Die Filmgeschichtsschreibung hat „Drop Zone“ weitestgehend vergessen: Obwohl der Action-Thriller mit „Blade“-Hauptdarsteller Wesley Snipes und allerhand beeindruckenden Fallschirmstunts aufwartet, hat er 1994 bloß gerade so die Top 50 der US-Jahrescharts geknackt. In Deutschland ging der Film total unter – was erklären könnte, weshalb er hierzulande noch nicht auf Blu-ray erschienen ist.
Dabei ist er knackig erzählt und nicht zuletzt dank seiner besagten Luftstunts mehr als bloß passables Adrenalinkino für einen anspruchslosen Feierabend. Zudem hat er einen musikalischen Leckerbissen für „Fluch der Karibik“-Fans zu bieten! ZDFneo zeigt „Drop Zone“ heute, am 20. März 2024, ab 23.10 Uhr – komplett werbefrei! Alternativ könnt ihr den Film in der ZDF-Mediathek nachholen oder als VoD via Amazon Prime Video:
"Drop Zone": Fallschirme, Computerhacker und ein Terrorkommando
Pete (Wesley Snipes) und Terry Nessip (Malcolm-Jamal Warner) sind Brüder – und haben denselben Job: Sie sind US Marshals mit dem Auftrag, den unberechenbaren Computerhacker Earl Leedy (Michael Jeter) in ein Hochsicherheitsgefängnis zu überführen. Doch bei dieser Mission kommt ihnen der Gangsterboss Ty Moncrief (Gary Busey) in die Quere.
Der plant, mit Leedys Hilfe die Geheimidentitäten unzähliger Agenten aufzudecken und Unterweltgrößen zugänglich zu machen. Pete glaubt, nur eine Option zu haben, um das Schlimmste zu verhindern: Er ermittelt fortan auf eigene Faust und unterzieht sich einem knallharten Fallschirmtraining, um Moncriefs gnadenloses Terrorkommando in seinem Element zu schlagen!
Von „Gegen die Zeit“-Regisseur John Badham mit routiniert-sicherer Hand inszeniert, setzt „Drop Zone“ auf ein schnelles Erzähltempo, das den etwas haarsträubenden, aber in sich kohärenten Alibi-Plot zügig abfrühstückt. Im Mittelpunkt stehen ganz klar die kernig-energiereichen Actionsequenzen inklusive allerlei Skydiving-Kunststücken und griffigen Luftaufnahmen.
Piraten lassen verfrüht grüßen
Musikalisch untermalt wird das Ganze von Hans Zimmer, der zu diesem Zeitpunkt zwar bereits ein etablierter Hollywood-Name war, aber noch nicht derart für Action-Blockbuster stand wie heute. Diese Konstellation führte zu Musik, auf die der Oscar-Preisträger Jahre später schwärmend zurückblickte.
Gegenüber Film Score Monthly zählte Zimmer nämlich anno 1998 den Action-Thriller zu seinen bis dahin liebsten Arbeiten. Grund dafür seien die entspannten Arbeitsbedingungen gewesen sowie der Umstand, dass er allerhand Ideen aus seinem System schaffen konnte: „Ich war rücksichtslos – ich hatte niemandem was zu beweisen, nichts zu verlieren. Der Regisseur war einfach froh, dass ich mit ihm gearbeitet habe“, schwärmte Zimmer. Entgegen der Hollywood-Norm hätte es keinen Wust an Anmerkungen und Wünschen gegeben, weshalb er die Chance erhielt, sich auszutoben:
„Ich komme vom Rock 'n' Roll. Aber ich bin zugleich mit klassischer Musik aufgewachsen, weshalb ich mich stets zwischen ihnen hin- und hergerissen fühle. Doch in 'Drop Zone' konnte ich beides machen.“ So entstand für eine der Actionszenen ein Motiv, das „Fluch der Karibik“-Fans bestens bekannt vorkommen dürfte – obwohl „Drop Zone“ neun Jahre früher gedreht wurde!
Für etwa zwei Minuten erklingt ein Thema, das sich als frühe Keimzelle dessen beschreiben lässt, was später zur „Fluch der Karibik“-Erkennungsmelodie „He's A Pirate“ wird. Auf dem „Drop Zone“-Soundtrack ertönt dieser Ur-Piratenklang während des Stücks „Too Many Notes – Not Enough Rests“ (zu finden via YouTube) – ein Titel, der zu unterstreichen scheint, dass Zimmer sich beim Action-Thriller frei entfaltete und lieber seine Vielzahl an Ideen notiert hat, statt sich schlafen zu legen.
Ähnlich erging es ihm im Sommer 2003, als er spät in den „Fluch der Karibik“- Produktionsprozess involviert wurde, und in einer Nachtschicht eine die Klangwelt des Films vorgebende Demo entwickelte. In diesem deskriptiv „Pirates, Day One, 4:56am“ betitelten Stück (via YouTube) erklingt gen Schluss ein Motiv, das wie eine vage (potentiell schlaftrunkene) Erinnerung an besagtes „Drop Zone“-Stück anmutet.
Aus diesem Titel schufen andere Komponisten, darunter Klaus Badelt und Geoff Zanelli, die musikalischen Themen für „Fluch der Karibik“ – inklusive „He's A Pirate“, eine Art verwegen-beschwingte Mutation der zwei unerwartet einflussreichen, kühl-zielstrebigen „Drop Zone“-Minuten. Von Fallschirmen und Computerhackern zu Segelschiffen und in Rum getränkten Piraten – wer hätte es gedacht?!
Schon gewusst? Die epische Filmmusik aus "Fluch der Karibik" war eigentlich nur eine hastige Notlösung!*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.