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    TV-Tipp: Dieser Megahit hat Hollywood verändert – und wird bald zur TV-Serie der "Avengers: Endgame"-Macher
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Mit „Zwei Banditen“ bestätigten sich Paul Newman und Robert Redford als Hollywood-Stars – und brachten ein Massenpublikum dazu, sich in zuvor ungeahnter Intensität mit Antihelden zu identifizieren. Heute läuft der Western-Superhit im Free-TV.

    Egal, ob man ihn unter seinem ursprünglichen deutschen Titel „Zwei Banditen“ oder dem geläufigeren Originaltitel „Butch Cassidy und Sundance Kid“ kennt: Der Western-Blockbuster mit Robert Redford und Paul Newman ist ein Meilenstein, den man nicht oft genug sehen kann. Und das nicht bloß, weil sein Ende oft kopiert wurde (etwa von Owen Wilson und Jackie Chan in „Shang-High Noon“)!

    Auch sonst hinterließ er stattliche Spuren in der Kinolandschaft: Der Mega-Hit ist ironisch-süffisante Verballhornung und melancholischer Abgesang auf klassische Western zugleich – sowie einer der Wegbereiter für die revolutionäre Ära des New Hollywood Kinos. Heute, am 12. November 2023, läuft „Zwei Banditen“ ab 20.15 Uhr bei TELE 5. Falls ihr den bahnbrechenden Klassiker ohne Werbung sehen möchtet: „Zwei Banditen“ ist zudem bei Disney+ abrufbar.

    "Zwei Banditen": Liebenswerte Outlaws

    Butch Cassidy (Paul Newman) und Sundance Kid (Robert Redford) teilen sich eine Leidenschaft: Das Überfallen von Zügen! Doch ihre wilden Tage nähern sich dem Ende: Die Eisenbahngesellschaft engagiert Banditenjäger, um den Halunken und ihrer Bande das Handwerk zu legen... Regisseur George Roy Hill und Autor William Goldman erzählen diese ganz alltäglich wirkende Western-Geschichte allerdings mit einem herausragenden Dreh:

    Sie präsentieren „Zwei Banditen“ in einer süffisanten, ironischen Art, die fast an eine parodistische Western-Dekonstruktion grenzt: Mit Spott und rebellischer Ungeduld werden Erzählkonventionen gegen den Stich gebürstet, was Redford und Newman zu äußerst charmant-frechen Performances anspornt. Zugleich zieht sich durch den Film eine eingangs unterschwellige, im letzten Drittel immer deutlicher werdende Melancholie:

    Butch und Sundance mögen vorlaute, das Gesetz mit den Füßen tretende und lüsterne Scherzbolde sein. Allerdings lässt sich ihnen anmerken, dass sie fürchten, mit Vollgas auf das Ende einer Ära zuzusteuern. Es ist dieser halb-verdeckte Schwermut, durch den „Zwei Banditen“ zum umjubelten Klassiker wurde: Hill, Goldman, Newman und Redford ermöglichen es, diebisch grinsend über die Titelfiguren den Kopf zu schütteln, mit ihnen hämisch zu lachen und mit zugeschnürtem Hals um sie zu bangen. Ein unvergesslicher Drahtseilakt.

    Wie Butch und Sundance für Furore sorgten

    Das in Hollywood jahrzehntelang so dominante Western-Genre zeigte Ende der 1960er bereits Abnutzungserscheinungen: Die Traumfabrik wartete mit nachdenklichen Genrevertretern auf, aus Italien schwappte eine Welle an brutalen, moralisch vertrackten Western herüber.

    Doch mit „Zwei Banditen“ setzten Hill und Goldman ein unübersehbares Signal: Die Tage des klassischen Hollywood-Westernkinos aus den großen Studios sind gezählt. Denn nicht nur, dass die Ehrfurcht vor erzählerischen Genre-Konventionen massiv nachgelassen hat:

    Der alltägliche Saubermann-Held hatte auch (vorerst) an Reiz verloren – und der Anti-Held ist nicht länger ausschließlich ein verruchter Gegenentwurf! Newmans und Redfords Outlaws sind waschechte Antihelden voller Makel – aber so sympathisch und spritzig gespielt, als seien sie völlig normale Protagonisten, zu denen wir keine kritische Distanz benötigen.

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    Das war mit dieser Vehemenz und Selbstverständlichkeit zwar kein Novum, aber sehr wohl eine Anomalie für das Mainstreamkino des Jahres 1969 – und traf voll ins Schwarze: „Zwei Bandiden“ wurde in Nordamerika zum größten Blockbuster des Jahres. Viele Filmhistoriker*innen betrachten ihn daher als wichtigen Wegbereiter für den Erfolg der New-Hollywood-Ära:

    Wenige Monate zuvor sorgte bereits „Easy Rider“ für einen Paukenschlag. Das allein hätte man zwar noch als Sturm im Wasserglas deuten können, aber spätestens, als sich kurz nach dem Counter-Culture-Renner ein erfolgreicher Studiofilm gegen Hollywood-Standards auflehnte, wurde klar, dass sich der Wind gedreht hat. Bald darauf sollte sich die US-Kinolandschaft massiv verändern – jedenfalls für ein paar Jahre, bevor im Fahrwasser von „Star Wars“ ein erneutes Umdenken stattfinden sollte.

    Das Vermächtnis

    Die Ära der Antihelden und der sich frei entfaltenden Regie kam, das Studiosystem und die gemäßigten Blockbuster-Hauptfiguren schlugen zurück. Doch „Zwei Banditen“ blieb präsent: Neben einer TV-Fortsetzung rund um die von Katharine Ross gespielte Lehrerin Etta Place, um die sich die Halunken im Originalfilm keck zanken, entstand auch ein vielfach kritisiertes Prequel namens „Butch & Sundance – Die frühen Jahre“.

    Redford wiederum benannte erst sein Ski-Resort und dann das von ihm gegründete Sundance Film Festival nach seiner populären Rolle. Und bald treten „Bridgerton“-Star Regé-Jean Page sowie „Top Gun: Maverick“-Szenendieb Glen Powell in die Fußtapfen der Leinwandlegenden Newman und Redford:

    Denn „Zwei Banditen“ wird als Grundlage für eine neue Amazon-Prime-Video-Serie dienen. Ausführende Produzenten sind die „Avengers: Endgame“-Regisseure Joe & Anthony Russo, die den Filmklassiker aber nicht bloß in Serienlänge neu aufgießen wollen. Stattdessen soll der Film sehr frei neu interpretiert und in eine alternative Realität versetzt werden – man darf gespannt sein...

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