Der Western ist tot? Von wegen! Immer wieder wurden in den letzten Jahren Gegenbeispiele dafür genannt, von „Django Unchained“ bis „Bone Tomahawk“. Wer das oftmals abgeschriebene Genre des Western verfolgt, weiß, dass man auch in der Gegenwart nach wie vor mit richtig guten Filmen zu rechnen hat. Zu diesen zählt auch „The Sisters Brothers“ von „Wo in Paris die Sonne aufgeht“-Macher Jacques Audiard.
Ihr habt den Film mit Joaquin Phoenix („Joker“), John C. Reilly („Boogie Nights“), Jake Gyllenhaal („Brokeback Mountain“) und Riz Ahmed („The Sound Of Metal“) bislang noch nicht gesehen? Dann müsst ihr euch beeilen, denn nur noch bis einschließlich 20. Oktober könnt ihr „The Sisters Brothers“ ganz bequem im Abo von Amazon Prime Video nachholen. Es lohnt sich!
Darum geht’s in "The Sisters Brothers"
Hermann Kermit Warm (Riz Ahmed) soll sterben. Auftraggeber hinter diesem geplanten Mord ist der mysteriöse wie mächtige Mann, der nur unter dem Namen „Der Kommodore“ (Rutger Hauer) bekannt ist. Dessen Handlanger Eli (John C. Reilly) und Charlie Sisters (Joaquin Phoenix) sollen diesen Befehl ausführen. Während der skrupellose Charlie dem Whiskey und dem Töten von Menschen sehr zugeneigt ist, kommt der nachdenkliche Eli auf dem Weg von Oregon City zu den Goldminen in Sacramento ins Grübeln.
Die unmoralische Art und Weise, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, ist nicht mehr das, was Eli tun möchte. Viel Zeit bleibt allerdings nicht, um weiter zu zweifeln, denn die Reise der beiden Brüder wird immer wieder von blutigen Begegnungen unterbrochen. Ihr Kontaktmann Jim Morris (Jake Gyllenhaal) ist Hermann ebenfalls auf den Fersen und scheint den Brüdern stets einen Schritt voraus zu sein...
Kein typischer Western
Regisseur Jacques Audiard, der zu den größten französischen Filmemachern der Gegenwart zählt und u.a. mit „Ein Prophet“ oder „Der Geschmack von Rost und Knochen“ eindrucksvolle Highlights abgeliefert hat, adaptiert hier den gleichnamigen Roman von Patrick DeWitt. Wie es in der offiziellen FILMSTARTS-Kritik heißt, „übernimmt Audiard eine ganze Reihe der grandios-komischen Dialogzeilen und Banalitäten direkt aus der Vorlage, die von seinen spiellaunigen Darstellern zudem auch kongenial umgesetzt werden.“
Tatsächlich ist „The Sisters Brothers“ ein Western, bei dem oft gelacht werden darf, was gerade an der hervorragenden Chemie zwischen John C. Reilly und Joaquin Phoenix liegt, die sich als brüderliches Gespann wunderbar nonchalant (und in den richtigen Moment angenehm emotional) die Bälle zu spielen. Urkomisch sind dabei die Momente, in denen die Sisters Brothers zum ersten Mal eine Großstadt betreten und von all den Ablenkungen auf ihre jeweils individuelle Art und Weise völlig fasziniert sind.
Während Jacques Audidard das Western-Genre auch immer unterläuft und wilde Schusswechsel gerne so beendet, dass sie zu keinem Ergebnis führen, wird auch die eine oder andere Schwäche deutlich. Dazu gehört dann eben auch die visuelle Ausrichtung des Films:
„Zwar gibt es einige wirklich herausragende Landschaftsaufnahmen, aber meistens kommt die Kamera den Figuren nicht nur ganz nah, sie verfolgt sie sogar aus nächster Distanz. Das ist allerdings nicht immer überzeugend: Denn wenn die digitale Handkamera zwischen den einzelnen Protagonisten herumwandert, geht bisweilen das Kino-Feeling verloren. Stattdessen wirken einzelne Szenen, als würde hier eine Theateraufführung aufgezeichnet werden und der Kameramann mit auf der Bühne herumrennen.“
Nichtsdestotrotz ist „The Sisters Brothers“ eine Empfehlung für alle Western-Liebhaber*innen, dafür sorgt allein der grandiosen Cast.
Die besten Western aller ZeitenHinweis: Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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