Im Vorfeld der Weltpremiere von „Crimes Of The Future“ kündigte Regisseur David Cronenberg vollmundig an, dass Leute bereits fünf Minuten nach Filmbeginn aus dem Kino fliehen werden. Ganz so tumultartig ging es in Cannes dann doch nicht zu, jedoch schlugen ganz verlässlich einige Besprechungen einen angewiderten Tonfall an. Zudem feierte „Bones And All“-Regisseur Luca Guadagnino den Sci-Fi-Thriller als besten Film des Jahres 2022.
Doch neben großem Lob und verstörten Reaktionen sorgte „Crimes Of The Future“ auch für Ernüchterung. In der FILMSTARTS-Kritik beispielsweise wurde Cronenbergs Neuster als faszinierend, zugleich aber auch als „alles außer schockierend“ bezeichnet. Falls ihr den Film im Kino verpasst (oder ausgelassen) habt, jedoch mitreden wollt, ist das mittlerweile ganz einfach möglich: Denn „Crimes Of The Future“ gibt es bei Amazon Prime Video sogar im Streaming-Abo:
"Crimes Of The Future": Der Körper als Spielplatz für Avantgarde-Kunst
In einer nahen Zukunft sind Schmerzen für viele Menschen ein Ding der Vergangenheit, und extreme Operationen längst Alltag. Das führt zu immer skurrileren Körper-Modifikationen – und öffnet Tür und Tor für neue Kunstperformances. Die sind jedoch der National Organ Registry ein Dorn im Auge, weshalb sie Ermittlerin Timlin (Kristen Stewart) auf das Performance-Künstlerpaar Saul Tenser (Viggo Mortensen) und Caprice (Léa Seydoux) ansetzt. Das Paar entfernt in spektakulären Liveshows Organe – doch ist das so überhaupt rechtens?
Cronenberg stellte seine jüngste Regiearbeit unter das Motto „Chirurgie ist der neue Sex“, und damit ist eigentlich schon alles gesagt: Der Bodyhorror-Experte will in „Crimes Of The Future“ den ungewöhnlichen Körpern, mit denen seine Filmwelt bevölkert ist, eine ganz eigene Form der Sinnlichkeit verleihen.
Das Sci-Fi-Thrillerdrama über Menschen, die freimütig entscheiden, welche Körperformen sie als attraktiv betrachten, statt sich Normen zu unterwerfen, reicht jedoch nicht an die visuelle Kraft früherer Cronenberg-Filme heran. „Die sinnlich-verstörende Qualität seiner früheren Werke erreicht der Kult-Regisseur nur selten“, heißt es daher zum Beispiel in der FILMSTARTS-Kritik.
Dafür punktet der Film mit einer vor Ideen nur so überlaufenden Zukunftsvision sowie mit einer trocken-absurden Komik. Die kommt vor allem zum Vorschein, wenn „die grandios-freidrehende Kristen Stewart“ im Mittelpunkt steht und sich von einer „graumäusigen Schüchternheit“ in einen wahnhaften Organ-Fetisch steigert.
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