In den 2000ern brach eine Flut an Horror-Remakes auf uns herein, die oftmals wenig mit ihren Inspirationsquellen gemein hatten. „House Of Wax“ ist ein Film von genau dieser Sorte: Eine makaber-komische, atmosphärische und schaurig-melancholische Vorlage wurde zu einem lauten, dreckigen Teenie-Slasher.
Aber: Dank kreativer, gemeiner Kills, effektiver Ekeleffekte und eines exzessiven Finales hat sich der Film zum Guilty Pleasure zahlreicher Horror-Fans gemausert. Heute Abend, am 6. August 2023, zeigt Tele 5 „House Of Wax“ ab 22.40 Uhr – doch wir können nur davon abraten, einzuschalten.
Denn die ungekürzte Kinofassung von „House Of Wax“ hat eine FSK-Freigabe ab 18 Jahren und darf daher erst ab 23 Uhr im Free-TV gezeigt werden. Jedoch: „House Of Wax“ ist bei diversen Streaminganbietern uncut zu finden, etwa als Leih- und Kauf-VOD bei Amazon Prime Video:
Außerdem wiederholt Tele 5 „House Of Wax“ in der Nacht von heute auf morgen ab 3.15 Uhr. Erfahrungsgemäß sollte dann die Uncut-Version laufen, sicherheitshalber empfehlen wir aber, überpünktlich einzuschalten: Der Warnhinweis vor Filmbeginn verrät sofort, welche Fassung des Films folgt.
"House Of Wax": Paris am Spieß
Das wichtigste College-Football-Spiel des Jahres steht bevor, und Carly (Elisha Cuthbert) will es sich mit ihrem Freund Wade (Jared Padalecki), ihrem Bruder Nick (Chad Michael Murray) sowie ihrer besten Freundin Paige (Paris Hilton) anschauen. Auch Dalton (Jon Abrahams) und Blake (Robert Ri'chard) schließen sich an. Als sie nachts auf einem Zeltplatz von einem Trucker bedrängt werden, kippt die Stimmung – dabei sind Wade und Nick sowieso schon rauflustig. Als die Truppe bald darauf in eine nahezu verlassene Stadt mit einem schaurigen Wachsmuseum stolpert, beginnt der schiere Albtraum...
Der Begriff „Guilty Pleasure“ wird völlig inflationär verwendet – aber auf einen Film wie „House Of Wax“ passt das Label wie die Faust aufs Auge: Das Drehbuch von Chad und Carey W. Hayes ist voller Klischees, sprunghafter Logik und schmerzlichen Dialogen. Doch Regisseur Jaume Collet-Serra hat eine ansteckend-diebische Freude daran, seine Figuren durch den sprichwörtlichen Fleischwolf zu drehen – insbesondere seine Heldinnen.
So ist die wohl berühmteste Sequenz aus „House Of Wax“ der Mord an der von Paris Hilton verkörperten Paige, die in pink-rötlichen Dessous herumläuft: Jemand wirft ein gigantisches Rohr in ihre Richtung, woraufhin sich der Prügel geradewegs durch ihren offenbar wenig Inhalt bietenden Schädel bohrt. Collet-Serras Inszenierung verleiht der Szene bleibenden Eindruck: Sie ist zügig, drastisch und kommt völlig aus dem Nichts. Die Effekte sind überzeugend-widerlich, der Witz makaber-pointiert.
Es ist aber nicht die Inszenierung allein, die der Sequenz zu Prominenz verhalf: Entscheidend ist, dass ausgerechnet Hilton mit einem Rohr im Kopf abtritt. Also ein It-Girl, das in den 2000ern aufgrund eines gegen ihren Willen veröffentlichten Sexvideos weltberühmt wurde. Hilton spielte damals wie heute raffiniert mit dem Image des blonden, lüsternen Dummchens, weshalb anzunehmen ist, dass sie sich der doppeldeutigen Komik dieses Kills bewusst war und sie genoss. Insofern lassen sich der Sequenz medienwirksame Selbstironie und gesunder Galgenhumor attestieren.
Dennoch hat sie einen unschönen, gehässigen „Haha, guck mal, wie unwürdig die doofe Trulla verreckt!“-Unterton, der aufgrund des Meta-Elements weit über die fies-komischen Maßstäbe des Teenie-Slashers hinausreicht. Was symptomatisch für „House Of Wax“ steht: Diabolische Freude am Tod gehört in diesem Genre dazu, doch Collet-Serra erzeugt mehrmals das Gefühl, seine Figuren und womöglich auch Teile des Casts zu verachten.
Bei einem klügeren Skript ließe sich daraus profunder Terror formen, bei einem ruheloseren Gewaltrausch entstünde kohärent-konstanter Ekel. Bei „House Of Wax“ kommt dagegen Teenie-Abschlachterei vom Fließband heraus, die in ihren gekonnt-gemeinen Spitzen fast schon fragwürdig-tumben Spaß macht. Ein „Guilty Pleasure“ halt – dessen Effektschlacht von einem Finale mittels haarsträubender physikalischer Abläufe für weiteren Spaß wider Willen sorgt:
Der tolldreiste Schlussakt von „House Of Wax“ sieht im mehrfachen Wortsinne widerlich aus und ist ein herrlicher Geisterbahnritt mit billig-effektiven Thrills. Aber man weiß nie so ganz, wo man im Sinne der Filmschaffenden schaudert, schreit und grinst, und ab wann man diesen Slasher total gegen den Strich bürstet. Ganz schön komplexe Fragen für einen derart platten Horror-Spaß.
In zahlreichen Ländern verboten: Einer DER Skandalfilme der 2000er erscheint ungekürzt mit FSK 18 fürs Heimkino*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.