Mit Filmen wie „Matrix“ oder auch „3 Engel für Charlie“ hielten vor allem aus dem chinesischen Kino bekannte Martial-Arts-Einlagen um die Jahrtausendwende auch in Hollywood Einzug – und wurden mit den praktisch unbegrenzten Möglichkeiten der Traumfabrik zu überhöhten Spektakeln aufgeblasen, die mit den Ursprüngen der Kampfkunst oft nur noch wenig zu tun hatten. Und so setzte sich in den frühen 2000ern Jet Li zum Ziel, handgemachtes Kampfkunstwerk der alten Schule auf die Leinwand zu bringen – und zu den Ursprüngen des Martial-Arts-Kinos zurückzugehen, nachdem er uns mit „Romeo Must Die“ kurz zuvor selbst erst übertriebene Mehr-ist-mehr-Action der Marke Hollywood bescherte.
Mit „Kiss Of The Dragon“ änderte sich jedoch einiges: Der Einsatz von CGI sowie Seilen sollte auf ein Minimum beschränkt, der Realismus bei jedem Schlag, Tritt oder Sprung auf die Spitze getrieben werden. Das Ergebnis kann sich auch über 20 Jahre später noch sehen lassen – beispielsweise heute Abend im TV: Kabel1 zeigt „Kiss Of The Dragon“ am 9. Dezember 2024 ab 22.55 Uhr. Voraussichtlich allerdings nur in der gekürzten 16er-Version. Auf DVD und Blu-ray* sowie aktuell auch auf Netflix bekommt ihr den französisch-amerikanischen Action-Reißer hingegen in der ungeschnittenen FSK-18-Fassung.
„Kiss Of The Dragon“ lohnt sich für alle Fans von Jet Li sowie für alle, die krachender Martial-Arts-Unterhaltung im Allgemeinen etwas abgewinnen können – und Fans von Filmen wie „Taxi“, „The Transporter“ und „96 Hours - Taken“ können ebenfalls ruhigen Gewissens einen Blick riskieren. Was all diese Filme mit „Kiss Of The Dragon“ gemeinsam haben? Sie wurden allesamt von Luc Besson produziert, der das französische Action-Kino in den 90ern und 2000ern also nicht nur mit seinen Regiearbeiten wie etwa „Leon - Der Profi“ prägte.
"Kiss Of The Dragon": Jet Li prügelt sich quer durch Paris
In „Kiss Of The Dragon“ schlüpft Jet Li in die Rolle des chinesischen Regierungsagenten Liu Jian, der den Auftrag bekommt, dem Pariser Kommissar Richard (Tchéky Kayro) dabei zu helfen, einen chinesischen Drogenboss dingfest zu machen. Doch bereits kurz nach seiner Ankunft muss er feststellen, dass es sich bei dem französischen Gesetzeshüter in Wahrheit um einen korrupten, sadistischen Mörder handelt – der seinem chinesischen Partner nicht nur einen Mord anhängt, sondern den ungebetenen Gast auch noch zur Strecke bringen will.
Liu Jian kann sich gerade noch retten und reißt sich obendrein wichtiges Beweismaterial unter den Nagel. Bevor ihm das jedoch von Nutzen sein kann, muss er erst einmal untertauchen – denn die Jagd nach ihm läuft längst auf Hochtouren…
„Kiss Of The Dragon“ ist ein Actionfilm, in dem viele kleine Zahnrädchen perfekt ineinandergreifen – und das keinesfalls zufällig. Denn Luc Besson setzte auf große Talente vor und hinter der Kamera, mit denen er immer wieder zusammenarbeitete. Darunter etwa Kampfsport-Ass Cyril Raffaeli („Taxi Taxi“, „Ghettogangz 1+2“), Kameramann Thierry Arbogast („Nikita“, „Das fünfte Element“) sowie Action-Legende Corey Yuen, der für die Martial-Arts-Choreographien verantwortlich zeichnete – und wenig später unter Besson die Regie bei „The Transporter“ übernehmen sollte.
Yuen kommt aus der Kinobranche aus Hongkong und brachte damals schon reichlich Erfahrung mit Hauptdarsteller Jet Li mit – einem der größten Kampfsportler der Filmgeschichte, drehte etwa „Der Vollstrecker“ und „Bodyguard von Peking“ mit ihm. Im Zusammenspiel mit Cyril Raffaeli ergab sich für ihn allerdings eine ganz besondere Herausforderung: Jet Li lässt im Laufe des Films immer wieder spektakulär die Fetzen fliegen, doch im finalen Kampf mit Raffaeli waren die Bewegungen der beiden sogar zu schnell (!) für die Kamera – also musste Regisseur Chris Nahon den Kampf gezielt bremsen und verlangsamen, damit die Schläge und Tritte der Fighter im Film später überhaupt mit bloßem Auge erfasst werden konnten!
Gerade für Freunde und Freundinnen von Nahkämpfen der alten Schule, in denen es fast komplett ohne CGI und andere Tricks zur Sache geht, ist „Kiss Of The Dragon“ deswegen ein absolutes Must-See. Hier waren sowohl vor als auch hinter der Kamera echte Kenner am Werk, die es verstehen, Action mit einer Brachialität und Dynamik zu versetzen, die große Hollywood-Produktionen oftmals vermissen lassen.
Wer noch mehr Bock auf Jet Li hat, bekommt seit kurzem übrigens zum ersten Mal einen seiner etwas älteren und unbekannteren Actionfilme erstmals uncut auf Blu-ray:
Nach 30 Jahren zum ersten Mal komplett ungekürzt: Knallharte Martial-Arts-Action mit Jet Li neu auf Blu-ray*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision. Dieser Artikel basiert auf einem bereits auf FILMSTARTS erschienenen Beitrag.