel und ein entsprechend brutales Geschäft ist. Um die Aufmerksamkeit des Prinzen zu erregen, ist Elvira jedes Mittel recht und sie lässt sich auf einen harten und blutigen Konkurrenzkampf mit Cinderella ein.
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