Mit „John Wick: Kapitel 4“ hat Regisseur Chad Stahelski nicht nur die ebenfalls hochgradig ästhetischen, teilweise wirklich famos choregrafierten Fortsetzungen übertroffen. Er hat vermutlich auch DIE Referenz im amerikanischen Action-Kino der Gegenwart abgeliefert. Das liegt aber nicht nur daran, dass die Kämpfe, in die sich Keanu Reeves als todbringender Auftragskiller John Wick stürzt, wirklich minutiös durchgetaktet sind und gefühlt jede Bewegung eine kunstfertige Sensation für sich darstellt. Auch die Handlungsorte sind ausschlaggebend.
„John Wick: Kapitel 4“ ist sowohl im japanischen Osaka, in der bundesdeutschen Hauptstadt Berlin und nicht zuletzt in Paris angesiedelt. Chad Stahelski beweist dabei eindrucksvoll, wie viel räumliches Verständnis er besitzt, um einen Schauplatz einzigartig und lebendig zu gestalten. Das gezielt ermüdende Highlight dabei ist die gefühlt endlose Sequenz, in der sich John Wick mehrfach die 237 Stufen zur Sacré-Coeur, der neben Notre Dame berühmtesten Kirche der französischen Metropole, hinaufkämpfen muss und unzählige Leichen hinterlässt.
"John Wick 4" lässt den Eiffelturm ungenutzt
Obwohl es in „John Wick 4“ gleich mehrere Szenen gibt, in denen der Eiffelturm äußerst präsent in Szene gesetzt ist, haben sich Chad Stahelski und seine Kolleg*innen offenbar dagegen entschieden, den Eiffelturm auch für eine Action-Sequenz zu nutzen. Stattdessen darf auf offener Straße, am Arc de Triomphe und, wie gesagt, auf dem Weg zur Basilika Sacré-Coeur ordentlich herumgeballert, Knochen gebrochen und Autos geschrottet werden. Der Eiffelturm bleibt von Blutspritzern verschont.
Das ist schade, denn ein Kampf in luftiger Höhe auf dem Eiffelturm hätte in den Händen von Chad Stahleski mit Sicherheit für große Augen und schwitzige Hände gesorgt. Vor allem dann, wenn das Innere der stählernen Silhouette, nämlich die gigantischen Streben, die sich durch den 300 Meter hohen Turm ziehen, auch noch eine Rolle gespielt hätte. So aber ist DAS Wahrzeichen von Paris nur Kulisse in „John Wick 4“ und kein brutaler Spielplatz für John Wick. Das ist schon irgendwie schade...
Netflix hilft aus
… zum Glück aber gibt es nun auch einen anderen Film, dessen großes Finale auf dem Eiffelturm angesiedelt ist – und der es sich tatsächlich auch zur Aufgabe macht, das imposante Bauwerk für eine durchaus temporeiche Action-Sequenz zu nutzen: „Murder Mystery 2“. Dabei handelt es sich um die Fortsetzung der Krimi-Komödie „Murder Mystery“, die von Netflix damals zum meist geschauten Film der Plattform erhoben wurde. Hier müssen Adam Sandler und Jennifer Aniston verzwickte Todes- respektive Entführungsfälle auflösen.
In „Murder Mystery 2“ landen Sandler und Aniston schließlich im Restaurant des Eiffelturms, wo eine Lösegeldübergabe stattfinden soll. Dabei bleibt aber zum Glück nicht, denn der Film möchte hier auch mit einer durchaus groß angelegten Action-Szene protzen, in der nicht nur die Aussichtsplattform unterhalb der Spitze für ein Handgemenge herhalten darf, auch die Horizontal- und Tragebalken sowie die Treppe, die einmal durch den Eiffelturm führt, wird genutzt.
Nichtsdestotrotz: Wenn es um die Action geht, ist „John Wick 4“ der Krimi-Komödie „Murder Mystery 2“ natürlich HAUSHOCH überlegen. Wer aber ein wenig enttäuscht darüber ist, dass John Wick keine Einschusslöcher im Stahl des Eiffelturms hinterlassen darf, sollte sich mit Adam Sandler und Jennifer Aniston in die Stadt der Liebe begeben. Das Finale ist – nicht nur dank des Eiffelturms – ein durchaus knackig in Szene gesetzter Spaß. Verantwortlich für die Action in der Netflix-Komödie ist lustigerweise übrigens mit J.J. Perry als Stunt-Koordinator ein Mentor und einstiger Förderer des ehemaligen Stuntmans und nun „John Wick“-Regisseurs Chad Stahelski.
Wurde Adam Sandler beim Dreh zu "Murder Mystery 2" für Netflix so stark von einem Co-Star geboxt, dass er weinen musste?