Als mächtiger Kang soll Jonathan Majors in die großen Thanos-Fußstapfen treten und zum Oberbösewicht der aktuellen Multiverse-Saga des MCU werden. Nachdem im April 2024 jedoch Gewaltvorwürfe gegen den „Creed III“-Star laut wurden, ist diese Zukunft etwas ungewiss – und das, obwohl die Schlüsselrolle bereits mit Auftritten in „Loki“ und dem eigentlichen Kang-Debüt in „Ant-Man And The Wasp: Quantumania“ entscheidend vorbereitet wurde.
Auf die Frage, ob die Anschuldigungen gegen Majors schon Auswirkungen auf seine Rolle als Kang-Variante Victor Timely in der zweiten „Loki“-Staffel hatten, gibt uns Produzent Kevin Wright, einer DER kreativen Köpfe hinter der Marvel-Serie, im FILMSTARTS-Interview eine klare Antwort.
Zudem sprechen wir mit Wright über das, was uns im weiteren Verlauf von Season 2 erwartet, haken nach, ob die Serie auch darüber hinaus weitergehen könnte und wollen wissen, wie man bei einer Erzählung über unzählige Parallelwelten und Zeitlinien überhaupt den Überblick behält und das Publikum nicht überfordert...
Was passiert in Folge 5 und 6 aus "Loki" Staffel 2?
FILMSTARTS: Nach den ersten vier Folgen der zweiten „Loki“-Staffel, die ich schon vorab sehen durfte, kann ich es kaum erwarten, die restlichen zwei zu sehen. Kannst du uns zumindest ein wenig teasern, was uns noch erwartet?
Kevin Wright: Klar. In den ersten vier Episoden geht alles recht schnell. Es gehen fortlaufend Dinge schief, Figuren müssen wirklich schwierige, im Grunde unmögliche Entscheidungen treffen. Was am Ende von Folge 4 passiert, fühlt sich schon wie eine Art Finale an. Es aber genau dort zu platzieren, beschleunigt die Geschichte und erlaubt uns, in Folge 5 und 6 an einen wirklich wundervollen Ort zu gehen und sich noch stärker den großen Fragen zu widmen. Gerade was die Erforschung von Identität angeht.
FILMSTARTS: Jetzt kann ich es sogar noch weniger erwarten...
Kevin Wright: (lacht) Gut, mein Verkaufsgespräch hat funktioniert.
FILMSTARTS: Wie schwierig ist es eigentlich, bei einer Geschichte mit so vielen verschiedenen Zeitlinien und Welten den Überblick zu behalten? Wer ist dafür hauptverantwortlich und bekommt er oder sie das höchste Gehalt?
Kevin Wright: (lacht) Das ist eine Teamleistung. Wir haben viele White Boards mit vielen Diagrammen. Es beginnt immer im Writers’ Room. Wir haben sehr detailliert beschrieben, was wir denken, wie all diese Story-Punkte, Realitäten und Zeitlinien funktionieren, um alle im Team auf denselben Stand zu bringen. Und wenn wir das dann weiterentwickeln, mit der Produktion loslegen und die Regisseure an Bord kommen, versuchen wir herauszufinden, wie wir das so einfach wie möglich auf den Bildschirm bekommen können.
Es geht also oft darum, diese Informationen möglichst in ein, zwei Sätzen zu verdichten, sodass das Publikum es in Verbindung mit dem, was es zu sehen und zu hören bekommt, nachvollziehen kann. Wir reden oft über Faszination und Einfachheit vs. Verwirrung und Hausaufgaben. Wenn es simpel und faszinierend ist, bleiben die Leute dran. Wenn es anfängt, verwirrend zu werden und sich wie Hausaufgaben anzufühlen, steigen sie aus. Und ganz essenziell dabei ist es, das Ganze über die Figuren zu vermitteln.
Bekommt "Loki" eine 3. Staffel?
FILMSTARTS: Vor einigen Jahren habt ihr als eine der ersten Serien, die wirklich mit dem MCU verzahnt ist, Neuland betreten. Nachdem das nun etabliert ist und ihr viel Lob für Staffel 1 bekommen hat: Hat das irgendetwas an eurer Herangehensweise an Staffel 2 geändert?
Kevin Wright: Nein. Aber ich weiß, warum du das fragst. Es könnte echt furchteinflößend sein. Wir haben die Messlatte mit Staffel 1 hoch gelegt. Und wie macht man da nun weiter? Dass Fans die erste Staffel so sehr gemocht haben, hat uns jetzt aber jede Menge Freiheiten verschafft. Wir wussten nun, dass sie bei dieser komplexen und seltsamen Welt der TVA und Zeitreisen an Bord waren. Und auch noch absolut begeistert vom Multiversum waren, nicht nur bei uns, sondern generell in der Popkultur, wie etwa der Erfolg von „Everything Everywhere All At Once“ gezeigt hat. Der funktioniert, weil er so figurenbasiert ist, genau wie „Loki“.
Wenn wir unsere Geschichte weitererzählen, es einfach halten, die Figuren ins Zentrum rücken und einfach das beenden, was wir begonnen haben, wird es den Leuten gefallen. Es geht darum, die Welt und die Figuren zu vertiefen, was eine Freiheit ist, die jede zweite Staffel einer Serie sich verdient hat.
FILMSTARTS: Du sprichst davon, das zu beenden, was ihr begonnen habt. Ist dieser Punkt denn schon mit Staffel 2 erreicht oder gibt es noch Raum für eine dritte Staffel?
Kevin Wright: Wir haben Staffel 1 und 2 immer als zwei Kapitel desselben Buches betrachtet. Es gibt sicherlich noch andere Bücher im Regal, aber wir wollten in Staffel 2 nicht das Gleiche machen wie am Ende von Staffel 1, wo wir das Publikum mit einem riesigen Cliffhanger entlassen haben. Wir wollten einen gewissen Abschluss für all diese Figuren finden. Aber es gibt trotzdem noch viele Geschichten zu erzählen.
FILMSTARTS: Es wird auf jeden Fall Zeit, dass Loki wieder eine größere Rolle im großen Ganzen übernimmt. Und wir brauchen unbedingt noch eine Reunion mit Thor...
Kevin Wright: Das würde ich auch zu gerne sehen. Wir haben eine fast zwölf Stunden lange Geschichte über Loki erzählt und ich fände es toll zu sehen, was andere Filmemacher davon in ihrer Ecke des Marvel-Sandkastens aufgreifen.
FILMSTARTS: Ich wurde damals am Ende von Staffel 1 ja sehr von der Ankündigung einer Fortsetzung überrascht. Es klingt aber ganz danach, als sei das von langer Hand geplant gewesen...
Kevin Wright: Wir hatten schon von vornherein ein paar Ideen, aber erst etwa in der Mitte der Produktion von Staffel 1 wussten wir, dass wir die Geschichte wohl wirklich fortsetzen könnten. Und das hat uns erlaubt, direkt über Season 2 nachzudenken und sie zu entwickeln, während wir noch an Staffel 1 gearbeitet haben.
(Noch) keine MCU-Konsequenzen für Jonathan Majors
FILMSTARTS: Hat denn die ganze Kontroverse um Jonathan Majors dafür gesorgt, dass ihr bei der Story oder seiner Figur irgendetwas anpassen musstet?
Kevin Wright: Nein. Das, was man jetzt auf Disney+ zu sehen bekommt, ist genau das, was wir machen wollten. Wir hatten auch keinerlei Nachdrehs.
FILMSTARTS: Wie groß ist dein Einfluss bei einem Projekt wie „Loki“ In einer großen Maschinerie wie dem MCU eigentlich? Wie genau können wir uns den kreativen Prozess hier vorstellen?
Kevin Wright: Tom [Hiddleston] und ich haben sehr früh eng mit [Marvel-Studios-Chef und MCU-Mastermind] Kevin [Feige] zusammengearbeitet, um den richtigen Ton für die Serie zu finden. Und sobald Kevin bei der Welt der TVA, dem Look der Serie und den Ideen dahinter an Bord war, hatten wir enorme Freiheit, um unsere Geschichte zu erzählen und sie auszubauen. Wir legten einfach los. Ich war in London mit dem Team zusammen und wir haben die Serie aufgebaut. Ich habe die Drehbücher mit Kevin, [Produzent] Louis [D’Esposito] und Brad [Winderbaum], unserem Streaming-Chef, geteilt. Und es gab ausschließlich enthusiastisches Feedback.
Wir haben natürlich Anmerkungen und Ideen bekommen und hier und da etwas angepasst. Aber es gab nie eine bestimmte Anweisung dazu, wie die Dinge sich in das größere Universum einfügen müssen. Kevin ist einfach nur begeistert von dieser Welt und was sie uns ermöglicht und erkennt, dass es auf so viele Weisen in das größere Ganze hineinspielen kann. Wir wurden ermutigt, tiefer in diese Welt abzutauchen. Ich denke, es gibt ihm mehr fruchtbaren Boden, um neue Geschichten zu entwickeln.
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