Gabriel Luna ist ein netter Kerl – und das oft auch in seinen Film- und Serienrollen. Es sei denn, Action-Ikone Arnold Schwarzenegger klopft an und möchte ihn als Bösewicht besetzen, so geschehen bei „Terminator: Dark Fate“ und jüngst der Netflix-Serie „FUBAR“. Darüber spricht er auch kurz mit uns im FILMSTARTS-Interview, das sich vor allem aber um seinen Auftritt als Tommy, Bruder von Hauptfigur Joel (Pedro Pascal), im Serien-Hit „The Last Of Us“ dreht, der zusätzlich zur Verfügbarkeit beim Sky-Streamingdienst WOW und als Kauf-VoD ab dem heutigen 20. Juli 2023 nun auch auf Blu-ray, DVD und erstmals auch in 4K (und somit der bestmöglichen Bild- und Tonqualität) erhältlich ist.
Dabei gibt Luna einen Einblick in seine gewissenhafte Vorbereitung auf seinen Part in der gefeierten Videospieladaption, erzählt vom gesunden Druck bei der Arbeit an so einer beliebten Marke und teast ganz vage auch das, was wir von Tommy in der bereits bestätigten zweiten Staffel erwarten können...
FILMSTARTS: Zu Beginn muss ich einfach loswerden, wie fantastisch ich dich als Ghost Rider in „Agents Of S.H.I.E.L.D.“ fand. Besteht denn auch nur die geringste Chance, dass wir dich bei Marvels aktuellen Multiversums-Geschichten eines Tages in der Rolle wiedersehen werden?
Gabriel Luna: Oh, danke. Da das im Moment der Kern der Geschichte ist, mit all den vielen Möglichkeiten, Varianten und Variablen, wäre es töricht von mir zu sagen, dass es absolut keine Gelegenheit dafür gibt. Aber ich wurde bisher nicht kontaktiert. Das entscheidet allein [Marvel-Studios-Chef] Kevin [Feige].
FILMSTARTS: Sie sollten dich kontaktieren, vielleicht rufe ich ihn einfach mal an…
Gabriel Luna: Mach das. Lass ihn uns mit Anrufen aus aller Welt überhäufen.
FILMSTARTS: Als Bösewicht in „Terminator: Dark Fate“ hast du aber auch bleibenden Eindruck hinterlassen.
Gabriel Luna: Das war eine wirklich aufregende Erfahrung. Ich habe viel von dem, was ich am Set von „Agents Of S.H.I.E.L.D.“ gelernt habe, bei „Terminator“ nutzen können, vor allem was die Arbeit mit Effekten angeht. Ich habe dort so viele wundervolle Leute kennengelernt und einen meiner besten Freunde in Los Angeles getroffen, den großartigen Arnold Schwarzenegger, der ein Mentor für mich wurde und ein wirklich wichtiger Teil meines Lebens geworden ist. Und ich muss deinem Teil der Welt für diesen Mann danken.
FILMSTARTS: Was macht denn mehr Spaß? Den Helden oder den Bösewicht zu spielen?
Gabriel Luna: Bösewichte sind weniger gehemmt. Es ist in gewisser Weise befreiend, wenn man nicht über das Wohlbefinden seines Umfeldes nachdenken muss. So kannst du vollständig du selbst sein. Ich bevorzuge es jedoch, der Held zu sein – und das war schon immer so. Vielleicht liegt das einfach daran, dass ich meine Großmutter stolz machen will – oder aber daran, wie Menschen mit meiner Herkunft über Jahrzehnte in der Filmindustrie dargestellt wurden, weswegen ich heldenhaft und ein gutes Beispiel sein will.
Aber wenn der größte Actionheld aller Zeiten dich darum bittet, den Antagonisten zu seinem Protagonisten zu spielen, dann machst du das. Der interessanteste Aspekt von Bösewichten ist, dass sie Menschen sind, die sich dazu entscheiden, schreckliche Dinge zu tun. Das ist unheimlicher als ein Dinosaurier oder ein Werwolf oder etwas, das eine unkontrollierbare Wut hat. Es ist jemand, der bewusste Entscheidungen trifft.
Brutalerer Tommy in "The Last Of Us" Staffel 2?
FILMSTARTS: Tommy aus „The Last Of Us“ steht in Staffel 1 eher auf der Heldenseite. Im zweiten Teil der Spielevorlage passieren jedoch Dinge, die ihn in die alten Muster seiner brutaleren Tage zurückfallen lassen. Werden wir das auch in Staffel 2 zu sehen bekommen?
Gabriel Luna: Ich kann natürlich noch nicht viel verraten. Aber wenn wir Tommys Geschichte aus dem Spiel erzählen, dann wäre ich sehr froh, weil ich weiß, wie wichtig er für den Verlauf der Handlung ist. Aber ich bin sicher, dass [die Showrunner] Craig [Mazin] und Neil [Druckmann] auch diesmal wieder beabsichtigen, die Figuren darüber hinaus wachsen zu lassen und zu erweitern, um sie nicht nur zugänglich und interessant für Nicht-Kenner der Story zu machen, sondern um auch die Erfahrung, die wir beim Spielen hatten, zu bereichern.
Ich freue mich darauf, Aspekte von Tommys Erfahrung zu erkunden, wie wir vielleicht nicht im Spiel gesehen haben. Das sind natürlich nur meine Hoffnungen, aber Craig und Neil haben mich vorher nicht enttäuscht und werden es jetzt auch nicht tun. Und ich habe auch nicht vor, sie zu enttäuschen. Und wir alle wollen natürlich auch das Publikum nicht enttäuschen.
FILMSTARTS: Warst du denn schon im Vorfeld mit den Spielen vertraut oder hast du sie dir erst angeschaut, als du die Rolle bekommen hast?
Gabriel Luna: Ich habe bei einem Freund kurz reingespielt, als das erste Spiel 2013 erschienen ist, bin damals aber nicht dazu gekommen, die Story zu beenden. Als mir dann aber gesagt wurde, dass sie daran interessiert seien, dass ich Tommy spiele, habe ich angefangen, es richtig zu spielen. Vor meinem ersten Gespräch mit Craig bin ich bis Bills Stadt gekommen. Ich hatte also einen kleinen Eindruck von den Figuren und den Geschehnissen und das war für das Treffen echt von Vorteil. Ein paar Tage später habe ich den Job dann bekommen, also war es Zeit, an die Arbeit zu gehen. Ich habe mir den Controller geschnappt und weitergespielt. Zweieinhalb Monate habe ich gebraucht, um beide Spiele durchzuspielen und mich in sie verliebt.
FILMSTARTS: Du hast einmal in einem Interview gesagt, dass es wichtig für dich sei, dich Herausforderungen zu stellen, die dir Angst machen, um deinen Rollen etwas Authentisches und Natürliches zu verleihen. Hattest du denn Angst, bei „The Last Of Us“ an Bord zu kommen, auch angesichts der riesigen Fangemeinde, die es da bereits gab?
Gabriel Luna: Der Tennisspieler Arthur Ashe hat mal gesagt, dass Druck ein Privileg ist. Solch ein Druck lastet nur auf Leuten, von denen auch viel erwartet wird. Ich begrüße diesen Druck, denn nur weil Menschen eine Sache so sehr am Herzen liegt, scheren sie sich darum, was wir machen. Für mich war das aber auch nichts Neues, waren ja auch Ghost Rider und „Terminator“ bereits etabliert und sehr beliebt.
Am Ende zählt aber nur, wie viel ich von mir selbst in eine Figur stecken kann. Je mehr ich das tun und je aufrichtiger und natürlicher ich sein kein, desto erfolgreicher bin ich hoffentlich darin, einen Charakter zu spielen, zu dem Leute eine Verbindung aufbauen und der dem, was vorher gewesen ist, treu bleibt. Ich kann mich noch erinnern, wie aufgeregt ich im Fall von „The Last Of Us“ war. Und dann zu sehen, wie es Form annimmt und schließlich die ganze Anerkennung bekommt, war einfach nur wundervoll.
Eine ganz besondere Erfahrung
FILMSTARTS: Hattest du denn beim Dreh selbst schon eine Ahnung davon, wie besonders das ganze Projekt ist und dass es so gut ankommen würde? Gerade erst wurdet ihr für zig Emmys nominiert.
Gabriel Luna: Man will den Tag nicht vor dem Abend loben, aber schon beim Lesen der Drehbücher wusste ich, dass es besonders ist, insbesondere beim Lesen von Folge 3 rund um Bill und Frank und Folge 7 mit dem Wiedersehen der Brüder Tommy und Joel. Bei der Produktion schaut man sich dann um und erkennt das Talent in jeder einzelnen Abteilung, die Liebe aller für die Vorlage und wie alle an einem Strang ziehen, um die bestmögliche Serie abzuliefern.
Trotzdem zeigt natürlich erst der Tag der Premiere, ob es auch wirklich funktioniert. Aber es hat sich in diesem Fall schon langsam vorher abgezeichnet, als wir gesehen haben, wie HBO uns positioniert und die Serie auf eine Weise beworben hat, dass es sich bedeutsam anfühlte. Es war etwas, worauf man sich freuen konnte.
FILMSTARTS: Die Leute waren schon nach den ersten Bewegtbildern sehr euphorisch.
Gabriel Luna: Ich erinnere mich an die erste kleine Vorschau am Ende eines größeren HBO-Ausblicks. Man sieht „White Lotus“, „House Of The Dragon“ und noch mehr, dann wird das Bild schwarz. Als es wieder angeht, kommt der erste kurze Einblick in unsere Serie… und dann gibt es ganz am Schluss einen Drachen und alle fragten sich: Gibt es Drachen in „The Last Of Us“? (lacht) Wir sind jedenfalls ganz aus dem Häuschen, dass die Leute es so lieben.
FILMSTARTS: Hast du dich denn eigentlich mit Jeffrey Pierce, der Tommy im Spiel verkörpert hat und in der Serie nun eine neue Figur spielt, über die Rolle ausgetauscht?
Gabriel Luna: Jeffrey hat sich von Anfang an für mich eingesetzt. Ich liebe ihn. Ich habe ihn zwar erst bei der Premiere persönlich getroffen, aber wir haben vorher schon ständig online kommuniziert. Ich bekomme öfter etwas Gegenwind: „Der Ghost Rider ist kein mexikanisch-amerikanischer Typ, Tommy und Joel sollten keine Latinos sein.“ Diese Art von Reaktionen gibt es immer. Das wird sich hoffentlich ändern. Aber Jeffrey hat mich immer in Schutz genommen, wofür ich ihm sehr dankbar bin. „Last Of Us“-Fans sind fanatisch und sie wissen, was Qualität ist, weil sie sie aus erster Hand bei den Spielen erlebt haben. Für mich sind Jeffrey, Tommy und ich eine verbundene Seele. Es gibt viel, was wir gemeinsam haben.
Hinweis: Das obige Interview wurde vor dem aktuellen Streik der amerikanischen Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA geführt.
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