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    Die härteste Amazon-Serie geht noch härter weiter: So gut und brutal ist die Action in der 2. Staffel "Reacher"
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Begonnen mit den Stunts von Buster Keaton über die Akrobatik bei Jackie Chan hin zur Brachialgewalt in „The Raid“: Björn Becher liebt Actionfilme.

    Jack Reacher ist zurück auf Amazon Prime Video. Einmal mehr räumt der Romanheld in der Serienadaption knallhart auf. Wir konnten die zweite Staffel vorab sehen. Warum sie uns begeistert hat, verraten wir euch in unserer Kritik.

    Als im Februar 2022 die erste Staffel von „Reacher“ seine Premiere bei Amazon Prime Video feierte, überzeugte die Serien-Adaption nicht nur die zahlreichen Fans der seit mittlerweile 26 Jahren laufenden Romanreihe von Lee Child. Mit der Körperlichkeit von Alan Ritchson in der Titelrolle und einer Geradlinigkeit und Vehemenz, die man viel zu selten sieht, begeisterte die knallharte Action auch viele neue Fans.

    Nun kommt knapp zwei Jahre später die zweite Staffel, die an die Erfolgsformel der ersten Season anknüpft. Viele Elemente sind somit ähnlich – aber trotzdem wirkt das Ganze nicht wie eine Wiederholung!

    "Reacher" und sein altes Team auf Rachefeldzug

    In der Serie sind sogar mehr als zwei Jahre vergangen, seit Reacher (Alan Ritchson) in dem beschaulichen Örtchen Margrave aufgeräumt und den Mord an seinem Bruder gerächt hat. Mit der Kleidung, die er trägt, und einer Zahnbürste als einzigem Besitz vagabundiert er weiter durch die USA, als er auf seinem Konto eine eindeutige Überweisung sieht: 1.030 Dollar – ein klarer Hinweis auf den Militärcode 10-30, mit dem sofortige Hilfe angefragt wird. Dahinter steckt seine gute Freundin und einstige Kameradin Frances Neagley (Maria Sten).

    Calvin Franz (Luke Bilyk), ein Mitglied ihrer ehemaligen Elite-Einheit, wurde brutal gefoltert und dann aus einem Helikopter geworfen. Zudem erfährt Reacher von Neagley, dass weitere Mitglieder ihrer einstigen Militärpolizei-Sonderheit nicht zu erreichen sind, spurlos verschwunden zu sein scheinen. Immerhin David O'Donnell (Shaun Sipos) und Karla Dixon (Serinda Swan) können sie dann noch ausfindig machen. Das Quartett macht sich daran, das Schicksal ihrer übrigen Kollegen zu klären. Für Reacher ist dabei klar, dass diejenigen, die den jungen Familienvater Franz getötet haben, dafür genauso bezahlen werden. Sie werden ganz sicher nicht im Gefängnis landen, sondern dürfen sich auf einen Flug aus einem Helikopter „freuen“.

    Doch bald haben er uns sein Team den Verdacht, dass es jemand speziell auf ihre Ex-Einheit abgesehen haben könnte. Doch sie ahnen noch nicht, wo sie da wirklich reinstechen...

    Ungewohnt: Reacher im Anzug; nicht so ungewohnt: Reacher mit Knarre. Amazon Prime Video
    Ungewohnt: Reacher im Anzug; nicht so ungewohnt: Reacher mit Knarre.

    Wie schon bei der ersten Staffel machen die Verantwortlichen aber kein so großes Geheimnis um die wahren Hintergründe. Der ein Sicherheitsteam leitende Shane Langston (Robert Patrick) sowie ein mit wechselnden Identitäten durch die USA ziehender und dabei Leichen hinterlassender mysteriöser Mann (Ferdinand Kingsley) werden für uns vor dem TV-Gerät direkt als die Bösewichte entlarvt, und nur ihr genaues Motiv wird noch nicht gleich ausbuchstabiert. So bleibt fast nur die Fragen offen, ob nicht vielleicht auch jemand aus Reachers alter Einheit mit drinsteckt.

    Wenn Amazon Prime Video zum Start am 15. Dezember 2023 gleich die ersten drei Episoden veröffentlicht, dürften sich einige Zuschauer*innen dann auch erst mal fragen, was genau in den kommenden fünf Folgen noch erzählt werden soll. Denn am Ende der dritten Folge scheinen wirklich bereits alle Karten auf dem Tisch zu liegen, es nun nur noch darum zu gehen, die Bösewichte möglichst brutal zur Strecke zu bringen.

    Doch keine Sorge. Wir werden euch hier natürlich nicht die weiteren Episoden spoilern, können aber so viel sagen: Es passiert genug, damit die Staffel nicht nur spannend bleibt, sondern sogar noch spannender wird.

    Ein ganzes "Reacher"-Team

    Das liegt vor allem an den wieder sehr knackigen und brachialen Actionszenen, die „Reacher“ bereits in der ersten Staffel auszeichneten. Wie ein Dampfhammer darf der Titelheld wieder reihenweise unter Bösewichten aufräumen – dieses Mal mit noch mehr Kick-Ass-Unterstützung.

    Die Nebenfiguren erweisen sich dabei auch dieses Mal als Bereicherung. Maria Sten war als Ermittlerin, die nicht berührt werden will, aber richtig zuschlagen kann, schon in der ersten Season eine Trumpfkarte. Shaun Spios („Final Destination 2“) ist als Dampfplauderer mit Schlagring voll in seinem Element, während Serinda Swan es als schlagkräftiges wie erotisierendes Zahlengenie mit der Titelfigur bei der Analyse, beim Gegner-Verprügeln und im Bett aufnimmt.

    Mit ihr und dem einen New Yorker Cop verkörpernden Domenick Lombardozzi setzt Serien-Macher Nick Santora übrigens die mit Malcolm Goodwin in der ersten Season begonnene Tradition fort, Stars aus seiner früheren Serie „Breakout Kings“ zu „Reacher“ zu holen.

    Reacher und sein Team ermitteln. Amazon Prime Video
    Reacher und sein Team ermitteln.

    Vor allem agieren die Verantwortlichen hinter „Reacher“ in der zweiten Staffel noch etwas selbstbewusster. Man sieht nicht mehr die Veranlassung, zu viel zu erklären. Warum Reacher so handelt, wie er handelt, soll sich das Publikum selbst zusammenreimen, was die Serie noch geradliniger und knackiger macht.

    Gleichzeitig gibt es aber wieder auch vermehrt Einblick in das Innere der Figur. Reachers Stellung als Einzelgänger und Sonderling wird noch weiter beleuchtet. Er ist der Einzige, der nicht das gemeinsame Gruppenfoto der ehemaligen Einheit hat. Als einer der Kameraden bereits vor Jahren starb, war er nicht nur nicht bei der Beerdigung, er wusste bislang nicht einmal etwas von dessen Tod.

    Erneut arbeiten die Serienmacher hier mit Rückblenden. Erfuhren wir in der ersten Season noch wie Reacher und sein Bruder aufwuchsen, wird nun die Zeit als Leiter einer besonderen Ermittlungseinheit gezeigt – vom Team-Bonding bei der Kneipenschlägerei mit Offiziers-Arschlöchern bis hin zum blutigen Feuergefecht mit Drogengangstern. Vor allem zeigen diese Rückblenden aber natürlich, dass dieser Mann keinen unsinnigen Regeln folgt, wenn es um Gerechtigkeit geht.

    "Psycho Killer" Reacher

    Bei der Psychologisierung ihrer Hauptfigur wird die Serie sogar überraschend deutlich. Da sagt O'Donnell in einer der vielen Diskussionen über Musik seinem einstigen Boss, dass dieser sicher ein Fan des Talking-Heads-Songs „Psycho Killer“ ist. Das Lied läuft dann nicht nur später im Episodenabspann, sondern Reacher wird an anderer Stelle wie der Bösewicht in einem Slasher, wie ein Psycho-Killer, in Szene gesetzt. Doch natürlich bleiben ihm die Sympathien des Publikums trotzdem erhalten.

    Bei „Reacher“ ist (wie auch in der Romanreihe) Selbstjustiz natürlich kein Problem – solange sie der Richtige ausübt. Und so darf Reacher natürlich reihenweise Gesetze brechen, Gegner foltern und brutal massakrieren, weil es ja die Bösewichte sind und die Polizei ohnehin korrupt oder machtlos ist und dem Problem gar nicht Herr werden würde. Wer immer noch zweifelt, ob das wirklich so in Ordnung ist, wird damit beschwichtigt, dass es ja auch darum geht, einen zweiten „Elften September“ zu verhindern - eine größere Rechtfertigungskeule kann man in einer US-Serie gar nicht auspacken.

    Den Regeln folgen? Das konnte Reacher schon bei der Army schlecht. Amazon Prime Video
    Den Regeln folgen? Das konnte Reacher schon bei der Army schlecht.

    Ja, Reacher ist vielleicht ein „Psycho Killer“ - aber er tötet für die gute Sache. Also schnell weiter im Geschehen; zwei bis drei Gegnerköpfe an die Wand schlagen; und natürlich noch mal den imposanten Körper von Hauptdarsteller Alan Ritchson in Szene setzen – entweder in bester Tony-Scott-Manier vor sonnendurchflutenden Vorhängen oder gleich mit einem Close-Up auf das imposante Sixpack.

    Doch trotzdem ist „Reacher“ keine tumbe Serie. Mehrfach wird es richtig emotional, geht es auch um Verlust und Einsamkeit. Diese Momente, in denen man merkt, wie auch Reacher Dinge lernt oder zumindest erkennt, die ihm fremd sind, dauern nie lange, doch sind einprägsam (und sogar besser als vergleichbare Szenen in der ersten Staffel). Es sind wunderbare Zwischenmomente, die kurz auf andere Art mitreißen, bevor wieder Kugeln oder Fäuste fliegen… oder One-Liner ausgetauscht werden.

    Die gibt es auch in der zweiten Staffel zuhauf, nicht immer sitzen sie. Vor allem einige Meta-Gags wirken doch sehr bemüht – da muss zum Beispiel „Terminator 2“-Böswicht Robert Patrick eine „Terminator“-Anspielung kommentieren. Doch das sind nur Abzüge in der B-Note für diese starke Serie.

    "Reacher": So erscheinen die Episoden bei Amazon Prime Video

    Die ersten drei Episoden der zweiten Staffel von „Reacher“ stehen ab dem 15. Dezember 2023 bei Amazon Prime Video zur Verfügung. Am 22. Dezember 2023 folgt Episode 4, danach geht es im Wochentakt auch immer mit jeweils einer Episode weiter. Das Staffelfinale gibt es so am 19. Januar 2024 auf Amazon Prime Video.

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