Wie bei so ziemlich allen MCU-Filmen und -Serien nach „Avengers: Endgame“ stellt sich auch bei „Secret Invasion“ wieder die Frage: Wann genau spielt die neue Marvel-Serie eigentlich? Klar ist, dass „Secret Invasion“ nach „Captain Marvel“ aus dem Jahr 1995 sowie nach „Spider-Man: Far From Home“ spielen muss, denn hier war Soren, die Frau von Skrull-Anführer Talos (Ben Mendelsohn) noch am Leben. In „Secret Invasion“ kehrt Nick Fury (Samuel L. Jackson) hingegen auf die Erde zurück, weil Soren gestorben ist und er seinem Freund Talos beistehen will.
Auf Disney+ ist „Secret Invasion“ zudem als chronologisch neuester MCU-Beitrag einsortiert*, also nach „Ant-Man And The Wasp Quantumania“. Doch was bedeutet das genau für die zeitlichen Abläufe im MCU und in „Secret Invasion“? Wir haben Regisseur Ali Selim darauf angesprochen und wollten außerdem wissen, wo eigentlich die Avengers gerade stecken:
FILMSTARTS: Es gibt in den ersten beiden Folgen einige Anspielungen und Hinweise darauf, dass die Avengers abwesend sind. Kannst du etwas dazu sagen, wann die Serie spielt, wo die Avengers sind und was sie gerade machen?
Ali Selim: „Secret Invasion“ spielt im Jahr 2023 und soweit ich weiß, wurden die Avengers im MCU schon im Jahr 2014 mehr oder weniger inoffiziell aufgelöst. Nick hatte also keinen Zugriff auf die Avengers seit dem Blip und seiner Abwesenheit [seinem Urlaub im Weltall]. Aber das hilft auch der Geschichte: Das ist Nick Furys Geschichte und dafür ist es gut, dass er allein ist. Die Abwesenheit der Avengers macht ihn zu einem Revolverhelden wie John Wayne oder Clint Eastwood. Es rückt ihn ins Rampenlicht.
"Secret Invasion" im Jahr 2023 – kann das sein?
„Secret Invasion“ spielt also im Jahr 2023 – eine sehr interessante Enthüllung, schließlich gehen viele Fan-Theorien davon aus, dass die Handlungsgegenwart im MCU mittlerweile im Jahr 2025/2026 angekommen ist. Das bedeutet aber nicht, dass „Secret Invasion“ wieder einen zeitlichen Schritt zurück macht – schließlich spielt der eingangs erwähnte „Spider-Man: Far From Home“ laut dieser Fan-Theorien im Jahr 2024, da passt also irgendetwas nicht zusammen.
Wahrscheinlicher ist, dass sich Ali Selim mit seiner Aussage auf die offizielle, interne Marvel-Timeline bezieht, die von der von den Fans zusammengetüftelten Timeline abweicht. Vielleicht hilft das Buch „Marvel Timelines: Die visuelle Chronik des Marvel Cinematic Universe“ weiter, das im Oktober 2023 auf Englisch* und im November 2023 auf Deutsch erscheint und die zeitlichen Abläufen im MCU endlich offiziell machen soll.
Aber zurück zum Interview, denn natürlich haben wir Ali Selim nicht nur zur Timeline und den Avengers befragt, sondern auch noch zu anderen Themen, wie den zahlreichen Überraschungen in der Serie und der Arbeit mit Samuel L. Jackson am Set:
Retcons & Überraschungen
FILMSTARTS: In „Secret Invasion“ gibt es einige Retcons, also überraschende Wendungen und Änderungen an dem bisherigen Marvel-Kanon. War das ein notwendiges Übel aufgrund der Geschichte, die ihr erzählen wolltet oder waren Enthüllungen wie die Anzahl der Skrulls auf der Erde in Folge 2 schon länger geplant?
Ali Selim: Ich glaube, das müsstest du eher [MCU-Architekt] Kevin Feige fragen. Wir hatten eine Menge Meetings zu Fragen wie „Wie viele Skrulls leben auf der Erde?“, „Wie lange leben sie schon hier?“ und „Wo genau spielt diese Geschichte?“. Aber bei solchen großen MCU-Fragen muss auch ich mich auf Kevin Feige und [die Produzenten] Brad Winderbaum und Jonathan Schwartz verlassen.
Ich erzähle in diesen sechs Episoden eine Geschichte und ich gebe mein Bestes, damit das Publikum diese Geschichte versteht. Wenn die Leute etwas aus dem MCU mitbringen, das die Geschichte besser macht, ist das großartig. Aber wenn sie etwas aus dem MCU brauchen, damit die Geschichte Sinn ergibt, dann habe ich bei meiner Aufgabe versagt.
FILMSTARTS: „Secret Invasion“ wirft das Publikum mitten in die Handlung und erst ab Episode 2 werden durch Rückblenden so langsam einige Hintergründe enthüllt. War das von Anfang an der Plan?
Ali Selim: Ja, war es. So habe ich die Drehbücher von [Chefautor] Kyle Bradstreet erhalten. Und ich finde das einen genialen Weg, um die Geschichte zu beginnen. Solche Geschichten müssen mit ordentlich Dampf losgehen, mit einer Verfolgungsjagd und einer Enthüllung und der großen Frage, was hier überhaupt los ist.
Ich finde Hintergrundgeschichte nur notwendig, wenn sie auch interessant ist. Wenn wir die Handlung im Jahr 1995 begonnen hätten und sie dann chronologisch bis ins Jahr 2023 erzählt hätten, wäre der Ablauf wohl sehr unrund geworden. Ich finde die Struktur brillant, vor allem auch dank der Darsteller. Martin Freeman und Richard Dormer geben in dieser ersten Episode wirklich den Ton und das Tempo vor.
FILMSTARTS: Wo wir gerade schon von tollen Darstellern sprechen: Wie lief die Zusammenarbeit mit Samuel L. Jackson bei den Dreharbeiten ab? Ich hatte das Gefühl, dass er sehr viel improvisiert oder den Dialogen wenigstens seinen ganz eigenen Stempel aufgedrückt hat...
Ali Selim: Für einen Schauspieler ist es schwierig, nicht ein gewisses Gefühl für die Figur und die Geschichte mitzubringen. Ich betrachte das nicht als Improvisation oder als spontane Ideen. In meinen Augen ist das einfach gute Zusammenarbeit, um die Geschichte möglichst gut und möglichst rund zu erzählen.
Er ist ein absoluter Profi, er hat mit den Besten der Besten zusammengearbeitet und er kennt diese Figur seit vielen, vielen Jahren. Wenn er also bei den Proben neue Dialoge oder Ideen für den Ablauf hatte, habe ich das immer nur als Beiträge für die Geschichte betrachtet.
Die erste Folge „Secret Invasion“ ist am 21. Juni 2023 bei Disney+ erschienen. Weitere Episoden gibt es im Wochentakt immer mittwochs, die nächste erscheint also am 28. Juni.
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