Michael Myers, Jason und Freddy: Das sind wohl – neben Ghostface – die berüchtigtsten Slasher-Ikonen. Dabei hatten sie völlig unterschiedliche Startvoraussetzungen. „Halloween“ und „Freitag der 13.“ schlugen bei den Zuschauer*innen sofort an, und man hätte meinen können, dass es „Nightmare on Elm Street“ danach ziemlich leicht gehabt haben müsste, ein Studio zu finden. Tatsächlich musste Wes Craven aber darum bangen, seinen Film in die Kinos zu bringen.
Sowohl die Mordserien von Michael Myers als auch die von Jason waren simpler Natur. Zwar hatten beide Charaktere eine Hintergrundgeschichte, die teils mit übernatürlichen Motiven ausgestattet war, allerdings waren diese nie so präsent wie bei Freddy. „Nightmare On Elm Street“ hatte aufgrund von Freddys Ausflügen in die Traumwelten der Protagonist*innen vom ersten Teil an starke Fantasy-Elemente. Und genau dieses Alleinstellungsmerkmal machte die Studios skeptisch.
"Nightmare On Elm Street" in familienfreundlich!?
Es war eine Innovation und ein Risiko, einen solchen Horror-Fantasy-Hybrid in die Kinos zu bringen. Ein hochkarätiges Studio wollte sich dem annehmen und hätte damit dem Franchise eine ganz andere Richtung gegeben. Ausgerechnet Disney erklärte sich bereit, den Film zu übernehmen. Jedoch nur unter der Voraussetzung, eine blutleere und familienfreundliche Version des Filmes zu vermarkten.
Im ersten Moment erscheint das Angebot absurd. Auf den zweiten Blick wirkt die Entscheidung Disneys verständlicher. Das Albtraummotiv bietet sich als Aufhänger für einen Gruselfilm an, der sich vornehmlich an Kids richtet. Besonders wenn wir daran denken, welch kreative Potenzial darin liegt und auf welch absurde Art dieses vor allem in späteren Verfilmungen ausgespielt wurde. Außerdem gibt es viel zu wenig Gruselfilme für das jüngere Publikum!
Dieser WAHRE Albtraum steckt hinter Freddy Krueger und seinem ersten Auftritt!Letztlich lehnte Wes Craven das Angebot ab. Er hätte seine Vision des Filmes nicht bei Disney umsetzen können. Zum einen hätte er auf blutrünstige Szenen verzichten müssen – das wäre ein herber Verlust gewesen, aber noch zu verkraften. Zum anderen hätte er jedoch Freddy als Figur komplett verändern müssen. Nicht nur das Design samt Narbengesicht und Rasierklingenhand wäre zu erschreckend gewesen. Freddys gruselige Obsession mit Kindern hätte in dieser Form ebenso wenig stattgefunden.
Unklar wäre auch, ob Freddy seine Opfer tatsächlich getötet oder sie nur erschreckt hätte. Ihr seht: Ihr hättet euren Lieblingskiller kaum wiedererkannt! Damit ist auch stark zu bezweifeln, dass Robert Englund diese Freddy-Version verkörpert hätte. Wir können uns das zumindest schwer vorstellen. Welche Änderungen am Drehbuch, am Cast und der Inszenierung aus diesen Entscheidungen gefolgt wären, ist schwer abzusehen. Interessant wäre diese Version sicherlich, aber letztlich wurde „Nightmare on Elm Street“ zu dem unverwüstliche Horrorklassiker, den Craven auch im Sinn gehabt hatte.
In diesem Horror-Klassiker sind echte (!) Leichen zu sehen – liegt deshalb ein Fluch auf dem Film?Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.