„Sorgenfri”, so der Name einer kleinen Gemeinde unweit von Kopenhagen. Doch sorgenfrei sollen die Einwohner des gleichnamigen Films von Bo Mikkelsen, der im Englischen den schönen Titel „What We Become” trägt, nicht allzu lange bleiben.
Denn ein ominöses Virus stellt das Leben in der Gemeinde auf den Kopf. Harmonie wandelt sich zu Klaustrophobie und Familienidyll zum nackten Kampf ums Überleben. Wer Lust hat auf tiefenpsychologisches, atmosphärisches und brutales Zombie-Treiben, der sollte heute Nacht (5. 4.) einschalten, wenn „What We Become” um 00.35 Uhr im BR läuft. Falls ihr nicht so lange wach bleiben möchtet, habt ihr im Anschluss in der Mediathek die Möglichkeit, den Film nachzuholen – oder ihr holt euch einfach direkt die Blu-ray günstig auf Amazon.
Von Seuche zerfressenes Idyll
Zunächst scheint alles ruhig: Die Familie rund um Dino (Troels Lyby), Pernille (Mille Dinesen) und ihre Kinder Gustav (Benjamin Engell) und Maj (Ella Solgaard) sind auf einem Grillfest, die Sonne scheint, es wird Smalltalk geführt und Gustav flirtet mit der eben erst zugezogenen Nachbarin Sonja (Marie Hammer Boda). Was zunächst unbedenklich erscheint, wird immer besorgniserregender: Menschen werden krank, sterben plötzlich oder verschwinden, immer öfter sind Krankenwagen- und Polizeisirenen zu hören.
Schließlich spitzt sich die Lage zu, und das Militär riegelt Sorgenfri hermetisch von der Außenwelt ab. Alle Bewohner*innen sollen in ihren Häusern bleiben, um die Seuche an ihrer Ausbreitung zu hindern. Doch schon bald wird es ihnen in ihren schönen Häusern zu eng – und dabei ist der Tod nicht einmal das Schlimmste, das den Infizierten blüht…
Gutbürgerlichkeit auf Abwegen
Was „What We Become” von vielen anderen Zombie-Slashern abhebt, ist sein zunächst psychologischer Ansatz, der besonders an die ersten Staffeln von „The Walking Dead” denken lässt . Wie der englische Titel schon andeutet, geht der Film existenziellen Fragen nach: Was wird aus uns, wenn eine plötzlich eintretende Infektionskrankheit die Menschheit in Gefahr bringt? Was bedeutet das für die Gesellschaft, wie verhalten sich die eigentlich anständigen Bürger in einer solchen Ausnahmesituation?
Wie realistisch Mikkelsens filmische Antwort auf diese Fragen bereits 2015 ausfiel, lässt einen rückblickend erschaudern, denn schnell fühlt man sich beim Zusehen zurückversetzt in die Zeit der Lockdowns und Beschränkungen. Mit dem Unterschied natürlich, dass uns zum Glück keine meterlangen Planen um die Häuser gewickelt und mit Erschießungen gedroht wurde, wenn wir das Haus verließen. Und wir uns Einkäufe und Essen bestellen konnten.
Das beste kommt zum Schluss
Doch damit nicht genug. Denn „What We Become” geht durchaus einen Schritt weiter. Irgendwann öffnet Mikkelsen sein psychologisches Kammerspiel für umhertaumelnde, ihre Hände und Köpfe geifernd in Türschlitze rammende Infizierte und damit einen wunderbaren Gewaltexzess, in dem auch Familienmitglieder nicht voreinander Halt machen.
Man muss sich ein wenig gedulden, doch es lohnt sich, auf den Schritt von Psycho-Horror zu Body-Horror zu warten. Am Ende ist „What We Become” ein kleines, feines, subversives Spiel mit realen Bedrohungen und Kunstblut – aber eines, das auf mehreren Ebenen zu überzeugen weiß.
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