Seit Anfang der 2000er-Jahre zählt Cillian Murphy („Red Lights“) zu den interessantesten Schauspielern seiner Generation. In Filmen wie „28 Days Later“, „Breakfast On Pluto“, „The Wind That Shakes The Barley“ oder „A Quiet Place 2“ konnte der Ire seine Wandlungsfähigkeit mehrfach eindrucksvoll unter Beweis stellen. Dank seiner eindringlichen Performance im Atombomben-Biopic „Oppenheimer“ darf sich der „Peaky Blinders“-Star inzwischen auch Oscar-Gewinner nennen – und das direkt mit seiner ersten Nominierung!
Dass Cillian Murphy aber nicht nur Charaktere mit ambivalenter Persönlichkeitsstruktur gekonnt meistert, sondern auch einen waschechten Psychopathen einnehmend porträtieren kann, beweist der düstere Thriller „Red Eye – Nachtflug in den Tod“ von „Scream“-Macher Wes Craven. Ihr habt den Film bislang noch nicht gesehen? Dann könnt ihr ihn nun bei Netflix nachholen.
Darum geht’s in Red Eye
Lisa Reisert (Rachel McAdams) hat massive Flugangst, doch der Horror, in den sie auf ihrer Reise nach Miami gerät, übertrifft ihre schlimmsten Vorstellungen. Nur wenige Minuten nach dem Start offenbart ihr charmanter Sitznachbar Jackson (Cillian Murphy) ihr seine fiesen Absichten: Wenn Lisa ihm nicht hilft, einen reichen Geschäftsmann zu töten, wird ihr eigener Vater Joe (Brian Cox) durch einen Auftragskiller eliminiert.
Lisa soll dafür ihre Anstellung in einem Hotel dafür nutzen, dass die Zielperson in ein ganz bestimmtes Zimmer verlegt wird. Gefangen in einem Flugzeug hat die junge Frau keine Möglichkeit, vor dem eiskalten Jackson zu fliehen. Alle Versuche, Hilfe in dieser Situation zu bekommen, scheinen ausweglos. Nun ist die junge Frau ganz auf ihr Geschick angewiesen, um den beiden Männern das Leben zu retten...
Herrlich aus der Zeit gefallen
Auch wenn die Kritik damals nicht sonderlich begeistert von „Red Eye“ gewesen ist, sollten Genre-Liebhaber*innen unbedingt einen Blick riskieren. Wes Craven liefert hier eine wunderbar temporeiche Fingerübung ab, die man in ihrer Form als völlig überkonstruierter Psycho-Thriller eher in den 1990er-Jahren verorten würde. Dass die Wendungen hier schon nach wenigen Minuten völlig klar sind, hat nichts damit zu tun, dass die Spannungsdramaturgie des Filmes ordentlich hinkt. Ganz im Gegenteil:
Wes Craven macht sich einen großen Spaß daraus, mit der Vorhersehbarkeit der Handlung zu spielen und erklärt „Red Eye“ zum astreinen B-Movie, in dem vor allem das Tempo dieser Achterbahnfahrt über den Wolken im Mittelpunkt steht. Hinzu kommt, dass Rachel McAdams als widerspenstig-clevere Lisa eine hervorragende Protagonistin abgibt, während Cillian Murphy – vielleicht zum letzten Mal in seiner Karriere – völlig enthemmt und losgelöst dem wahnsinnigen Affen Zucker geben darf.