Ich bin ein riesiger „Star Wars“-Fan und schaue die Filme immer und immer wieder an – so gerade zuletzt erst. Doch so toll zum Beispiel „Star Wars: Eine neue Hoffnung“ auch ist, die Kampf-Action bildet dabei wirklich nicht das Prunkstück. Während die Weltall-Duelle sagenhaft bleiben, fällt zum Beispiel das Lichtschwert-Duell zwischen Obi-Wan Kenobi (Alec Guinnes) und Darth Vader (David Prowse) deutlich ab. Natürlich ist das eine besondere und zu Recht legendäre Szene, aber wirklich was choreografisch Aufregendes passiert da nicht. Im Gegenteil: Wer die Action-Brille aufsetzt, kann nur zu dem Schluss kommen, dass der Kampf in dieser Hinsicht recht langweilig (und vor allem hölzern) ist – obwohl es zur damaligen Zeit auch schon herausragende Schwert-Duell-Choreografien gab.
Bei Lucasfilm hat man in der jüngeren Vergangenheit versucht, dies besser zu machen. Als zuletzt Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) und Darth Vader (Hayden Christensen) in der „Obi-Wan“-Serie auf Disney+ ebenfalls die Klingen kreuzten, hat man Spezialisten aus Deutschland an Bord geholt. Das Berliner Team von Real Deal Action um Cha-Lee Yoon, der zuletzt auch Donnie Yen in „John Wick 4“ doubelte, hat die Szene choreografiert. Es ist nicht das erste Mal, dass es zuletzt auf Disney+ solch prominenten Action-Support bei „Star Wars“ gab. So wurde „Tyler Rake: Extraction“-Regisseur Sam Hargrave bei der zweiten Staffel von „The Mandalorian“ an Bord geholt – was gleich die besten Actionszenen der Serie zur Folge hatte.
Mein Wunsch: Sam Hargrave soll einen "Star Wars"-Film machen
Doch trotz dieser Verbesserung in Sachen Action ist noch Luft nach oben – das spürte ich jedes Mal beim Schauen. Denn oft merkt man, dass von den brillanten Choreografien im Schnitt dann vielleicht doch wieder etwas verloren gegangen ist, wenn die Action-Experten nicht mehr dabei waren und keinen zusätzlichen Input geben konnten. Gerade die Animationsserien wie „Bad Batch“ oder „Visionen“ haben mit ihren Szenen in mir zusätzlich den Wunsch geweckt, mal so einen richtigen Hardcore-Live-Action-„Star Wars“-Actionfilm zu sehen – vielleicht ja von Sam Hargrave?
Der „Extraction“-Regisseur hat eine „Star Wars“-Vergangenheit, kennt durch über ein Jahrzehnt der Arbeit für Comic-Gigant Marvel, wo er unter anderem Stuntman und Kampfchoreograf war, auch die Herausforderungen solcher Franchises. Zudem würde sein in den „Extraction“-Filmen auf Netflix verfolgter Ansatz mit langen Einstellungen eine besondere Note zur „Star Wars“-Saga bringen. Als ich jüngst Sam Hargrave zum Interview zu „Tyler Rake: Extraction 2“ traf, musste ich ihn daher fragen, ob er einen „Star Wars“-Film übernehmen würde und welche Figur dann im Mittelpunkt stehen müsste. Über das andere große Franchise von Disney haben wir auch direkt geredet...
FILMSTARTS: Mich macht es als Fan von „Star Wars“ und Actionkino so glücklich, dass aktuell so viel Genre-Expertise zu den Disney-Plus-Serien geholt wird. Doch ich wünsche mir auch mal im Kino so einen richtigen Hardcore-„Star Wars“-Kampf-Actionfilm von einem Spezialisten mit deinem Hintergrund. Wärst du daran interessiert? Und welche Figur wäre dafür ideal?
Sam Hargrave: Ja! Falls sich jemals die Gelegenheit ergibt, an einem „Star Wars“-Film oder etwas in diesem Universum beteiligt zu sein, würde ich es lieben, das in Betracht zu ziehen. Hinsichtlich der Figur. Meine Art von Action müsste zu dem passen, was diese Figur verkörpern soll. Es müsste daher wohl entweder eine komplett neue Figur sein, die wir noch nicht gesehen haben, oder eine existierende, bei der es Raum gibt, meine sehr spezifische Sichtweise einzubringen. Andernfalls wäre es nicht sinnvoll, diesen erstaunlichen Kanon zu vermasseln, den sie geschaffen haben.
Wie steht es um eine Marvel-Rückkehr des Action-Experten?
FILMSTARTS: Du hast ja viel Franchise-Erfahrung vor allem bei Marvel – erst als Stuntman von „Captain America“ Chris Evans, dann als Choreograf der Action in Filmen wie „Civil War“, „Infinity War“ und „Endgame“. Liegt also mit diesem Hintergrund eine Rückkehr in eine andere Welt näher. Sehen wir dich bald mal als Regisseur eines Marvel-Films?
Sam Hargrave: Wenn es um Geschichten und Figuren geht, die mich ansprechen, ist das denkbar. Es braucht aber eine Geschichte, die für mich fesselnd ist, und eine Figur, mit der ich mich identifizieren kann, zu der ich etwas beitragen kann und bei der meine Perspektive auf Action von Vorteil wäre. Was Marvel in der Filmwelt in den letzten zehn Jahren geschaffen hat, ist revolutionär. Teil davon zu sein, war bislang eine Ehre und wäre es natürlich auch in Zukunft. Daher würde ich über eine solche Möglichkeit natürlich direkt nachdenken.
"Tyler Rake: Extraction 2" – ab 16. Juni 2023 bei Netflix
Ob Sam Hargrave mir jemals meinen Wunsch eines „Star Wars“-Actionfilms erfüllt, steht in den Sternen. Sicher ist dagegen, dass ihr „Tyler Rake: Extraction 2“ ab dem morgigen 16. Juni 2023 auf Netflix streamen könnt. Wie mir der Film gefällt, kann ich euch an dieser Stelle noch nicht verraten, aber im Laufe des Nachmittags erscheint die FILMSTARTS-Kritik.
Zum Streamingstart gibt es dann auch mein ausführliches Interview mit Hargrave über seinen neuen Film und das moderne Actionkino sowie seinen speziellen Ansatz mit langen One-Shots.