Auf den Spuren von "Inception": Frischer Sci-Fi-Nachschub vom "Alita"-Macher jetzt neu im Heimkino

Robert Rodriguez machte sich erst mit blutigen Kult-Hits wie „Desperado“ und „From Dusk Till Dawn“ einen Namen, dann inszenierte er auch zahlreiche Familienfilme. In jüngerer Vergangenheit mischte der Filmemacher sein Schaffen richtig wild durch: Innerhalb weniger Jahre lieferte er unter anderem ein Reboot seines „Spy Kids“-Franchises, den Billie-Eilish-Konzertfilm „Happier Than Ever“, eine „The Mandalorian“-Folge und den von James Cameron produzierten Sci-Fi-Film „Alita: Battle Angel“ ab.

Was kaum wer mitbekam: Vor wenigen Monaten startete mit „Hypnotic“ ein neuer Thriller des geschäftigen Texaners im Kino, der allerlei Anleihen bei Erfolgsregisseur Christopher Nolan hat. Vielleicht schlägt der Film ja nun größere Wellen: „Hypnotic“ ist ab dem 23. November 2023 fürs Heimkino erhältlich:

"Hypnotic": Das Autokino-"Inception"?

Seit seine Tochter entführt wurde, ist Detective Danny Rourke (Ben Affleck) von Trauer zerfressen. Als er einer Reihe sonderbarer Banküberfälle nachgeht, glaubt er, neue Hinweise über ihren Verbleib zu entdecken. Also geht er der Sache verbissen nach, obwohl sich seine Wege dadurch mit dem gefährlichen Gangster (William Fichtner) kreuzen.

Unerwartete Hilfe findet Danny in der geheimnisvollen Diana Cruz (Alice Braga), die glaubt, dass es Menschen gibt, die so gut in Hypnose sind, dass sie praktisch die Realität ihrer Opfer auf den Kopf stellen können. Zunächst hält Danny dies für Humbug, aber dann werden die Indizien immer erdrückender...

Sich vor den Augen des Helden verschiebende Straßenzüge und eine verschachtelte, von Fragen durchzogene Story: „Das erinnert dann durchaus an die großgedachten cineastischen Rätsel eines Christopher Nolan (speziell 'The Prestige' und 'Inception')“, urteilte FILMSTARTS-Chefkritiker Christoph Petersen in seiner „Hypnotic“-Kritik.

Allerdings schafft Rodriguez nicht nur weniger massiv ausstaffierte Bildwelten als Nolan, auch die Story ist nicht derart weitreichend gedacht. Daher mutet „Hypnotic“ letztlich wie ein Nolan-Imitat an, das wie gemacht ist für das Auto- oder Bahnhofskino. Solch eine kernige Rotzigkeit sind Rodriguez' Fans ja durchaus von ihm gewohnt – wenngleich dieser Sci-Fi-Thriller nicht vollauf in die typische Rodriguez-Kerbe schlägt.

Beispielsweise beschränken sich die Cameos seiner üblichen Weggefährt*innen auf ein Minimum (nicht einmal „Machete“-Star Danny Trejo gibt sich die Ehre), und auch die schmissigen Dialoge seiner Erfolgsfilme bleiben weitestgehend aus. Letzteres wirkt sich zeitweilig auch auf die Performances aus, die durchaus vitaler sein könnten.

Der große Twist und das Rewatch-Potential

An dieser Stelle folgen keine konkreten Spoiler für „Hypnotic“, allerdings sei auf eines der Highlights des Sci-Fi-Thrillers verwiesen: Nach dem ersten großen Twist werden die Stimmung und der Look der 65-Millionen-Dollar-Produktion neu ausgerichtet – mit interessanten Auswirkungen.

Christoph Petersen fasste das, was folgt, treffend als „eine Mischung aus 'The Cabin In The Woods', 'One Cut Of The Dead', 'X-Men' und Hinter-den-Kulissen-Aufnahmen einer 'Joko und Klaas'-Show“ zusammen – und der Verfasser dieses Artikels muss gestehen, während dieser Passage im Kino diebisch gegrinst zu haben.

Und obwohl auch er den Kinosaal nach „Hypnotic“ letztlich eher ernüchtert verlassen hat, freut er sich seither auf einen Rewatch. Und sei es nur, um einer Theorie nachzugehen, die er gerne kryptisch an euch weiterleitet: Es könnte sein, dass „Hypnotic“ eine zwar gegen Ende narrativ unentschlossene, allerdings kreative und schonungslose Rodriguez-Selbstkritik darstellt.

Falls ihr mit dem Schaffen des Regisseurs, der einst für mit einfachen, haptischen Mitteln verwirklichte Filme gefeiert wurde und zuletzt oftmals auf günstige Digitaltricks und viel Greenscreen zurückgriff, vertraut seid, solltet ihr euch „Hypnotic“ unter diesem Gesichtspunkt anschauen. Vielleicht steckt hinter Dannys Suche nach seiner Tochter Rodriguez' unterbewusste Suche nach seinem alten Filmemacher-Ich?

Genauso gut könnte es aber sein, dass der Verfasser dieser Zeilen im Kino krampfhaft nach Gründen suchte, „Hypnotic“ für sich aufzuwerten. Entscheidet im Zweifel einfach für euch selbst, ob man bei diesem Autokino-„Inception“ tiefer graben oder nur Tortilla-Chips knuspernd dem Abspann entgegen fiebern kann.

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