Auch wenn es eine Weile gedauert hat, bis Tony Scott endlich die Anerkennung erhielt, die ihm auch gebührt, kann man heute mit Fug und Recht festhalten, dass der Macher von Filmen wie „Top Gun“, „True Romance“ oder „Mann unter Feuer“ zu den größten und wichtigsten Action-Regisseuren aller Zeiten zählt. Besonders beeindruckend ist dabei gerade Scotts Gespür für das visuelle Erzählen. Bilder sagen bei ihm oftmals mehr als 1000 Worte.
Das gilt auch für „The Fan“ von 1996, der heute, am 6. April um 20:15 Uhr auf ZDFneo ausgestrahlt wird. Obwohl der Film mit Robert De Niro und Wesley Snipes am Box Office massiv gefloppt ist und auch die Kritiker*innen seiner Zeit kaum begeistern konnte, ist Tony Scott hier dennoch ein sehenswerter Psycho-Thriller gelungen, der nicht nur von seiner Bildgewalt, sondern auch von einem hervorragenden Hauptdarsteller lebt. Zeit also, den Film endlich wiederzuentdecken.
Deswegen ist "The Fan" sehenswert
Was oftmals eher abschätzig als Werbe- oder MTV-Ästhetik beschrieben wird, ist für Tony Scott ein Instrument, um die aus den Fugen geratene Gefühlswelt seiner Akteure zum Ausdruck zu bringen. Harte Kontraste, grelle Filter, schnelle Schnitte und wilde Kamerafahrten sind zwar oftmals gewöhnungsbedürftig, geben den Zuschauer*innen aber meiner Meinung nach die Möglichkeit, ins Innere der Charaktere einzudringen.
Das gilt auch für „The Fan“, in dem Robert De Niro gewissermaßen seine brillante Performance aus Martin Scorseses „The King Of Comedy“ aufleben lässt und einen fanatischen Baseball-Fan spielt, der sich immer weiter zu einem Psychopathen entwickelt und für seine Leidenschaft letztlich sogar über Leichen geht. De Niro spielt diesen manischen Loser erneut mit einer derartig unangenehmen Präsenz, dass man sich – wie viele Menschen in seinem Umfeld – am liebsten abwenden würde.
Auch wenn Tony Scott für Action steht, ist „The Fan“ ein klassischer Psycho-Thriller, der vom Duell zwischen Robert De Niro und seinem „Objekt der Begierde“ Wesley Snipes lebt. Scott setzt dabei auf eine sehr traditionelle, dennoch pulsierende Spannungsdramaturgie, die durch seine inszenatorischen Stilismen aufgebrochen und immer wieder auf interessantere Art und Weise neu angewordnet wird. Das führt letztlich auch dazu, dass „The Fan“ gegen Ende überraschend berührt, denn Scott sind die Figuren nicht egal.
Darum geht’s in "The Fan"
Der Handelsvertreter Gil Renard (Robert De Niro) hat es weder im Privat- noch im Berufsleben besonders leicht. Nach seiner Scheidung sieht er seinen Sohn nur noch selten und aufgrund seines cholerischen Auftretens gegenüber Kund*innen hängt seine berufliche Zukunft am seidenen Faden. Zudem ist er ein besessener Fan der Baseballmannschaft San Francisco Giants.
Ein Spieler hat es Gil dabei besonders angetan: Bobby Rayburn (Wesley Snipes), der erst kürzlich für die stolze Summe von 40 Millionen Dollar zu den Giants gewechselt ist. Seine Besessenheit kostet ihn schließlich den Job, als er einen wichtigen Kunden versetzt, um dem Eröffnungsspiel beizuwohnen. Als Rayburn wider Erwarten die schwächste Saison seiner Karriere spielt, versucht Gil seinem Favoriten mit allen Mitteln unter die Arme zu greifen. Dabei geht er allerdings viel zu weit...
Heute Abend streamen: Einer der besten Fantasyfilme aller Zeiten – so habt ihr Robert De Niro noch nie gesehenDies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.