In „Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI“ gingen David Duchovny und Gillian Anderson erst von 1993 bis 2022 und dann noch mal von 2016 und 2018 mysteriösen Fällen auf den Grund. Auch in zwei Kinofilmen ermittelten die gegensätzlichen FBI-Agenten Mulder und Scully. Dass Fans der Serie um Verschwörungstheorien und unerklärliche Phänomene selbst ausgezeichnete Ermittler*innen sind, bewiesen sie nun im Internet.
Was ist passiert?
Fangen wir der Reihe nach an. Am 5. Dezember 2023 schrieb auf dem Kurznachrichtendienst X (lange Zeit bekannt als Twitter) eine Amerikanerin mit dem Handle @laurenancona, dass sie gerade die „merkwürdigste Erfahrung“ hatte. Sie schaute eine alte „Akte X“-Episode von 1998 – und darin gab es einen Song, der ihr nicht mehr aus dem Ohr ging. Sie mussten wissen, um was für ein Lied es sich dabei handelt – und so begann eine Suche...
Denn wie die X-Nutzerin überraschend feststellen musste, war ihr Unterfangen gar nicht so einfach, wie man es in diesem Zeitalter erwarten würde. Schnell den auf Songerkennung spezialisierten Dienst Shazam genutzt: Kein Ergebnis!
Also machte sie sich erst anhand des Songtextes, dann noch mit der konkreten Episode auf eine Internetsuche und fand heraus: Sie ist mit ihrer Suche nicht allein. Bereits an anderer Stelle im Internet fragten sich Leute, wie das Lied heißt.
Seit 25 Jahren suchen "Akte X"-Fans ein Lied
Auf der Diskussionsplattform Reddit geben Leute zu Protokoll, sie seien bereits seit der Ausstrahlung der Episode 1998 auf der Suche nach dem Lied. Auf YouTube existiert ein Video, in welchem der Song auch seit Monaten ohne Erfolg gesucht wird.
Erst 2022 nutzte zudem jemand die Möglichkeit, bei der weltgrößten Film- und Seriendatenbank IMDb eigene Kritiken einzustellen, um einen Aufruf zu posten, das über zwei Jahrzehnte alte Rätsel zu lösen.
Wir haben es hier also mit einem richtigen „Akte X“-Mysterium zu tun, welches Fans schon seit Ewigkeiten beschäftigt. Was also machen? Wie ihr euch schon denken könnt, nutzte die X-Userin ihren Thread bei der Plattform nicht nur, um ihren Frust zu artikulieren, dass sie das tolle Lied nicht finden kann, sondern hoffte auf Unterstützung.
So veröffentlichte sie auch einen Ausschnitt der Szene auf X. Wir binden hier mal das schon länger kursierende YouTube-Video ein, weil es eine bessere Qualität hat:
Und manchmal hat das die zuletzt zu Recht in reichlich Verruf geratene Plattform X noch ihre guten Seiten. Viele Nutzer*innen beteiligten sich an der Suche. Mit weit über 100.000 Likes und mittlerweile fast 20.000 Re-Tweets wurde die Suche immer weiter verbreitet. Zum jetzigen Zeitpunkt wurde der Ausgangs-Post über 18,5 Millionen Mal angezeigt.
Leute steuerten Ideen bei, wie man das Lied finden könnte, während die Gemeinde auch gleichzeitig die Frage beschäftigt, warum ausgerechnet dieses Lied so ein Ohrwurm zu sein scheint, dass viele wissen wollen, wie es heißt und von wem es stammt.
Die Suche führte die Internetgemeinde natürlich zuerst zu den Leuten, die im Abspann der Folge gelistet sind – allen voran der Name Jeff Charbonneau stach dabei ins Auge. Denn seine Rolle ist „Music Editor“. Der müsste doch helfen können.
Nachfrage beim Music Editor? Ohne Erfolg!
Es gelang sogar Leuten, ihn ausfindig zu machen, doch helfen konnte der zuerst nicht. Er könne sich absolut nicht mehr an das Lied erinnern (hat also nicht bei jedem Ohrwurm-Qualitäten). Er sei sich aber sicher, dass es nicht extra für die Serie geschrieben wurde (was viele spekulierten), sondern eher Verwendungsrechte aus einer Musik-Bibliothek gekauft wurden.
Selbst ein Mitarbeiter der Serie konnten also nicht helfen und wusste nicht mehr weiter. Dabei gab Jeff Charbonneau alles. Er ging sogar seine alten Unterlagen durch – allerdings ohne auch nur einen einzigen Hinweis auf den mysteriösen Song zu finden.
Doch dann kam die Rettung. Irgendjemand (fragt uns nicht wie) konnte das sogenannte Cue Sheet zur Folge finden, welches selbst Jeff Charbonneau nicht mehr hatte. In solchen Sheets werden Musikstücke festgehalten, die zum Beispiel in einer Serien-Episode genutzt werden – vor allem um später sicherzustellen, dass die Urheberrechte korrekt verwaltet und die entsprechenden Gebühren an die Rechteinhaber gezahlt werden.
Mit diesen neuen Informationen machte sich Ober-Ermittlerin @laurenancona daran, sich die Episode zu kaufen und sie noch mal zu schauen, um nach dem Ausschlussprinzip herauszufinden, welches Musikstück auf dem Cue Sheet in welcher Szene gespielt wird, um dann zu sehen, welches am Ende übrig bleibt und damit das Gesuchte ist.
Die Internetgemeinde konnte beobachten, wie sie die Suche bis auf zwei Möglichkeiten reduzierte und dann kam von einem weiteren User die Antwort:
Nach 20 Stunden gibt es die Lösung!
Der gesuchte Song heißt „Staring At The Stars“. Er wurde von Glenn Jordan und Dan Marfisi geschrieben und gesungen – entgegen der Annahme von Jeff Charbonneau entstand das Stück extra für die Serie.
Rund 20 Stunden dauerte die gemeinsame Suche zahlreicher Fans der Kult-Serie übrigens.
Vorbei ist die wundervolle Geschichte übrigens noch nicht. Schnell wurden natürlich Glenn Jordan und Dan Marfisi ausfindig gemacht. Die zeigten sich begeistert davon, dass so viele Leute plötzlich Interesse an einem 25 Jahre alten Song haben. Sie konnten sogar erzählen, wie das Lied entstand. Doch es gab auch ein Problem...
Denn nun startete für sie eine Suche. Sie wussten nicht mehr, ob sie das Lied noch haben. So durchstöberten nun die beiden Musiker ihre Archive – und das schließlich mit Erfolg.
Neues Problem: Wer hat heute noch einen CD-Player?
Glenn Jordan fand noch einen alten CD-Backup, auf dem „Staring At The Stars“ ist. Danach mussten die Musiker erst noch einen CD-Player kaufen gehen, um überhaupt an ihr eigenes Lied zu kommen. Doch das ist mittlerweile geschafft, wie Dan Marfisi – natürlich auf X – verkünden konnte:
In Kürze soll „Staring At The Stars“ im Internet hochgeladen werden.
Für zahlreiche „Akte X“-Fans endet nun nach 25 Jahren also die Suche nach einem Lied. Mulder und Scully dürften von diesem Arbeitseifer auch begeistert sein. Schneller hätten sie diesen Fall nicht lösen können (vor allem hätte Mulder womöglich erst ein paar Stunden mit Theorien zugebracht, ob ein Außerirdischer in die Herstellung des Songs involviert war und es deswegen keine Informationen über seine Herkunft gibt, weil das ja vertuscht werden musste).
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