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    Vergesst "Everything Everywhere All At Once": Dieser Film ist noch besser - ihr könnt ihn kurze Zeit kostenlos streamen
    Michael Gasch
    Michael Gasch
    Bei Micha ist nichts wichtiger als Filmpoesie, wodurch kunstvolle Filme wie Zhang Yimous "Hero" und Darren Aronofskys "The Fountain" einen ganz besonderen Platz in seinem Herzen einnehmen.

    Kein Film wurde in den vergangenen Monaten so gehypt wie „Everything Everywhere all at Once“. Das Regiedebüt der Daniels geht dagegen ziemlich unter. Dabei ist „Swiss Army Man“ nach dem Urteil unseres Autors Michael Gasch sogar noch besser.

    Everything Everywhere All at Once“ war der große Gewinner der Oscar 2023 und erobert auch viele Publikumsherzen. Die Regisseure Dan Kwan und Daniel Scheinert, die sich die Daniel nennen, haben jedoch schon mit ihrem Regiedebüt gezeigt, dass ihnen skurrile Geschichten im Blut liegen. Swiss Army Man“ gibt es zurzeit und nur für wenige Tage, nämlich bis zum 15.04.2023, kostenlos in der Mediathek des TV-Senders Tele 5 als Stream.

    "Swiss Army Man" mit "Harry Potter"-Star Daniel Radcliffe

    Hank (Paul Dano) landet als Schiffbrüchiger auf einer einsamen Insel. Voller Verzweiflung will er Selbstmord begehen, wäre da plötzlich nicht eine angespülte Leiche, die ihn von seinem Vorhaben abhält. Fortan schleppt er die Leiche, die den Namen Manny (Daniel Radcliffe) bekommt, in der Hoffnung, doch noch auf Zivilisation zu stoßen, überall mit hin. Dabei gibt der neue Freund ein wortwörtlich hervorragendes Schweizer Taschenmesser ab, gerade dann, wenn Hank einen Trinkwasserspender braucht. Oder einen Kompass. Oder ein Motorboot…

    Als Hank Manny eines Tages ein Bild von einer hübschen Frau auf seinem Handy zeigt, in die er schon immer verliebt gewesen ist, beschließen beide von der Insel herunterzukommen. Es ist der Beginn eines großen Abenteuers, Hanks große Liebe zu finden – koste es was es wolle.

    Minimalismus und Maximalismus

    Wenn man einmal ausklammert, dass die erzählten Geschichten unglaublich skurril sind, könnten die beiden Filme der Daniels, „Swiss Army Man“ und „Everything Everywhere All at Once“, nicht unterschiedlicher sein. Während der diesjährige Oscargewinner alle filmischen Möglichkeiten auslotet und dem Publikum eine regelrechte Reizüberflutung beschert, sieht dies bei „Swiss Army Man“ gänzlich anders aus.

    Die Grundidee entpuppt sich hier als ziemlich simpel, aus der jedoch alles herauskitzelt wird. Ein Schiffbrüchiger sucht mit einem „seltsamen“ Freund die Liebe des Lebens – so könnte man zwar die Geschichte zusammenfassen, jedoch wird dies dem Film in keinster Weise gerecht.

    Daniel Radcliffe als Leiche. capelight Pictures
    Daniel Radcliffe als Leiche.

    Die Geschichte klingt doch total nach „Cast Away“ – das höre ich euch jetzt schon denken, doch ihr werdet überrascht sein, wie unterschiedlich beide Filme ausfallen. In erster Linie mag das an dem skurrilen Humor liegen, der sich wie ein roter Faden durch den Film zieht.

    Die eigentliche Geschichte ist ab einem gewissen Punkt sogar ziemlich irrelevant und schnell stellt sich der Eindruck ein, den es im Kino doch eher selten gibt: Hier geht es nicht um irgendeine Geschichte, die in einen Film gepresst wurde. Der Gedanke liegt näher, dass die Daniels einen Film geschaffen haben, der absichtlich jeglicher Konvention trotzt und nur deswegen gemacht wurde, um dem Publikum etwas ganz Neues und Frisches zu servieren.

    Einzigartige Balance aus Humor und Herzlichkeit

    Die Frage, ob die redende Leiche nur eine Einbildung von Hank ist, stellt sich aufgrund des Humors und der Ernsthaftigkeit nicht wirklich. Dafür geht es viel zu sehr über Themen wie Freundschaft, Liebe, das Leben und den Tod. Nicht zu vergessen, die Tatsache, wie viel beide voneinander lernen, nicht nur über die Welt, sondern auch über sich selbst. Vereinzelte Momente, die das Ganze mit Fäkalhumor und weiteren makaberen Gags auflockern, runden die Tragikomödie in der Gesamtheit perfekt ab.

    Egal ob der maximalistische „Everything Everywhere All At Once“ oder Minimalismus à la „Swiss Army Man“, die Daniels haben es verstanden, wie die Magie des Lebens im Kino festgehalten werden kann. Ihr Regiedebüt ist damit genauso sehenswert wie der Oscarpreisträger. Eine Sache, die sich erst gegen Ende hin zeigt, macht „Swiss Army Man“ aber noch besser.

    Darum ist "Swiss Army Man" noch besser als "EEAO"

    Nach dem anfänglichen Schrecken, einsam auf einer Insel gelandet zu sein, stellt sich im Laufe des Films ein Wandel ein. Fast schon romantisch wirken die Strände und Wälder nun. Es ist ein toller Kontrast, wenn man das Inselparadies des skurrilen Männerduos mit dem Leben in der angeblich ja so erstrebenswerten Zivilisation vergleicht.

    Einprägsam kommen die Daniels zum Urteil: Die Insel vereint mit der Romantik, Fantasie und den fast schon utopischen Gedanken all das, wofür wir das Kino so sehr lieben. Das zivilisierte Leben hingegen betrachtet das Männerduo mit argwöhnischen Augen. Schräg und widerlich werden die Männer in Szene gesetzt, doch genau dies trifft auch auf den Film als Ganzes zu. Bei all der Skurrilität und Schrägheit scheint jedoch konstant ein toller filmischer Charme durch.

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