Wenn es um die größten und besten Horror-Regisseure unserer Zeit geht, darf ein Name nicht ungenannt bleiben: Mike Flanagan. Nicht nur hat er mit seinen Netflix-Serien „Spuk in Hill House“ oder „Midnight Mass“ eindrucksvoll bewiesen, dass er es wie kaum ein anderer Filmemacher beherrscht, Angst und Schrecken auf Basis feingliedrig herausgearbeiteter Charakter-Profile zu erschaffen. Auch im Kino konnte er etwa mit „Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen“ die Mammutaufgabe meistern, eine würdige Fortsetzung zu „Shining“ in Szene zu setzen.
Nachdem Mike Flanagan mit dem Low-Budget-Schocker „Absentia“ für Aufmerksamkeit sorgte, sollte er 2013 seinen zweiten abendfüllenden Film nachlegen: „Oculus“. Der Spiegel-Horror hält bereits alle Stärken bereit, die Flanagan heute auszeichnen und beliebt machen. Ihr habt den Film noch nicht gesehen? Dann könnt ihr ihn nun bei Freevee, dem kostenlosen Streamingdienst von Amazon, schauen. Hier müsst ihr euch auf die eine oder andere Werbeunterbrechung gefasst machen.
Darum geht’s in "Oculus"
Vor zehn Jahren hat eine Tragödie die Russell-Familie in ihren Grundfesten erschüttert: Tim (Brenton Thwaites), der Sohn der Familie, wurde für den brutalen Mord an seiner Mutter (Katee Sackhoff) und seinem Vater (Rory Cochrane) verurteilt. Das führte auch dazu, dass er seine Schwester Kaylie (Karen Gillan) allein zurückließ. Nun ist Tim Anfang 20, wird aus der psychiatrischen Anstalt entlassen und versucht irgendwie, einen Neuanfang in die Wege zu leiten.
Kaylie jedoch wird von den Erinnerungen an die grausige Nacht, in der ihre Eltern gestorben sind, noch immer heimgesucht. Vor allem ist sie von Tims Unschuld überzeugt. Sie glaubt, dass ein antiker Spiegel, der damals im Haus der Familie hing, für das Unglück verantwortlich war und überredet Tim, das antike Stück mit ihr genauer unter die Lupe zu nehmen. Schon bald finden sich die Geschwister im Alptraum ihrer Kindheit wieder...
Stimmungsvoller Psycho-Horror
Der Spiegel ist seit jeher ein festes Motiv im Horror-Kino und darf immer wieder offenbaren, was man eigentlich nicht sehen möchte. Dabei handelt es sich entweder um unmenschliche Wesen, die den Protagonist*innen nach dem Leben trachten oder eben um traumabedingte Manifestationen, mit denen sich die Akteure auseinandersetzen müssen. Im Falle von Mike Flanagan gilt – wenig verwunderlich – die zweite Möglichkeit. Auch hier dringt der „Spuk in Hill House“-Macher tief in die verletzte Psyche seiner Hauptfiguren ein.
Dabei beweist Mike Flanagan, dass er ein ungemeines Gespür dafür mitbringt, den Horror metaphorisch zu deuten und sich nicht auf den nächstbesten Jump Scare zu verlassen. Das Szenario des Schreckens wird ausführlich aufgebaut und die Schock-Momente, die sich in diesem entladen, verlaufen nicht nach altbewährten, vordergründigen Mustern. Ganz im Gegenteil. Für einen Horror-Film ist „Oculus“ sogar überraschend entschleunigt und beobachtend, was Fans von „Conjuring“ und Co. sicherlich vor den Kopf stoßen könnte.
„Oculus“ ist zwar noch weit entfernt von der unter die Haut gehenden Klasse eines „Doctor Sleep“ oder „Spuk in Hill House“. Mike Flanagan aber beweist sich als raffinierter Geschichtenerzähler, der immerzu charakterorientiert arbeitet. Das sind Stärken, die man im heutigen Horror-Kino oftmals vermisst. Hinzu kommt, dass Marvel-Star Karen Gillan in der Hauptrolle eine famose Leistung abliefert – und letztlich dafür sorgt, dass man auch darüber hinwegsehen kann, dass „Oculus“ letztlich nicht ganz so schaurig geworden ist, wie man es sich von dem Film eigentlich erhofft hätte.
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