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    Heute im TV, aber an 21 (!) Stellen geschnitten: Was Pro7 mit diesem Tarantino-Meisterwerk anstellt, ist eine absolute Frechheit!
    Christoph Petersen
    Christoph Petersen
    -Chefredakteur
    Hat im letzten Jahr mehr als 900 Filme gesehen - und jede Minute davon genossen, selbst wenn der Film gerade nicht so gut war.

    Mit Werbung und zerschnippelt: Obwohl es schon bei früheren Ausstrahlungen viel Kritik gab, zeigt ProSieben kein Einsehen und „Django Unchained“ heute erneut um 20.15 Uhr (und damit in einer teilweise sinnentstellend geschnittenen Fassung).

    Ja, die Programmverantwortlichen rechnen sich aus, dass sie um 20.15 Uhr ein größeres Publikum erreichen als nach 22 Uhr – und deshalb zeigen sie den FSK-16-Blockbuster „Django Unchained“ (4,5 Millionen Kinobesucher allein in Deutschland) lieber geschnitten zur Primetime als in seiner regulären Fassung zu späterer Stunde.

    Aber während man das bei der TV-Premiere vielleicht noch nachvollziehen konnte, handelt es sich inzwischen um die mindestens neunte Ausstrahlung des Quentin-Tarantino-Streifens – und da könnte man ja vielleicht auch langsam mal darauf verzichten, die Spaghetti-Western-Hommage für eine Handvoll Zuschauer mehr an gleich 21 Stellen (!) um insgesamt 4 Minuten (!!) zu kürzen…

    Diese Szenen fehlen auf ProSieben

    Die aktuelle, massiv gekürzte TV-Fassung hat ProSieben bereits für die Free-TV-Premiere im Jahr 2015 anfertigen lassen – und sieht seitdem offenbar keinen Grund, bei weiteren Ausstrahlungen auf sie zu verzichten. Bei den 21 Schnitten handelt es sich überwiegend um sehr kurze Momente von oft weniger als einer Sekunde Länge – man sieht dann etwa nicht, wie nach einem Schuss das Blut spritzt (und das spritzt reichlich, Quentin Tarantino sieht seinen Film nämlich als Verbeugung vor dem Spaghetti-Western-Genre und in dem wurden schließlich auch keine Gefangenen gemacht).

    Aber es gibt darüber hinaus auch zwei Sequenzen, in denen lange Passagen aus dem Film geschnitten wurden: Das eine ist der grausame Mandingo-Kampf, wenn die Plantagenbesitzer Calvin Candie (Leonardo DiCaprio) und Amerigo Vessepi (Franco Nero) zur Belustigung der weißen Zuschauer zwei schwarze Sklaven in einem Kampf auf Leben und Tod aufeinanderhetzen. An dieser Stelle fehlt mehr als eine Minute – was gerade auch in diesen Tagen besonders sauer aufstößt, weil hier die unmenschliche Grausamkeit gegenüber den Sklaven (zumindest in ihrer vollen Härte) einfach auf dem Boden des Schneideraums landet.

    Im (eigentlich) mit Blutfontänen bestückten Finale fehlen dann insgesamt sogar rund zwei Minuten – was den (bewusst überhöhten) Gewalt-Overkill zu einem durchschnittlichen Western-Showdown zurechtstutzt. Mit der ursprünglichen Vision hat die geschnittene „Django Unchained“-Fassung spätestens ab hier dann wirklich nicht mehr viel gemeinsam.

    Das sagt die Behörde dazu

    Dass die gekürzte „Django Unchained“-Fassung von der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) für eine Ausstrahlung um 20.15 Uhr durchgewunken wurde, begründete die Prüfstelle damals in einem Blog-Eintrag wie folgt: „Allzu drastische Gewaltszenen wurden gegenüber der Originalversion durch Kürzungen entschärft. Dennoch bleibt es ein gewalthaltiger Film im typischen Tarantino-Stil. Aber es wird eingeschätzt, dass ab 12-Jährige die Überspitzung der Gewalt und die Überhöhung der Figuren als solche bereits erkennen können [...].“

    Die FSF ist quasi das Fernsehpendant zur FSK, prüft in der Regel aber Filme nicht extra noch mal, die bereits ein FSK-Siegel haben. Ausnahmen stellen aber neu angefertigte Schnittfassungen dar, weil hier gewährleistet sein muss, dass das Ergebnis nun tatsächlich eine geringere Altersfreigabe bekommen könnte.

    "Django Unchained" ungeschnitten auf ProSieben

    Wie so oft zeigt ProSieben die ungeschnittene Fassung von „Django Unchained“ dann aber zumindest in der Wiederholung - und zwar um 2.10 Uhr in der kommenden Nacht von Samstag auf Sonntag.

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    Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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