Seit über 40 Jahren verzaubert der Kultfilm „E.T.“ irdische Filmliebhaber*innen. Das 1982 erschiene Werk von Steven Spielberg dreht sich um Elliott (Henry Thomas), der im Schuppen seines Elternhauses den Außerirdischen E.T antrifft. Es beginnt eine wunderbare Freundschaft, in der der Junge dem Alien dabei hilft, zurück nach Hause zu finden. Die anrührende Geschichte darüber, wie ausgerechnet ein nicht-menschliches Wesen tiefe Menschlichkeit provozieren kann, begeistert Zuschauer*innen aller Altersgruppen. Das beweist nicht zuletzt das popkulturelle Gedächtnis, in das sich der Satz „E.T. nach Hause telefonieren“ wohl für immer eingebrannt hat.
„E.T.“ hat viele Zuschauer*innen vom Kinder- ins Jugendzimmer, von der VHS-Schublade der ersten eigenen Bleibe bis ins DVD-Regal der Familienwohnung begleitet. Doch nicht nur wir haben unsere eigenen Geschichten mit dem sympathischen Außerirdischen. Spielberg selbst hat eine intime Verbindung zu ihm. Er verarbeitete im Film die Scheidung seiner Eltern, weshalb sich ohne Not behaupten lässt, dass „E.T.“ zu seinen persönlichsten Werken zählt.
Steven Spielberg: „Mein erster persönlicher Film“
Wofür steht E.T.? Dazu müssen wir uns die Handlung des Filmes genauer ansehen und begreifen, welche Rolle das liebenswürdige Alien im Sozialleben seiner menschlichen Gastgeber einnimmt. Elliott ist ein Scheidungskind, das mit seiner Mutter und seinen Geschwistern in einem Vorort lebt. Der Vater hat sie kürzlich verlassen, weshalb der Schmerz noch frisch ist. Wenn E.T. ins Leben des Jungen tritt, kompensiert die Freundschaft in vielerlei Hinsicht den Verlust der Vaterfigur: Die beiden lernen gemeinsam, erleben Abenteuer und entwickeln eine telepathische Verbindung zueinander, die man als Kind wohl am ehesten mit einem Elternteil hat. Nicht nur Elliott hat also E.T. geholfen, sondern E.T. hat dazu beigetragen, die Lücke im Herzen des Jungen zu füllen.
In einem Bonus-Feature von Universal erklärt Spielberg, wie er auf die Idee zu „E.T.“ kam. Zum einen habe sie ihren Ursprung in der Arbeit an „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ gehabt. Im Werk aus 1977 spielen Aliens ebenfalls eine zentrale Rolle und Spielberg habe darüber fantasiert, was gewesen wäre, wenn eines von ihnen nicht wieder zurück zum Mutterschiff gekehrt wäre, sondern – ähnlich wie ein Austauschstudierender – auf der Erde geblieben wäre. Für Spielberg habe sich dadurch die Idee einer weiteren, ganz anderen SciFi-Geschichte aufgetan.
Viel wichtiger war jedoch ein anderer Einfluss, der das eigentliche Fundament von „E.T.“ legte. Spielberg erklärt: „Da war ein anderes Projekt, an dem ich geschrieben und gearbeitet habe. Es ging um Scheidung und besonders darum, wie sie junge Kinder, Pre-Teenager, trifft. Ich habe das erlebt, als ich 15, 16 Jahre alt war. Meine drei Schwestern waren Pre-Teens und haben die Scheidung von meiner Mutter und meinem Vater auch erlebt.“ Spielberg hat also die Vision, die ihm während der Arbeit an „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ kam, mit seinem Wunsch, eine Geschichte über Scheidung und Kindheit zu erzählen, verbunden.
Im Bonus-Feature erklärt Spielberg, dass er nicht davon ausgegangen sei, dass diese Art von Geschichte viele Menschen begeistern würde. Er habe damit gerechnet, lediglich die Disney-Fans anzusprechen – was zu Beginn der 80er-Jahre ein Stigma gewesen sei. Dennoch hätte er sich schnell in den Film verliebt und kürt ihn im Video sogar zu seinem ersten persönlichen Werk: „Ich war viel näher an der Story. Das war mein erster persönlicher Film (…) E.T. war wirklich das persönlichste Werk, das ich als Regisseur gemacht habe.“
Letzteres dürfte sich 2022 geändert haben: Mit „Die Fabelmans“ drehte Spielberg eine Art Autobiografie, in der er seinen Weg zum Filmemacher, aber auch seine Familiengeschichte nacherzählt. FILMSTARTS-Redakteur Michael Bendix vergab dafür in seiner Kritik ganze 4,5 von 5 Sternen.
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