Science-Fiction aus Deutschland? Kann das was? Ja, und wie! Und da muss man nicht erst bis zum Klassiker „Metropolis“ zurückgehen. In den vergangenen Jahren kamen mit zum Beispiel Tim Fehlbaums „Tides“ oder Maria Schraders „Ich bin dein Mensch“ überzeugende Genre-Beiträge in die Kinos. Den neuesten Sci-Fi-Hit aus Deutschland gibt es nun aber nicht im Kino, sondern auf Netflix – und die ganze Welt schaut zu.
Ein Blick auf die globalen, wöchentlich aktualisierten Netflix-Charts zeigt: „Paradise“ von Boris Kunz hat bei den nicht-englischsprachigen Filmen den ersten Platz erobert. 16,1 Millionen Stunden lang wurde der knapp zweistündige Sci-Fi-Film weltweit geschaut, das ergibt 8,1 Millionen Views. Damit hat der Near-Future-Thriller das spanische Horror-Spin-off „Bird Box Barcelona“ an der Spitze der Global-Top-10 abgelöst.
Darum ist "Paradise" in den deutschen Charts "nur" auf Platz 2
Wer sich nun wundert, dass „Paradise“ international so erfolgreich ist, wenn er in den Daily Charts für Deutschland im eigenen Netflix-Konto bislang nicht höher als auf den zweiten Platz geklettert ist: Die dortige Top-Ten-Liste unterscheidet nicht zwischen englischsprachigen und nicht-englischsprachigen Filmen. Der englischsprachige Actioner „Hidden Strike“ liegt somit in den Top-Ten im Netflix-Konto noch vor „Paradise“.
Apropos „Hidden Strike“: Dem ist ein regelrechtes Streaming-Märchen gelungen. Fünf Jahre lang wollte kein Verleih den Action-Blockbuster mit John Cena und Jackie Chan haben. Dann holte Netflix den Film ins Streaming-Abo und landete damit einen globalen Hit: Bei den englischsprachigen Filmen ist „Hidden Strike“ in der Global-Top-Ten nämlich direkt auf Platz 1 durchgestartet. Und ja, die 22 Millionen Views für „Hidden Strike“ sind dann natürlich doch noch mal eine andere Hausnummer als die 8,1 Millionen bei „Paradise“.
"Paradise" oder "Hidden Strike": Welcher Film ist besser?
Während wir für „Hidden Strike“ in der FILMSTARTS-Kritik aber nur 2,5 von 5 Sternen vergeben haben, schneidet „Paradise“ besser ab. Gute 3,5 Sterne gibt es für die mit Iris Berben und Kostja Ullmann hochkarätig besetzte Dystopie aus Deutschland, und damit eine klare Streaming-Empfehlung.
In unserem Fazit zu „Paradise“ heißt es: „Der Film punktet mit einer spannenden Prämisse, starken Schauspielleistungen und einer emotional packenden ersten halben Stunde, bevor er dann doch in ein eher konventionelles Sci-Fi-Action-Thriller-Format wechselt. Aber selbst das trübt den Unterhaltungswert dieser deutschen Netflix-Produktion mit sozialkritischen Zügen nicht allzu sehr.“
Und darum geht’s: In der nahen Zukunft ist es mittels spezieller Technologie möglich, Lebensjahre von Mensch zu Mensch zu übertragen. Während dann der eine früher stirbt, lebt der andere länger. Max (Kostja Ullmann) arbeitet für das Berliner Biotech-Unternehmen AEON, das diese Behandlung weltweit anbietet: Lebenszeit kann dort gegen Geld gespendet werden.
Doch das Lebensjahre nun Geld wert sind, hat Schattenseiten: So hat Max‘ Ehefrau Elena (Marlene Tanczik) ihre Lebenszeit als Sicherheit für einen Kredit hinterlegt, in der festen Überzeugung, dass diese nie in Anspruch genommen wird. Doch es kommt natürlich anders: Nach einem Unglück geraten Max und Elena in Geldnot – und Elena soll nun 38 Jahre ihres Lebens abtreten. Verzweifelt wendet sich Max hilfesuchend an an AEON-Chefin Sophie Theissen (Iris Berben). Als er den Zeittransfer jedoch trotz aller Bemühungen nicht verhindern kann, greift er zu extremen Maßnahmen, um ihn rückgängig zu machen.