Rund 20 Jahre hat es gedauert, bis Patrick Süskinds 1985 erschienener Weltbestseller „Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders“ verfilmt wurde – und die Liste der interessierten Regisseure an dem bahnbrechenden Stoff über einen Menschen, der beim Streben nach Perfektion seine Menschlichkeit verliert, war damals lang. Angeblich buhlten nicht nur Steven Spielberg und Martin Scorsese, sondern auch Stanley Kubrick, Ridley Scott und Milos Forman um die Rechte an der Verfilmung.
Den Zuschlag erhielt allerdings ein deutscher Filmemacher, der mit Süskind befreundet war und, dieses Wortspiel mit Blick auf die Handlung sei erlaubt, ein ausgewiesenes Näschen für publikumsstarke Kinofilme hatte: Der 2011 verstorbene Erfolgsproduzent Bernd Eichinger („Der Untergang“) brachte „Das Parfum“ 2006 nur wenige Wochen nach dem deutschen Sommermärchen erstmalig auf die große Leinwand.
Über 5,5 Millionen Menschen ließen sich das nicht entgehen – und auch den Autor dieser Zeilen hat die über 50 Millionen teure europäische Co-Produktion beim Kinobesuch begeistert. Denn die Wahrnehmung der eigenen Umwelt verändert sich durch den Film gewaltig: Wer sich „Das Parfum“ bei seiner Wiederaufführung am 1. August 2023 im Kino anschaut, riecht die Welt danach mit einer anderen Nase!
Darum geht es in "Das Parfum"
Im Jahr 1738 wird auf dem Pariser Fischmarkt ein Junge mit einer besonderen Gabe geboren: Jean-Baptiste Grenouille (Ben Whishaw) hat einen außergewöhnlich guten Geruchssinn. Er kann Millionen von Gerüchen präzise unterscheiden. Für den gemiedenen Sonderling, der nach dem Tod seiner Mutter (Birgit Minichmayr) in einem Waisenhaus aufwächst, geht ein Traum in Erfüllung, als er bei dem renommierten Parfumeur Giuseppe Baldini (Dustin Hoffman) in die Lehre gehen darf.
Der Einzelgänger mit der feinen Nase will aber nicht nur Blumen und Kräuter zu Parfums verarbeiten. Er will den wunderbarsten Duft überhaupt erschaffen und dafür die schönsten Gerüche dieser Welt einfangen. Schon bald stellt er unter tragischen Umständen fest, wie schwer das ist – ein Mirabellenmädchen (Karoline Herfurth), das er im Affekt erstickt, verliert seinen betörenden Duft schon nach wenigen Sekunden. Um seinen Horizont zu erweitern, reist Grenouille in die Dufthauptstadt Grasse. Und auch dort werden bald tote Frauen aufgefunden…
Ein 007-Star in der Hauptrolle
Während Bernd Eichinger für die Regie mit „Lola rennt“-Macher Tom Tykwer einen etablierten Filmemacher auswählte und mit Dustin Hoffman und Alan Rickman namhafte Hollywoodstars für wichtige Nebenrollen verpflichtete, ging er bei der Hauptrolle ins Risiko:
Zwar waren sogar Leonardo DiCaprio und Orlando Bloom im Gespräch gewesen, doch Eichinger, der mit Andrew Birkin und Tom Tykwer auch das Drehbuch schrieb, entschied sich in enger Abstimmung mit seinem Regisseur für den damals noch relativ unbekannten Ben Whishaw. Ein Volltreffer!
Für Whishaw, der später als Waffenmeister Q in der „James Bond“-Reihe internationale Berühmtheit erlangte, war „Das Parfum“ der große Durchbruch. Seine Performance in Tykwers starbesetztem Epos ist umso bemerkenswerter, weil seine Figur mit sehr wenig Text auskommt. Der Brite ist umso mehr mimisch gefordert und meistert die anspruchsvolle Hauptrolle als sonderbarer Frauenmörder und Geruchsgenie mit Bravour.
Warum sich der Kinobesuch lohnt
„Das Parfum“ wartet nicht nur mit einer mitreißenden Story und einem erstklassigen Cast, sondern auch mit einer detailverliebten Ausstattung und opulenten Schauwerten auf. Tom Tykwer entführt uns für zweieinhalb Stunden ins historische Frankreich und hat ein ästhetisch sehr reizvolles, ungemein sinnliches Werk brillant in Szene gesetzt. Auch der überragende Soundtrack, den zu großen Teilen die Berliner Philharmoniker einspielten, trägt einen wichtigen Teil zur fast magischen Grundstimmung des Epos bei.
Vordergründig erzählt „Das Parfum“ von Grenouilles Odyssee und der fiebrigen Suche nach einem Frauenmörder, der geliebt werden will – und das über weite Strecken aus der Sicht des Täters. Seine besten Momente hat das historische Thrillerdrama aber dann, wenn es unseren Sinn für die Düfte dieser Welt schärft und uns klar wird, wie beschränkt unser Vokabular eigentlich ist. Wie etwa riecht ein nasser Stein, auf dem gerade ein Frosch gesessen hat?
In der deutschen Filmfassung ist es die unverwechselbare Stimme von Erzähler Otto Sander, die uns an die Hand nimmt und all das erklärt, was sich Nicht-Kenner des Romans hinzudenken müssen. Grenouille, der selbst keinen Geruch besitzt, geistert gewissermaßen unsichtbar durch die Welt. Der Film zeichnet ihn sympathischer als Süskinds Bestseller, doch spätestens nach dem ersten Frauenmord tun wir uns schwer damit, ihn ins Herz zu schließen. Vielmehr tut er uns leid – und obwohl er so ein spezieller Zeitgenosse ist, fühlen und leiden wir bis zum Schluss mit ihm.
Die "Best of Cinema"-Reihe – präsentiert von FILMSTARTS
Am 1. August 2023 könnt ihr „Das Parfum“ in völlig neuer Pracht im Kino genießen – dann nämlich kehrt das betörende und hochspannende Serienmörder-Epos in einer aufwändig restaurierten 4K-Fassung für einen Tag zurück auf die große Leinwand.
Im Rahmen der gemeinsam mit Kabel Eins präsentierten Reihe „Best of Cinema“ kommt auch in den nächsten Monaten immer ein großer Klassiker zurück in die Kinos. Als offizieller Medienpartner halten wir euch bei FILMSTARTS über die kommenden Kinostarts im Rahmen der Reihe auf dem Laufenden. Weitere Infos findet ihr auf der „Best of Cinema“-Website.
Meisterwerke und Kult-Filme wieder im Kino: Best Of Cinema geht auch in der 2. Hälfte 2023 weiter!