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    Streaming-Tipp: "Harry Potter"-Star Rupert Grint in einer der gruseligsten Horror-Serien seit Jahren
    Oliver Kube
    Oliver Kube
    -Freier Autor und Kritiker
    Oliver Kube ist seit den 1990ern als Journalist/Kritiker in Sachen Film, TV, Musik, Literatur & Technik tätig. Für FILMSTARTS schreibt er seit 2018.

    Horrormeister Stephen King ist ein Riesenfan der Psycho-Grusel-Show und nennt sie „spooky as hell“. FILMSTARTS-Autor Oliver Kube kann sie euch ebenfalls nur empfehlen. Hier stellt er „Servant“ näher vor und erklärt, was ihn daran besonders fesselt.

    Der Streaming-Service Apple TV+ bekommt nicht die Aufmerksamkeit der großen Konkurrenten Netflix, Amazon Prime Video und Disney+. Deshalb sind diverse seiner teilweise exzellenten Inhalte längst nicht so bekannt, wie sie es aufgrund ihrer Qualität eigentlich verdient hätten. Mit anderen Worten: Sie fliegen leider schlichtweg unter dem Radar vieler TV- und Film-Fans durch.

    Einer dieser sehr guten Titel ist die Horror- und Mystery-Serie „Servant“ von M. Night Shyamalan. Der „The Sixth Sense“- und „Unbreakable“-Regisseur fungiert hier als ausführender Produzent und Showrunner, hat diverse Folgen selbst inszeniert und obendrein einen Cameo-Auftritt in der Premierenfolge absolviert. „Servant“ sollte all denjenigen unter euch gefallen, die nicht unbedingt literweise Blut und reihenweise Jump Scares sehen wollen, sondern auf klug geschriebene, erstklassig inszenierte und düster-atmosphärische Psycho-Grusel-Thriller stehen.

    „Servant“ war eine der ersten Original-Serien, die der im November 2019 gelaunchte Apple-TV+Dienst in sein Programm aufnahm. Mittlerweile sind vier Staffeln mit jeweils zehn Episoden veröffentlicht worden.

    „Servant“ ist im Streaming-Abonnement von Apple TV+ enthalten.

    Mit sehr viel Sportsgeist ist das sogar innerhalb einer Woche durchaus zu schaffen. So lange könnt ihr den Streaming-Service aktuell kostenlos testen. Das lohnt sich übrigens nicht allein nur wegen „Servant“. Weitere, meiner Meinung nach empfehlenswerte Serientitel auf Apple TV+ sind u. a. „Ted Lasso“, „See“, „Dickinson“, „For All Mankind“, „Slow Horses“ oder „Severance“. Von den exklusiven Spielflimen fange ich aus Platzgründen hier lieber gar nicht erst an.

    Darum geht es in "Servant" auf AppleTV+:

    Das in der Stadt Philadelphia lebende Ehepaar Sean (Toby Kebbell) und Dorothy Turner (Lauren Ambrose) wird von einer unfassbaren Tragödie heimgesucht. Dorothy fällt danach in eine schwere Depression, aus der sie nur dank der ungewöhnlichen Methoden während einer Psychotherapie langsam herauszufinden scheint.

    Damit Sean wieder arbeiten gehen kann und seine Frau dennoch nicht auf Unterstützung verzichten muss, engagieren die zwei das Kindermädchen Leanne (Nell Tiger Free). Sie soll sich um Jericho, den neugeborenen Sohn der Turners, kümmern. Doch mit der jungen Frau scheint auch eine unerklärliche Macht ins Heim der Familie Einzug gehalten zu haben.

    Bald wird die ohnehin schon ungewöhnliche Situation in der Stadtvilla immer kurioser. Während seine Gattin sich in eine Scheinwelt flüchtet, beginnt das Ganze Sean langsam über den Kopf zu wachsen. Da bietet ihm Dorothys Bruder Julian (Rupert Grint) Hilfe an – allerdings nicht ganz uneigennützig. Denn Julian ist nicht nur schwer angetan von der ebenso attraktiven wie eigenwilligen neuen Nanny. Ihn treiben auch noch andere Absichten, die er vorerst jedoch unausgesprochen lässt …

    Das macht "Servant" so interessant:

    Dass „Servant“ mich erstklassig unterhält, liegt nicht allein an der originellen, emotional unter die Haut gehenden, zunächst nach Slowburn-Muster entwickelten Story, inklusive einer immens tragischen Vorgeschichte. Denn auch audiovisuell kommt das Ganze nicht wie eine 08/15-Serie daher. Die stylische Kameraarbeit, die Ausstattung und die u. a. durch ein großartiges Sounddesign und Trevor Gureckis‘ („Der Distelfink“) subtilen Score erzeugte Atmosphäre sind durch die Bank top. Bei all diesen Aspekten kann „Servant“ problemlos mit großzügig budgetierten Kinofilmen mithalten.

    Was die Besetzung betrifft, dürfte die Serie zudem wohl für „Harry Potter“-Fans besonders spannend sein. Denn der aus der enorm erfolgreichen Fantasy-Reihe als Ron Weasley bekannte Rupert Grint mimt auf großartige Weise eine für ihn ziemlich ungewöhnliche Rolle. Grints vielschichtiges Spiel macht seine Figur zur wohl faszinierendsten in „Servant“. Sorgt der vom Briten verkörperte Julian doch nicht nur – mal mit Schusseligkeit, dann wieder mit staubtrockenen Kommentaren – für etwas amüsante Auflockerung in dem ansonsten ganz schön düsteren Szenario. Auch sein weiteres Verhalten ist wunderbar unberechenbar und ambivalent. Und zwar so sehr, dass sich die restlichen Charaktere ebenso wenig seiner wahren Motive oder seiner Loyalität sicher sein können wie wir als Publikum.

    Grints Cast-Kollegen sind ebenfalls einen genaueren Blick wert. Neben den immer überzeugenden Toby Kebbell („Planet der Affen 2: Revolution“) und der aus der populären HBO-Serie „Six Feet Under“ bekannten Lauren Ambrose ist dabei speziell Nell Tiger Free zu nennen. Die Londonerin war bis dato lediglich durch ihren wiederkehrenden Part als Myrcella Baratheon in der fünften und sechsten Staffel von „Game Of Thrones“ größer aufgefallen.

    Der Hauptcast von Apple TV+
    Der Hauptcast von "Servant": Rupert Grint, Lauren Ambrose, Nell Tiger Free und Toby Kebbell (v.l.n.r.)

    Hier begeistert sie nun mit mühelosem Changieren zwischen berührend unschuldig, dann wieder abgründig-durchtrieben wirkendem Spiel. Wie Grint lässt auch Free die Zuschauer*innen auf erstaunlich effiziente Weise im Ungewissen über die Motive und Intentionen ihrer Figur. So ist diese für manche Überraschung gut und erzeugt mit der Intensität ihres Auftritts regelmäßig Gänsehaut.

    Apropos Überraschung: Kenner der Werke von Twist-König Shyamalan sollte es nicht wundern, dass es natürlich auch in „Servant“ einige, teilweise ganz schön schockierende Story-Wendungen zu erleben gibt. Diese sind aber durchgehend stimmig und glaubhaft eingebaut. Dafür sorgen schon die von Serienerfinder Tony Basgallop („24“, „Berlin Station“) durchdacht konzipierten und stetig die Spannungsschraube anziehenden Drehbücher.

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