Die Prämisse von „Tenet“ lässt sich wohl ohne Zweifel als „innovativ“ und „nie dagewesen“ bezeichnen: Umgedrehte Entropie. Ein Krieg zwischen Zukunft und Gegenwart. Zeit, die nicht nur vorwärts, sondern auch rückwärts ablaufen kann. Doch stammt die Inspiration für all diese abgefahrenen Konzepte in Wahrheit gar nicht aus dem Kopf von Christopher Nolan, sondern von woanders? Hat der Meisterregisseur am Ende alles nur bei „The Big Bang Theory“ abgeschaut?
Ein aufmerksamer Fan hat nämlich entdeckt, dass in der 18. Folge der zweiten Staffel „The Big Bang Theory“ ebenfalls die Worte „umgedrehte Entropie“ fallen, und postete seinen Fund auf Reddit. Einen Clip von der entsprechenden Szene könnt ihr euch hier anschauen:
„Jetzt lasst uns das Modell noch mal betrachten, und zwar wenn die Entropie umgekehrt wird und die Wirkung der Ursache vorangeht“, erläutert ein unter Koffein-Einfluss hyperaktiver Sheldon (Jim Parsons) in „The Big Bang Theory“. „[...] Das wäre ein Raum, in dem wir alle im Grunde genommen Alice hinter den Spiegeln sind und vor der roten Königin stehen und man uns einen Keks anbietet, mit dem wir unseren Durst löschen können.“
Auch Sheldon entwirft hier also schon ein Universum, in dem die Wirkung der Ursache vorausgeht – in dem also etwa eine Pistolenkugel aus dem Einschussloch in der Wand zurück in die Waffe fliegt, mit der sie abgeschossen wurde, so wie es in „Tenet“ gezeigt wird.
Die Folge wurde 2009 gedreht und ausgestrahlt und damit lange bevor die Arbeit an „Tenet“ begann. Ist das Science-Fiction-Meisterwerk also wirklich von „The Big Bang Theory“ inspiriert?
"Tenet" hat nicht bei "Big Bang Theory" geklaut
Mehrere Punkte sprechen dagegen: Zum einen hat Nolan in Interviews gesagt, dass er das Konzept von „Tenet“ bereits seit 20 Jahren mit sich herumträgt. In einer Pressekonferenz, bei der auch FILMSTARTS zugegen war, betonte er so etwa, dass er das obige Beispiel mit der Kugel, die aus der Wand kommt, in „Memento“ von 2000 bereits metaphorisch verarbeitet habe – und damit lange vor „The Big Bang Theory“.
Außerdem geht es in „Tenet“ ja nicht um ein theoretisches Universum, in dem die Entropie umgedreht ist, sondern um eine Technologie, die mit umgedrehter Entropie (der sogenannten Inversion) Zeitreisen und einen Krieg der Zeiten ermöglicht. Nolan geht es also weniger um die Entropie an sich, sondern – wie so häufig in seinen Filmen – um die Zeit und deren Wahrnehmung.
Mehr zu Entropie, Inversion und den anderen Fachbegriffen und Konzepten in „Tenet“ erfahrt ihr in diesem Artikel:
"Tenet": Was genau ist jetzt eigentlich eine Inversion?Seit letzter Woche läuft mit dem Biopic „Oppenheimer“ der neueste Film von Christopher Nolan in den Kinos.
Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.