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    Die seltensten Filme der Welt: Ich schaue seit einem Jahr über 100 Filme von einem Kultregisseur, die sonst niemand gesehen hat!
    Christoph Petersen
    Christoph Petersen
    -Chefredakteur
    Hat im letzten Jahr mehr als 900 Filme gesehen - und jede Minute davon genossen, selbst wenn der Film gerade nicht so gut war.

    Mit „Der Fan“ hat Eckhart Schmidt einst einen riesigen Kinoskandal angezettelt. Seit einigen Jahren dreht er Unmengen an Filmen mit jungen Frauen, die sich auf Hotelbetten räkeln und dabei Gedichte vortragen. Aber ja, auch die müssen geguckt werden!

    VZ-Handelsgesellschaft mbH

    Insgesamt finden sich in der Filmographie von Eckhart Schmidt aktuell mehr als 200 Einträge – und die wollen natürlich alle gesehen werden! Vor allem seit einigen Jahren dreht der Kultregisseur von „Der Fan“ im Jahr bis zu drei Dutzend Filme, die dann in einer Mini-Auflage von teilweise nur 30 Stück verkauft werden – aber ich schaue sie alle! Kann man sich am Ende zwar auch nichts von kaufen – aber für mich ist das aktuell (und sicherlich noch mindestens ein Jahr lang) eine wahnsinnig faszinierende Seherfahrung.

    Schließlich bin ich offenbar eh extrem anfällig dafür, mich in – auch eher abseitige – Filmographien hineinsteigern! So zum Beispiel bei David DeCoteau: Nachdem ich mit Freunden „A Talking Cat!?!“ gesehen habe, der zwar als einer der legendär schlechtesten Filme aller Zeiten gilt, den wir aber erstaunlich liebenswürdig und sympathisch fanden, habe ich mich kopfüber in die Filmographie des Kanadiers gestürzt – von seinen B-Movie-Horror-Wurzeln („Sorority Babes In The Slimeball Bowl-O-Rama“) bis hin zur inzwischen auf 25 Teile angewachsenen „The Wrong“-Thriller-Reihe, die er für den amerikanische Hausfrauen-Sender Lifetime verwirklicht hat.

    90 Filme habe ich schon, 80 fehlen noch!

    Alle zwei bis drei Monate ein neuer Film ist bei DeCoteau eher die Regel als die Ausnahme – und so sind inzwischen schon 90 gesehene Filme bei mir zusammengekommen (von denen viele im selben Haus gedreht wurden, weshalb ich mich dort inzwischen fast so gut auskenne wie in meiner eigenen Wohnung). Und die fehlenden 80 Titel aus seiner Filmographie werden natürlich auch noch geschaut. Hier mal ein kurzer Einblick in den unvergleichlichen DeCoteau-Kosmos – man beachte vor allem die offenbar per Photoshop eingefügten Lippen sowie die Wahnsinns-Idee, ausgerechnet Eric Roberts als Sprecher für die niedliche kleine Katze anzuheuern:

    Aber inzwischen sind mein Mitverschwörer Kamil Moll und ich sogar auf einen noch tieferen cineastischen Kaninchenbau zum Hineinklettern gestoßen: Natürlich kannte ich Eckhart Schmidt schon länger – gerade seinen Skandalfilm „Der Fan“ (» als Blu-ray bei Amazon*), in dem die junge Désirée Nosbusch einen fanatischen Schlagerfan spielt, die ihr Idol nach einer enttäuschten Liebe zunächst tötet und dann verspeist, erachte ich als einen der bedeutendsten deutschen Horrorfilme überhaupt. Mehr Kult geht nicht!

    Seit einigen Jahren jedoch dreht Schmidt nun an einem Römischen Zyklus, der es bereits auf sieben Blu-ray-Boxen mit jeweils zehn bis mehr als 30 Titeln bringt. Während die ersten Filme noch allesamt auf einem Festival gezeigt wurden, gab es seitdem nur noch vereinzelte Kinovorführungen. Man muss sich also an die (vom Regisseur offenbar selbst hergestellten) Blu-rays halten: War die erste Box noch auf 100 Exemplare beschränkt, ging es später runter bis auf 30 Exemplare – und billig sind die Sets auch nicht gerade, was bei einer so geringen Auflage ja auch verständlich ist. Zudem kann man sie auch nur im persönlichen Online-Shop des Regisseurs erstehen, wo man zunächst einmal sein Alter angeben muss, um überhaupt Zugang zu erhalten. Kein Wunder, schließlich handelt ein Großteil der Filme von nackten jungen Frauen.

    Ich besaß zwar zumindest einige der Boxen schon länger. Aber so richtig Lust darauf, uns da jetzt voll reinzustürzen, haben mein FILMSTARTS-Co-Kritiker Kamil Moll und ich beim diesjährigen Hofbauer Kongress in Nürnberg bekommen. Das Festival war mal ein Geheimtipp, ist aber inzwischen DAS Ereignis für Fans von abseitigem oder vernachlässigtem Populärkino (vom Schlagerfilm bis zur Sexklamotte, die vornehmlich von alten 35mm- oder 16mm-Kopien projiziert werden). In diesem Jahr wurden dort auch zwei der neueren Schmidt-Filme gezeigt (und eigentlich wollte der Regisseur selbst kommen, musste dann jedoch kurzfristig aufgrund einer Erkrankung absagen).

    Immer montags möglichst viele Filme am Stück

    Für uns gilt bei sowas immer: Ganz oder gar nicht! Aber das sind inzwischen eben direkt mehr als 100 Titel (und alle sonstigen Schmidt-Filme schauen wir selbstverständlich auch gleich noch mit). Da muss man sich schon einen straffen Plan machen – und so versuchen wir uns möglichst jeden Montagabend zu treffen, um einige der von Schmidt selbst nur mit einer Handkamera gefilmten, oft mit allerlei Überblendungstechniken verfremdeten Filme am Stück durchzuschauen. Und weil so viele davon handeln, wie junge Frauen durch Rom schlendern, dabei Geschichten erzählen oder Gedichte vortragen, haben wir inzwischen das Gefühl, jede Straße und jeden Platz der Stadt zu kennen (obwohl ich selbst noch nie in Rom gewesen bin).

    Außerdem sind einige der Filme, die oft von tragischen oder obsessiven Lieben erzählen oder das Verhältnis von Künstlern und ihren Musen verhandeln, rein auf Italienisch (ohne Untertitel). Ich versteh da kein Wort, aber da muss man dann eben auch durch – wobei ich mir von meinem Mitschauer da zunächst noch mehr Unterstützung erwartet hatte. Inzwischen hat er aber festgestellt: „Bevor wir anfingen, hätte ich ja gesagt, sehr stabile Grundkenntnisse zu haben. Aber mit der Erfahrung der letzten Monate trifft es ‚rudimentär‘ wohl besser.“ Nach dem Film fasst er mir die Handlung also noch mal ganz grob in zwei oder drei Sätzen zusammen – wobei es bei den Extras auch immer ein Video mit Schmidt gibt, in dem er noch mal seine Inspiration hinter jedem einzelnen Film erklärt.

    ... und Eckhart Schmidt beim Sprechen über seine Arbeit zuzuhören, ist sowieso eine Faszination für sich (zumal wenn es wie im folgenden YouTube-Video um meinen absoluten Liebling der Römischen Zyklen, „Mein schönster Sommer“, geht):

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