„Video kills the Radio Star” – so sangen The Buggles bereits 1979 und recht sollten sie behalten, denn schon bald wurde das Radio zum Großteil von Musikvideos und dem Fernsehen, dann vom Internet an den Rand gedrängt. Kaum vorstellbar, dass es mal eine Zeit gab, in der das Radio unangefochten die unmittelbarste Möglichkeit war, um an News zu gelangen.
Eine Zeit, in der Menschen panisch einem vermeintlichen Angriff vom Mars lauschten, der eigentlich nur eine Lesung von Orson Welles „Krieg der Welten” war. Oder eine Zeit in der DDR, in der Menschen heimlich und nicht, ohne sich in Gefahr zu bringen, verrauschte Sender aus dem (westdeutschen) Ausland reinzubekommen versuchten, um Musik wie auch Nachrichten von jenseits der Grenze zu empfangen.
Kein Wunder also, dass das Radio auch filmisch immer wieder aufgegriffen wurde, lässt es doch eine enorme Bandbreite von Darstellungsmöglichkeiten von intim (im Senderaum) bis politisch zu – um nur als zwei Beispiele Oliver Stones „Talk Radio” oder „Good Morning Vietnam” mit Robin Williams zu nennen. Und nicht zuletzt ist da natürlich die Musik! So auch bei dem französischen Film „Die Magnetischen”, den ihr heute Abend (28. September) um 23.30 Uhr im WDR sehen könnt.
Darum geht es:
Philippe (Thimotée Robart) und sein Bruder Jérôme (Joseph Olivennes) betreiben einen kleinen Piratensender in der französischen Provinz. Doch während er dem charismatischen und draufgängerischen Jérôme das Reden überlässt, kümmert Philippe sich lieber um die Technik im Hintergrund und bastelt eigene Samples und Loops. Nachdem er Jérômes Freundin Marianne (Marie Colomb) näherkommt, beginnt er sich in sie zu verlieben. Viel Zeit bleibt für die aufkeimenden Gefühle nicht, denn Philippe wird zum Wehrdienst eingezogen und für ein Jahr in Berlin stationiert. Bald scheint ihm dort eine Zukunft beim Radio sicher – doch seine Heimat und vor allem Marianne lassen ihn nicht los.
Wer „Die Magnetischen” lieber zeitunabhängig schauen möchte, kann ihn auf filmfriend streamen – mit einem Bibliotheksausweis geht dies sogar kostenlos. Wer nicht im Besitz einer Bibliothekskarte ist, hat auf Amazon Prime Video die Möglichkeit, den Film zu leihen oder zu kaufen.
2022 wurde Vincent Maël Cardona für „Die Magnetischen” mit dem César, dem französischen Filmpreis, für den besten Debütfilm ausgezeichnet, was sicherlich auch an der Vielschichtigkeit seines Erstlingswerks liegt. „Die Magnetischen” erzählt in stimmungsvollen Bildern vom Erwachsenwerden Anfang der 80er Jahre und verwebt klug die Entwicklung seines schüchternen Protagonisten mit Zeitgeschichte, Liebesgeschichte, Familienkonflikten und Musikgeschichte.
„Die Magnetischen” ist nicht nur eine Liebeserklärung an das Radio und an eine längst vergangene Zeit, sondern vor allem an ihre Musik, an New Wave und Post Punk: Von Joy Division über The Undertones bis hin zu Iggy Pop finden sich hier einige Perlen der 80er. Auf die bisweilen langsame Erzählweise muss man sich einlassen können – die sphärischen, blauschwarz bis roten, Bilder und der Soundtrack sprechen für sich.
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