Es ist wohl eine der häufigsten Beschwerden beim Film- und Serienkonsum im Heimkino, egal ob nun bei Streamingdiensten, im regulären Fernsehen oder via Blu-rays und DVDs: Musik und sonstige Soundeffekte kommen oftmals viel lauter daher als gesprochene Worte und übertönen so immer wieder Dialoge oder machen es nötig, dass bei Textpassagen die Lautstärke manuell angepasst werden muss (wodurch man dann in der nächsten Szene womöglich wieder von einer ohrenbetäubenden Geräuschkulisse weggepustet wird).
Amazon geht nun aber tatsächlich aktiv gegen dieses Problem vor und nimmt mit der hauseigenen Streamingplattform Prime Video somit eine Vorreiterstellung ein: Mit der neuen Funktion Dialogue Boost können Dialoge bei (ausgewählten) Filmen und Serien hervorgehoben werden. Allerdings steckt das Feature in Sachen Verfügbarkeit noch in den Kinderschuhen (dazu weiter unten mehr)...
So funktioniert Dialogue Boost bei Prime Video
Bei Dialogue Boost handelt es sich um eine KI-basierte Funktion, die die Lautstärke von Dialogen im Verhältnis zu Hintergrundmusik und -geräuschen erhöht. Dazu wird die Audiospur des gewählten Inhalts analysiert, wobei eine KI Gesprächspassagen identifiziert, die möglicherweise schwer zu hören sind. Der Dialog wird daraufhin isoliert und verstärkt, um besser verständlich zu sein.
Zumindest laut Amazon soll das Ganze auch besser funktionieren als etwa mit einem herkömmlichen Center-Kanal-Lautsprecher in einem Heimkino-System, der eher für allgemeine und nicht so zielgerichtete Verstärkung sorgt.
Zu finden ist die Dialogue-Boost-Option bei unterstützen Prime-Video-Inhalten im Sprachauswahl-Menü, wo sie in drei verschiedenen Stufen verfügbar ist, die Gesprochenes unterschiedlich stark hervorheben: „English Dialogue Boost: Low“, „English Dialogue Boost: Medium“, und „English Dialogue Boost: High“:
Dialogue Boost nur im Original und bei Amazon Originals
Zwei Wermutstropfen gibt es bei der ebenso hilfreichen wie langersehnten Funktion jedoch:
Haken #1: Bisher gibt es die Dialogue-Boost-Option nämlich nur bei der Original-Tonspur. Alle, die ihre Filme und Serien lieber in der deutschen Synchronfassung gucken, müssen sich daher vorerst gedulden. Zwar tritt das zu Grunde liegende Problem bei lokalisierten Sprachversionen oftmals nicht ganz so eklatant auf, da eine nachträgliche Synchro in einem Studio meist generell schon sauberer klingt und klarer zu verstehen ist als ein in der Regel direkt beim Dreh aufgenommener Original-Ton. Eine schlechte Abmischung begräbt aber durchaus auch bei synchronisierten Titeln die Dialoge immer wieder unter dem sonstigen Klangteppich.
Haken #2: Wie oben bereits angeschnitten, ist Dialogue Boost bislang nur bei ausgewählten Titeln verfügbar. Generell kommt es aktuell nur bei Originalproduktionen aus dem Hause Amazon zum Einsatz, aber auch hier noch nicht bei allen. Während sich bei Hit-Serien wie „The Boys“, „Reacher“, „Jack Ryan“ und „The Marvelous Mrs. Maisel“ oder bei Filmen wie „The Big Sick“ und „Beautiful Boy“ die Stimmen bereits boosten lassen, muss man bei einem Mammut-Projekt wie „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ derzeit noch darauf verzichten.
Amazon versprach aber bereits, dass das Feature in Zukunft noch breiter ausgerollt werden soll und dann wohl auch auf Produktionen ausgeweitet wird, die nicht von Amazon selbst stammen. Ob Dialogue Boost auch für andere Sprachfassungen geplant ist, ist hingegen noch unklar. Doch auch wenn das Ganze noch ausbaufähig ist, würde es uns nicht wundern, wenn sich bald die Konkurrenz von Netflix, Disney+ und Co. von dieser Komfortfunktion eine Scheibe abschneidet.
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