Wenn man an David Lynch denkt, so denkt man eher an Unerklärliches und Düsteres – nicht umsonst hat sich in Anlehnung an seine Werke der Begriff „lynchesk“ inzwischen etabliert. Mit Filmen wie „Eraserhead”, „Lost Highway” oder „Mulholland Dr.” machte Lynch sich einen Namen als Meister des Surrealen. Auch mit „Dune” inszenierte er 1984 ein bizarres und visuell bestechendes Sci-Fi-Epos, welches inzwischen Kultstatus genießt und in der FILMSTARTS-Kritik auf herausragende 4,5 Sterne kommt.
Dass David Lynch auch anders kann, davon könnt ihr euch am heutigen Montagabend, den 7. August, überzeugen: Heute um 20.15 Uhr läuft David Lynchs „The Straight Story” auf arte. Die Wiederholung läuft am 8. August um 13.30 Uhr.
Der Film macht seinem Namen alle Ehre und sticht aus Lynchs Gesamtwerk geradezu heraus – denn er ist einer seiner wenigen Erzählungen, die linear erzählt werden, ohne dem Zuschauer Rätsel aufzugeben. Tatsächlich basiert die Story auf der wahren Geschichte des Alvin Straight – gelungen ist ihm mit der Verfilmung eines der charmantesten, kuriosesten und besten Roadmovies aller Zeiten.
Darum geht es in “The Straight Story”
Der 73-jährige Alvin Straight (Richard Farnsworth) hat über zehn Jahre nicht mehr mit seinem Bruder Lyle (Harry Dean Stanton) gesprochen. Als er vom Schlaganfall seines Bruders erfährt, beschließt Alvin, zu ihm zu fahren, um sich zu versöhnen. Da er jedoch keinen Führerschein hat, nicht mehr gut sieht und sich auch nicht fahren lassen möchte, muss eine andere Lösung her: Er macht sich auf, die 400 Kilometer nach Wisconsin auf seinem Aufsitz-Rasenmäher zurückzulegen.
Wenn ihr es heute Abend nicht schafft, könnt ihr den Film noch bis 31. August in der arte-Mediathek sehen. Alternativ findet ihr ihn auch im ARTHAUS+-Channel auf Amazon Prime Video. Das Probeabo ist für sieben Tage kostenlos:
Schlicht und ergreifend
„The Straight Story” ist eine Liebeserklärung an die Langsamkeit, an die Natur des Mittleren Westens der USA und vor allem an die Menschlichkeit: Während Alvin Straight an Feldern und Sonnenuntergängen vorbei tuckert, werden wir Zeuge verschiedenster Begegnungen. Da ist das Mädchen mit ihm am Lagerfeuer, welches ungeplant schwanger wurde und sich durch ihn auf ihre Familie besinnt, da ist der Rasenmäher-Vertreter oder auch das freundliche Ehepaar am Mississippi, welches ihn ohne zu zögern in seinem Garten nächtigen lässt.
Bei aller Langsamkeit und Poesie schafft es „The Straight Story” dennoch, stets unterhaltsam zu sein, was sicherlich auch im eigensinnigen Charakter seines Protagonisten begründet ist. Schauspielerisch mit Bravour getragen wird diese schlichte und doch so ergreifende Geschichte von Richard Farnsworth, der für seine Rolle des Alvin verdienterweise eine Oscarnominierung erhielt. Als seine Tochter brilliert übrigens Sissy Spacek.
Letztlich ist Alvins Reise mehr als nur das: Sie ist eine Reflexion über das Leben und den Tod. Über Männer, das Älterwerden und den Schmerz der Vergangenheit. Eine Reise, die sich anzusehen lohnt – nicht nur für Lynch-Fans.
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