Nicht erst seit SpaceX von Elon Musk gibt es enorme Fortschritte in der Weltraumforschung. Jahr für Jahr werden neue Meilensteine erreicht - einerseits durch Astronomen, aber auch durch modernste Technologie. Die Geschichte rund um das Marsrover-Duo namens Opportunity und Spirit, die jahrelang den Mars erkundeten, kann man nun als Dokumentation auf Amazon Prime Video bestaunen. „Gute Nacht, Oppy“ ist dabei im Abo des Streamingdienstes erhältlich
Darum geht es in "Gute Nacht, Oppy"
2002 wurde die Mars Exploration Rover Mission ins Leben gerufen. Hochmoderne Rover sollte dabei auf dem Mars nach Wasser suchen und andere Forschungsdaten festhalten. Obgleich das kalkulierte Zeitfenster von 90 Tagen Lebensdauer enorm überschritten wurde, gab es für beide Roboter doch irgendwann ein Ende. Die Aufnahmen und Forschungsdaten, die bleiben, gehen dafür in die Geschichte ein. Der Dokumentarfilm „Gute Nacht, Oppy“ hält die Geburtsstunde, bis hin zum, übertrieben gesagt, letzten Atemzug der Rover fest.
Sympathische Roboterwesen
„Good Night Oppy“ setzt direkt ab der ersten Minute auf eine fast schon klassische Personifikation. Opportunity (kurz Oppy) und Spirit (beide übrigens weiblich), die mit Marsstürmen, Eiseskälte in Winterzeiten und einem Problem nach dem anderen konfrontiert werden, erinnern schnell an den niedlichen Wall-E aus der Pixar-Schmiede. Da Oppy eine nicht minder wichtigere Mission hat und mit seinem zähen Gemüt in ähnliche Kerben schlägt, entsteht auch hier schnell Sympathie für den kleinen Roboter.
Kindertauglich und an keiner Stelle zu wissenschaftlich, gibt sich die Dokumentation alle Mühe, um die Abfolge der Ereignisse so griffig wie möglich abzuarbeiten. Von der Geburtsstunde im Labor, über die monatelange Vorbereitungszeit, bis hin zu dem eigentlichen Abenteuer auf dem roten Planeten, wird jede Etappe in einem angemessenen Umfang festgehalten. Die Erkundungstour auf dem Mars, die ab der Hälfte folgt, macht jedoch am meisten Spaß und findet eine hervorragende Balance zwischen dem Leben der Rovers und den wissenschaftlichen Hintergründen.
Selten war Weltraumforschung so schön
Da selbst die Wissenschaftler*innen sich mit Zahlen und zeitlich versetzen Bildmaterial zufriedengeben mussten, wird umso mehr auf eine ansprechende Bildsprache gesetzt, um das Geschehen in Millionen Kilometer Entfernung nachvollziehbar festzuhalten. Die Inszenierung ist dementsprechend schön in Szene gesetzt, wobei die grafischen Animationen enorm beim Verständnis helfen und am Ende keine Frage mehr offenbleibt. „Gute Nacht, Oppy“, welcher sich zwischen Dokumentarproduktion und Abenteuerfilm bewegt, gibt dadurch die wohl anschaulichste Dokumentation eines Weltraumprojektes ab, zumindest bis jetzt.
Parallelen zu „Der Marsianer“ sind an jeder Stelle angebracht, besonders dann, wenn die Rover mit einer Herausforderung nach der anderen konfrontiert werden. Der Einfallsreichtum der Wissenschaftler*innen, aber auch das generelle tiefe Band zwischen Mensch und Maschine dringt so immer wieder an die Oberfläche. Es ist ein tolles Portrait darüber, wie viel Herzblut in einem Roboter stecken kann. „Gute Nacht, Oppy“ ist zwar in erster Linie eine wissenschaftliche Dokumentation, gleichzeitig aber auch ein bewegender und emotionaler Film, was sich besonders bei den tiefgründigen Interviews mit den Ingenieur*innen zeigt.
Zehn Jahre nach Oppys Landung bricht augenscheinlich eine neue Ära an. Nachdem Oppy für immer gute Nacht gesagt hat, geht es mit dem Nachfolger Perseverance in die nächste Runde. Wer weiß, was uns im Zeitalter von SpaceX-Streams und technologischen Innovationen noch bevorstehen wird. In der Gesamtheit bietet die Dokumentation unglaublich viel Spaß und Herzenswärme und lädt auch zum wiederholten Schauen ein. Oppy geht somit zweifach in die Geschichte ein, einmal durch seine Erkundungstour auf dem Mars, aber auch durch die emotionale Sympathie, die er bei seinen Erschaffern und dem Publikum hinterlässt. Ein kleiner Roboter, ein großes Vermächtnis.
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