Nachdem David Fincher („Fight Club“) zuletzt mit „Mank“ ein prachtvoll ausgestattetes Biopic über den „Citizen Kane“-Drehbuchautor Herman J. Mankiewicz abgeliefert hat, begibt sich der Meisterregisseur mit „Der Killer“ nun zurück zu seinen Thriller-Wurzeln. Im Mittelpunkt steht hier ein Auftragsmörder, der in Paris einen Auftrag erledigen soll, sein Ziel aber verfehlt und damit eine folgenschwere Kette von Ereignissen in Bewegung setzt.
Mit „Der Killer“ liefert David Fincher einmal mehr ein Lehrstück in Sachen präzisem Filmemachen ab. Und das hat hier auch erzählerische Methode, denn der eiskalte Thriller mit Michael Fassbender („Shame“) in der Hauptrolle verfolgt nicht nur eine extrem detailversessene Figur, sondern ist auch selbst in jeder Sekunde darauf bedacht, jedes noch so winzige Detail im Bild zu berücksichtigen. Kein Wunder, dass Fincher dafür Szenen unzählige Male wiederholen ließ.
Größtenteils geht es in „Der Killer“ also um das professionelle Handwerk des Tötens – und das ist oftmals ziemlich monoton. Auskundschaften, planen, ausharren und weiterziehen. Und das immer und immer wieder aufs Neue. Allerdings fährt David Fincher in der Mitte des Films mit einer Action-Sequenz auf, die sich wirklich gewaschen hat! Nicht nur, weil den Perfektionismus des Regisseurs unterstreicht, sondern auch, weil sie richtig weh tut!
Eine unvergessliche Actionszene
Nachdem der Killer seinen Auftrag in der französischen Hauptstadt vermasselt hat, verschlägt es ihn nach und nach in verschiedene Städte respektive Bundesstaaten. In Florida folgt der Killer auch erst einmal seinem obligatorischen Arbeitsablauf – doch auch hier kann er seinen Plan nicht ganz reibungslos umsetzen, sondern wird in eine derbe Schlägerei mit einem hünenhaften Fleischberg (gespielt von Stuntman Sala Baker) gezogen.
Es ist der einzige Moment, in dem „Der Killer“ wirklich explodiert – und die Wirkung der Szene ist natürlich allein im Kontext des restlichen Films deswegen ungleich stärker. Allerdings ist die Kampfsequenz, die von Stunt-Experte Dave Macomber („Bahubali 2“, „The Falcon And The Winter Soldier“) choreografiert wurde, auch für sich genommen absolut brillant. David Fincher gelingt nämlich etwas, was heutigen Action-Filmen (und damit ist auch die „John Wick“-Reihe gemeint), völlig abgeht: Dieser minutenlange (im wahrsten Sinne des Wortes) Schlagabtausch zwischen Fassbender und Baker tut richtig, richtig weh.
Grandios, weil authentisch
Das liegt daran, dass David Fincher diese Szene nicht zum tänzerischen Kunstwerk erheben will (was sie natürlich trotzdem ist), sondern ein größtmögliches Maß an Authentizität in die Gewalt bringt. Man spürt nicht nur jeden Schlag, den sich die beiden Männer hier immer mit absolut tödlicher Absicht verpassen. Auch die Nutzung der Umgebung, nämlich einer Wohnung, gestaltet sich so greifbar und körperlich, dass man als Zuschauer*in wirklich erschöpft ist, wenn das brutale Treiben endlich ein Ende gefunden hat.
Auch im FILMSTARTS-Podcast Leinwandliebe hat Moderator Pascal ausführlich mit seinen Gästen Christoph Petersen und Björn Becher über den Film gesprochen. Dabei ging es aber nicht nur um die hier beschriebene Action-Szene, sondern auch darum, was David Fincher eigentlich zu so einem außergewöhnlichen Regisseur für das Trio macht. Hört gerne mal rein, es lohnt sich:
„Der Killer“ läuft aktuell in den deutschen Kinos. Falls ihr plant, den Film auf der großen Leinwand zu erleben (was der Autor dieser Zeilen aufgrund der audiovisuellen Meisterschaft des Filmes wirklich nur wärmstens ans Herz legen kann), solltet ihr euch beeilen. Denn schon in Kürze verschwindet der Thriller wieder aus den Lichtspielhäusern, um dann ab dem 10. November exklusiv im Abo von Netflix zu erscheinen.