Ein erfahrener Stuntman, der sich als Regisseur versucht – und prompt einen brachialen Action-Hit landet, der auch noch ein ganzes Franchise lostritt? Das klingt im ersten Moment ganz nach Chad Stahelski und „John Wick“. Heute allerdings dreht sich alles um einen von Stahelskis Kollegen, der einen ähnlich Weg einschlug: Sam Hargrave feierte 2020 sein eindrucksvolles Regiedebüt mit dem Netflix-Action-Hit „Tyler Rake: Extraction“. Und nun ist es an ihm, zu beweisen, dass er keines eine Eintagsfliege ist.
„Tyler Rake: Extraction 2“ ist seit dem heutigen 16. Juni 2023 exklusiv auf Netflix verfügbar und dürfte übers Wochenende zahlreiche Krawall-Enthusiasten rund um den Globus vor die Bildschirme locken. Schließlich bewies Hargrave bereits mit seinem Langfilmdebüt, dass er es versteht, sich seine Erfahrungen als Stuntman als Filmemacher zunutze zu machen. Und wenn man die Parallelen zu Chad Stahelski mal etwas weiter spinnen möchte, stehen die Zeichen gut, dass Hargrave auch mit seinem zweiten Spielfilm abliefern – und vielleicht sogar noch einen draufsetzen – wird. Bei „John Wick“ ging das Mehr-ist-mehr-Konzept jedenfalls voll auf...
Grandiose Action – die eigentlich ins Kino gehört!
Regisseur Sam Hargrave und Hauptdarsteller Chris Hemsworth machen mit „Extraction 2“ da weiter, wo sie mit dem Vorgänger aufhörten – und das bedeutet in erster Linie, dass sich das Streaming-Publikum auf ein gewaltiges Spektakel einstellen kann. Autor Björn Becher hebt in der offiziellen FILMSTARTS-Kritik so vor allem einen herausragend inszenierten One-Shot hervor, über den „geredet werden wird“. Jene Sequenz kommt ganze 21 (!!) Minuten ohne sichtbaren Schnitt aus und ist ebenso brutal und brachial wie mitreißend und authentisch. Man mag sich kaum ausmalen, welcher Aufwand hinter der Choreografie dieser „ein wenig an den starken Beginn des Netflix-Dramas 'Athena' erinnernden Sequenz“ steckte. Doch er hat sich gelohnt.
Einziger Nachteil an den großartigen Actionszenen ist, dass wir sie leider nicht auf der Leinwand, sondern eben nur im Streaming zu sehen bekommen. Darüber hinaus teilen die beiden „Extraction“-Filme aber auch dieselben Schwächen: „Wie schon beim Vorgänger bläst Drehbuchautor Joe Russo das recht simple Konzept unnötig auf“, heißt es so etwa in unserer 3,5-Sterne-Kritik, in der betont wird: Die Ruhepausen kommen im Film zwar genau richtig, sind aber dennoch die große Schwäche.
Am Ende überwiegen aber ganz klar die positiven Aspekte, die in eine vielversprechende Zukunft von Sam Hargrave als Action-Regisseur blicken lassen. Denn der hat eindrucksvoll bewiesen, „dass der erfolgreiche Vorgänger keine Eintagsfliege waren, sondern wir von ihm wohl noch reichlich spektakuläres Actionkino erwarten können – gerne in Zukunft dann auch mit besseren Drehbüchern.“
Darum geht's in "Tyler Rake: Extraction 2"
Der Söldner Tyler Rake (Chris Hemsworth) überlebt einen Einsatz in Bangladesch nur knapp und fällt schließlich sogar ins Koma. Als er aus eben jenem erwacht, kann er nur noch eingeschränkt laufen – an waghalsige Missionen ist vorerst also gar nicht zu denken. Bis ihn ein Auftrag erreicht, der in Rake eine ganz persönliche Motivation weckt:
Er soll Ketevan (Tinatin Dalakishvili) und ihre beiden Kinder befreien, die vom besitzergreifenden und inhaftierten Clanboss Davit (Tornike Bziava) als Geiseln gehalten werden. Rake bäumt sich auf, denn er hat eine ganz persönliche Verbindung zur Zielperson und sieht darüber hinaus die Chance, für Sünden aus seiner Vergangenheit Abbitte zu leisten. Also nimmt er den Auftrag an – und stürzt sich Hals über Kopf in eine gefährliche Mission, bei der so einiges schiefgeht…
Es ist Zeit für einen richtigen "Star Wars"-Actionfilm – den will ich nach "Extraction 2" auf Netflix