Mit der „Texas Chainsaw Massacre“-Reihe wurde in der Vergangenheit ordentlich Schindluder getrieben. Die unzähligen Timelines, die sich kreuz und quer zwischen Sequel, Prequel und Reboot zusammensetzen, sind ein einziges Tohuwabohu. Einen Überblick über die Zeitlinien des Franchises können wir euch dennoch bieten, auch wenn die allgemeine Verwirrung damit nicht unbedingt abnimmt:
Noch komplizierter als "Halloween": Wir erklären euch die "Texas Chainsaw Massacre"-TimelinesMit „Texas Chainsaw“ läuft heute, am 10. Mai um 23.50 Uhr auf Tele 5 die verspätete Fortsetzung zu Tobe Hoopers „Blutgericht in Texas“ im TV. Obwohl es mit „Texas Chainsaw Massacre 2“ bereits in den 1980er-Jahren ein erstes Sequel (und im Anschluss jede Menge weitere Fortschreibungen) gegeben hat, ignoriert „Texas Chainsaw“ von John Luessenhop alles, was das Franchise seit dem stilprägenden Erstling zum Vorschein gebracht hat.
Auf Amazon gibt es übrigens nicht nur die Kinofassung (die heute auch ungeschnitten im TV läuft) auf Blu-ray zu ordern, sondern auch die Unrated Edition, die in Sachen Brutalität noch einmal einen Gang höher schaltet.
Darum geht's in "Texas Chainsaw"
Nachdem die junge Sally (Elena Sanchez) in den 1970er-Jahren dem mörderischen Sawyer-Clan entkommen konnte, brannte die alarmierte Stadtbevölkerung das Anwesen des Kannibalenstamms nieder, um die Terrorherrschaft der Familie ein für alle Mal zu beenden. Jahrzehnte später und viele Hunderte Meilen fernab dieses Geschehens erbt die junge Heather Miller (Alexandra Daddario) von einer Großmutter, von der sie bisher gar nicht wusste, ein ausladendes Anwesen in Texas.
Gemeinsam mit ihren Freunden macht sich die junge Frau auf den Weg, um ihren neu gewonnenen Reichtum in aller Ruhe in Augenschein zu nehmen. Das Gebäude scheint zunächst verlassen zu sein, doch dann stellt sich heraus, dass in den feuchten Kellergewölben nichts als das nackte Grauen auf sie wartet.
Blut und Brüste – und ein vollkommen irrer Twist
Kürzlich hat Netflix mit „Texas Chainsaw Massacre“ bewiesen, dass es doch noch Filmemacher*innen gibt, die in der Lage sind, sehenswerte „TCM“-Beiträge in Szene zu setzen. Das wurde auch Zeit, denn nicht nur das Prequel „Leatherface“ war eine herbe Enttäuschung, sondern auch der 2013 erschienene „Texas Chainsaw“ konnte Fans wie Kritiker*innen kaum zufriedenstellen. Auch in der offiziellen FILMSTARTS-Kritik gab es für den Horror-Schocker mickrige 1,5 von 5 Sternen.
Die offizielle FILMSTARTS-Kritik zu „Texas Chainsaw“
Das kann ich auch durchaus verstehen, denn „Texas Chainsaw“ versinkt auf den ersten Blick im Einheitsbrei des Slasher-Kinos und kann höchstens durch seinen durchaus saftigen Gewaltgrad und das unverhohlene Abfilmen nackter Haut für Aufsehen sorgen. Immerhin macht Regisseur John Luessenhop in Sachen Brutalität keine Kompromisse und lässt Leatherface mit der Kettensäge teilweise wie einen vollkommen entfesselten Wüterich zur Tat schreiten.
Dass „Texas Chainsaw“ mich nicht verärgert hat, liegt vor allem daran, dass der Horror-Reißer immerhin den Versuch unternimmt, die dysfunktionale Familiendynamik der „Texas Chainsaw Massacre“-Reihe aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Das wird durch einen sagenhaft dusseligen Twist forciert, der auf den zweiten Blick aber eine interessante Lesart zulässt.
Der Twist wird hier natürlich nicht gespoilert, nur so viel seit verraten: Die Wendung wird genutzt, um den familiären Traditionalismus, der seit jeher in „Texas Chainsaw Massacre“ Thema ist, aufs Absurdeste zu pervertieren, womit die eigentlich ausgestellte Seriosität des Films regelrecht ad absurdum geführt wird. Dadurch wird „Texas Chainsaw“ zwar nicht zu einem gelungenen, aber zumindest zu einem erinnerungswürdigen Film. Eben weil er sich traut, vollkommen vogelwild mit seiner eigenen Identität umzuspringen.
Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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