„Inland Empire“ ist eine einzigartige, die Grenzen des Kinos sprengende Seherfahrung, die man nie wieder vergisst. Dass es die 180 (!) Minuten aber wahrlich in sich haben, sollte an dieser Stelle aber fairerweise unbedingt erwähnt sein – dürfte all jene allerdings nicht überraschen, die sich mit David Lynch und dessen Werken schon mal auseinandergesetzt haben. Schließlich schuf der mit „Mulholland Drive“, „Lost Highway“ oder auch „Blue Velvet“ bereits mehrere filmgewordene Albträume. Dass er ein Meister auf diesem Gebiet ist, bewies er 2006 auch mit „Inland Empire“.
Lange Zeit gab es den Film nur noch gebraucht auf DVD oder innerhalb der David Lynch Collection* auf Blu-ray. Nun aber feiert die kryptische Reise in die Abgründe des menschlichen Unterbewusstseins ihr längst überfälliges Comeback: „Inland Empire“ erscheint am 29. Juni 2023 endlich neu auf DVD und Blu-ray:
Vor allem die Blu-ray sei Fans von abstrakten Mindfuck-Thrillern ans Herz gelegt. Während Bild- und Tonqualität trotz Digital Remastered Version ausnahmsweise mal nicht das ausschlaggebende Argument dafür sind, lohnt sich die bereits für unter 15 Euro erhältliche Collector's Edition vor allem aufgrund des zusätzlichen Bonusmaterials. Im Gegensatz zur DVD enthält die Blu-ray nämlich auch noch die Dokumentation „Lynch (One)“ in Spielfilmlänge sowie über eine Stunde an entfernten Szenen.
Wer physischen Medien nichts abgewinnen kann, wird aktuell außerdem auch im Streaming bedient: „Inland Empire“ ist seit kurzem im Abo bei Paramount+ verfügbar:
"Inland Empire": Ein Film, auf den man sich einlassen muss
Lynch erzählt die Geschichte der einst erfolgreichen Schauspielerin Nikki Grace (Laura Dern), die für den neuen Film des gefeierten Filmemachers Kingsley Stewart (Jeremy Irons) engagiert wird – und sich dadurch ihr langersehntes Comeback erhofft. Doch dann nehmen die rätselhaften Ereignisse um die Filmproduktion ihren Lauf...
Sie und ihr Kollege Devon Berk (Justin Theroux) erfahren kurz vor Drehbeginn, dass es sich bei dem Film genau genommen um eine Neuverfilmung handelt. Das Original wurde allerdings nie fertiggestellt, weil beide Hauptdarsteller vor Beendigung der Dreharbeiten starben. Nichtsdestotrotz übernimmt Nikki den Part. Die Hoffnung, damit an die glorreichen Zeiten von früher anschließen zu können, ist einfach zu groß. Doch schon bald beginnen Fiktion und Wirklichkeit, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft für sie immer mehr zu verschwimmen…
Die verstörendsten Filme aller Zeiten„Inland Empire“ soll man nicht verstehen, sondern erfahren. Wer Kunst stets mit diesem Ansatz begegnet, darf sich über ein konsequent inszeniertes, raffiniert erzähltes Gedanken-Geflecht freuen, das einem surrealen Albtraum gleichkommt – und unendlich großen Spielraum zur Interpretation und Diskussion lässt. Falls ihr mit jenem Konzept allerdings weniger anfangen könnt, erwartet euch ein Albtraum einer anderen Sorte. Denn dann dürfte euch der gnadenlos berauschende Trip weniger faszinieren, sondern vor allem jede Menge Fragen der Kategorie „Wer bin ich? Und wenn ja, wieviele?“ aufwerfen.
Kino-Interessierte sollten „Inland Empire“ aber zumindest einmal im Leben gesehen haben. Schließlich wurde der die Möglichkeiten des Mediums Film auslotende Film bei den National Society of Film Critics Award 2007 nicht nur als bester Experimentalfilm ausgezeichnet. Das renommierte Magazin Sight & Sound nahm den Film in seine Liste der 30 besten Filme der 2000er auf. Der Guardian hingegen zählt „Inland Empire“ zu den zehn unterschätztesten Filmen jener Dekade.
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