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    Diese Disney-Realverfilmung kommt heute endlich ins Free-TV – und das lange Warten hat sich gelohnt!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sidneys Lieblingsfigur ist Donald Duck, sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“ und bereits in der Grundschule las er eine Walt-Disney-Biografie. Wenn er könnte, würde er ins Disneyland auswandern, aber da das nicht geht, muss ihn seine Disney-Sammlung bei Laune halten.

    Nach geschlagenen fünf Jahren Wartezeit ist es endlich so weit: Heute Abend feiert „Christopher Robin“ Free-TV-Premiere. Und dafür gibt es von unserem Autor eine klare Einschaltempfehlung. Denn der „Winnie Puuh“-Film ist dramatisch unterschätzt.

    Sie sind unter Fans umstritten, und doch bringen sie die Kinokassen oft lautstark zum Klingeln: Disneys Realfilme über Figuren und Stoffe, die das Studio zuvor zu ikonischen Trickfilmen verarbeitet hat. In dieser Flut ist leider eine Produktion untergegangen, die dem Disney-Fan, der diese Zeilen hier geschrieben hat, sehr zu Herzen ging.

    Nun feiert sie nach langem Warten ihre Free-TV-Premiere: Der Disney Channel zeigt heute, am 23. November 2023, ab 20.15 Uhr „Christopher Robin. Falls ihr die Tragikomödie von „World War Z“- und „Schräger als Fiktion“-Regisseur Marc Forster ohne Werbung genießen möchtet: Ihr findet sie auch bei Disney+.

    Mit fast 200 Millionen Dollar weltweit generierte „Christopher Robin“ zwar Einnahmen, nach denen sich viele Filmschaffende die Finger lecken würden, als wären sie ein gewisser Bär, der gerade den Honigtopf gefunden hat. Für Realfilme, die sich an Disneys Trickfilm-Pantheon bedienen, ist das allerdings eine schmale Summe:

    Selbst „Cruella“ brachte es auf ein höheres Ergebnis, obwohl der Film pandemiebedingt parallel auf Disney+ veröffentlicht wurde. Zumindest der Verfasser dieses Artikels würde „Christopher Robin“ aber qualitativ klar über „Cruella“ oder den Milliarden-Dollar-Hits „Aladdin“ und „Alice im Wunderland“ ansiedeln. Mit letztgenanntem Film hat „Christopher Robin“ wohlgemerkt inhaltliche Gemeinsamkeiten...

    "Christopher Robin": Ein herzlicher, wärmender "Winnie Puuh"-Epilog

    Wie Tim Burtons „Alice im Wunderland“ lässt sich „Christopher Robin“ wahlweise als für sich stehende Interpretation der ursprünglichen Literaturvorlage verstehen, oder als Sequel der Disney-Zeichentrickvariante:

    Christopher Robin (Ewan McGregor) ist gestresst: Sein Job schluckt immer mehr seiner raren Freizeit, die er mit seiner Frau, der Architektin Evelyn (Hayley Atwell), und Töchterchen Madeline (Bronte Carmichael) verbringen möchte. Nun fällt ihm auch noch eine außerordentlich wichtige Aufgabe in den Schoß, mit der er zahlreiche Jobs retten könnte – doch dafür müsste er ein lang geplantes Familienwochenende opfern.

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    Also beißt er in den sauren Apfel und macht Überstunden noch und nöcher, auch wenn dies seine Liebsten enttäuscht. Mit all diesen Sorgen und Pflichten im Nacken gerät Christopher Robin in eine gedankliche Sackgasse – als er plötzlich Winnie Puuh, Tigger, Ferkel, I-Ah, Känga und Ruh vor sich sieht, die seine kindlichen Qualitäten wieder wach kitzeln...

    Während Burtons Fantasy-Chaos eher holprig an den „Alice im Wunderland“-Trickfilm anschließt (falls überhaupt), nimmt „Christopher Robin“ die liebenswerte Disney-Interpretation des „dummen, alten Bären“ und spinnt ihre Stärken melancholisch-süß weiter: Die gelungenen Disney-Produktionen über die von A. A. Milne erschaffenen Tierchen des Hundert-Morgen-Waldes sind kindlich, unbeschwert und von galant-beiläufigem, intellektuellem Witz durchzogen.

    Die schwächeren Puuh-Projekte Disneys zeigen die Hundert-Morgen-Wald-Truppe dagegen leider nur als plumpe Kinderunterhaltung, was „Christopher Robin“ herb-optimistisch ausgleicht. In „Christopher Robin“ geht es um ein Erwachsenen-Pendant zu den sonst mit Winnie Puuh verarbeiteten, kindlichen Alltagssorgen: Der Film handelt davon, dass sich der von Ewan McGregor mit erschöpft-verdattertem Charme gespielte Titelheld zu viel aufhalst und droht, in einen schädlichen Workaholic-Kreislauf zu geraten.

    Christopher Robin
    Christopher Robin
    Starttermin 16. August 2018 | 1 Std. 43 Min.
    Von Marc Forster
    Mit Ewan McGregor, Hayley Atwell, Bronte Carmichael
    Pressekritiken
    2,7
    User-Wertung
    3,4
    Filmstarts
    2,5
    Auf Disney+ streamen

    Durch die Rückkehr der Hundert-Morgen-Wald-Charakterköpfe eignet er sich wieder eine einfach gestrickte, aber fokussierte Sicht auf die Welt an, die ihm hilft, seine Pflichten, Gedanken und Bedürfnisse zu sortieren. Somit zwingt sich Christopher Robin zugleich, durchzuschnaufen und Kräfte zu sammeln, damit er erstarkt und inspiriert aus seinem Tief herauskommt. Nicht mehr, nicht weniger.

    Es ist eine sehr einfache, dennoch gerade für berufstätige Erwachsene nicht zu unterschätzende Lektion, die Alex Ross Perry, Tom McCarthy und Allison Schroeder in ihrem Skript pfiffig, anspornend und mit rührend-gewitzten Wortwechseln umsetzen. Und Forster setzt sie mit fabelhaften Trickeffekten und einer traumhaften Selbstverständlichkeit in Szene, die über das Älterwerden und Erwachsenenpflichten reflektiert, ohne all dies zu verdammen – womit „Christopher Robin“ so manchen weltfremden „Besinn dich einzig auf dein kindliches Ich!“-Filmen was voraus hat.

    Vielleicht habe ich mich aber auch einfach von der neuen Musik der Disney-Legende Richard M. Sherman („Mary Poppins“) und den sympathischen Plüschkameraden um den Finger wickeln lassen. In der 2,5-Sterne-FILMSTARTS-Kritik findet ihr eine gemäßigte Gegenstimme. Und ob ihr eher I-Ah oder Tigger seid, könnt ihr ja nach eurem heutigen TV-Abend entscheiden.

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