Nur zwei Jahre nach dem Start von „LOL: Last One Laughing“ ist der Comedy-Hit bei Amazon Prime Video nun schon in die vierte Staffel gegangen. Angeführt wird das Ganze dabei einmal mehr von Michael Bully Herbig, der den wahnsinnigen Nicht-Lachen-Wettbewerb nicht nur moderiert, sondern (unterstützt von einem tatkräftigen Team) auch entscheidet, wer die Show wegen eines unbeabsichtigten Lachers oder Grinsens verlassen muss.
Im Interview mit FILMSTARTS erklärt der Filmemacher, was für ihn auch in Runde 4 den besonderen Reiz von „LOL“ ausmacht, wie eigentlich seine eigenen Chancen als Kandidat stünden und was an den Vorwürfen dran ist, dass bei „LOL“ bereits vorher feststeht, wer wann rausfliegt. Und wer sich gefragt hat, was Bully eigentlich von „Avatar 2: The Way Of Water“ hält, der in Deutschland jüngst kurz davor war, mehr Zuschauerinnen und Zuschauer als sein Kult-Erfolg „Der Schuh des Manitu“ in die Kinos zu locken, bekommt im nachfolgenden Artikel ebenfalls eine Antwort...
FILMSTARTS: Erst einmal Glückwunsch zu einem abermals gelungenen Auftakt. Auf den Rest der Staffel bin ich jetzt umso gespannter...
Michael Bully Herbig: Du weißt ja nie, was auf dich zukommt. Es gibt Leute, die glauben, dass das alles gescripted ist. Das ist aber nicht der Fall. Deswegen wissen wir von Anfang an nicht, was passiert. Es lebt von einem gewissen Vertrauensvorschuss. Ich weiß nicht, was die Kolleginnen und Kollegen da drin machen und die wissen nicht, was oder wen ich reinschicke. Die einzige Absprache, die wir haben, ist: Macht, was ihr wollt! Keine Sorge, wenn etwas komplett daneben geht, wir haben genügend Kameras. Wenn da in einer Ecke etwas Peinliches passiert, dann nehmen wir das Gespräch oder die Aktion aus der anderen Ecke.
Vor der ersten Staffel gab es damals durchaus die Überlegung, ob wir da eine Route vorgeben. Sagen wir den Künstlerinnen und Künstlern, wann sie dran sein und was sie machen sollen? Wir haben dann entschieden: Nein, wir vertrauen diesen Profis, die ja wirklich alle in der A-Liga spielen, lassen sie laufen und gucken mal, was passiert. Und glücklicherweise war das die richtige Entscheidung, es funktioniert nach demselben Prinzip immer noch hervorragend.
"Ein bisschen wie bei 'James Bond'"...
FILMSTARTS: Was macht für dich nach den vier „LOL“-Staffeln denn immer noch den großen Reiz der Show aus?
Michael Bully Herbig: Es ist ein bisschen so wie bei „James Bond“. Die Leute wollen immer das Gleiche, nur anders. Bloß nichts am Prinzip verändern, die Regeln bleiben simpel, aber durch die unterschiedlichen Konstellationen und die frisch zusammengewürfelten Künstlerinnen und Künstler entsteht immer eine ganz neue Dynamik und Energie. Deswegen kannst du auch immer wieder Leute reinholen, die schon mal dabei waren. Weil du sie mit anderen kombinierst. Das macht den Reiz für mich aus.
Natürlich versuchst du im Vorfeld bei der Zusammenstellung divers zu sein, optimal wäre natürlich immer 50 Prozent Frauen, 50 Prozent Männer im Ensemble zu haben. Aber das ist gar nicht so einfach. Ich bin überzeugt, dass für den Erfolg einer Staffel die Chemie ausschlaggebend ist, die Stimmung. Die müssen da gerne sechs Stunden Zeit miteinander verbringen. Es ist wie ein Spieleabend und wenn du da einen dabei hast, der dir auf den Keks geht oder den du vielleicht nicht so magst, dann zieht das Energie und wirkt sich auf alle anderen aus. Deswegen musst du wirklich gucken: Wer passt zu wem, wer könnte gut miteinander?
FILMSTARTS: Wann sehen wir denn endlich dich selbst mal als Teilnehmer in der „LOL“-Arena?
Michael Bully Herbig: (lacht) Das Problem ist, dass ich so einen ganz eigenartigen Impuls habe. Wenn mir jemand sagt „Du darfst nicht lachen“, dann ist es schon aus. Ich hab‘ in der Schule massiv darunter gelitten. Wenn es auf einmal so leise war, musste ich über jeden Scheiß lachen. Ich weiß nicht, was da mit mir los ist. Ich befürchte tatsächlich, dass das ein sehr kurzer Auftritt wäre. Aber sag niemals nie. Natürlich würde es mich selbst mal interessieren, wie lange ich durchhalte. Man darf mir nur nicht den Rick Kavanian mit reinpacken, denn dann ist es eh aus. Aber vielleicht passiert es eines Tages, ich möchte es nicht ausschließen. Aber im Moment fühle ich mich am Buzzer noch sehr wohl.
FILMSTARTS: Wie schwer fällt es einem, nicht einzugreifen, wenn jemand so sehr leidet wie in Staffel 4 nun Elton?
Michael Bully Herbig: Bei Kollegen wie Elton gibt es auch mal Leute, die sagen: „Was macht denn der da drin? Der ist doch kein Komiker.“ Aber darum geht’s nicht. Es geht um Unterhaltung, Sympathie und wie gesagt, die Konstellation. Ich schmeiß mich einfach auch regelmäßig weg, wenn ich sehe, wie die Leute da kämpfen und was sie unternehmen, um nicht zu lachen. Ich weiß nicht, wie viel Stullen sich der kämpfende Elton aus Verzweiflung reingefuttert hat, es war zum Schießen! Bei ihm kommt ja erschwerend hinzu, dass er so ein putziges Delfingesicht hat, ein schon von Natur aus so freundliches Gesicht. Und dann guckst du da hin und fragst dich: „Ist das jetzt ein Lachen?“ Am Anfang lassen wir eher noch was durchgehen. Aber irgendwann musst du ganz streng werden, sonst sind am Ende immer noch zehn drin.
FILMSTARTS: Das wollte ich ohnehin noch ansprechen. Gibt es denn einen Plan B, wenn gegen Ende wirklich noch zu viele Leute dabei sind?
Michael Bully Herbig: Also ohne zu viel zu verraten: Es ist diesmal tatsächlich so, dass sehr, sehr viele sehr, sehr lange durchgehalten haben. Das unterscheidet die Staffel tatsächlich von anderen. Es war eine kleine Herausforderung, damit umzugehen. (lacht)
FILMSTARTS: Die ihr aber gemeistert habt?
Michael Bully Herbig: Ja. Gerade das Finale ist wirklich stark. So hat man’s noch nicht gesehen.
FILMSTARTS: Es gibt diesmal ein richtiges Dauerfeuer an Comedy-Nummern. Habt ihr die Teilnehmer und Teilnehmerinnen dazu angehalten oder hat sich das einfach so ergeben?
Michael Bully Herbig: Ich glaube, das ist ein ganz klassisches Learning, vom Gucken und von den Leuten, die schon drin waren. Letztendlich gebe ich immer nur einen Tipp an jeden, der reingeht: Geh davon aus, dass du für sechs Stunden da drin bist und leg dir für jede Stunde eine Nummer zurecht. Ich will aber vorher gar nicht wissen, was die machen. Ich will ja auch meinen Spaß haben und mich überraschen lassen. Klar, manchmal gibt es Nummern, die müssen vorher kurz geprobt werden. Die gucke ich mir aber auch bewusst nicht an.
Eine einzige Materialschlacht
FILMSTARTS: Inwieweit bist du abseits der Moderation und des Schiedsrichterjobs denn überhaupt sonst noch in die Produktion involviert? Sichtest du auch das Material am Ende, das muss eine echte Mammutaufgabe sein.
Michael Bully Herbig: 40 Kameras, sechs Stunden, da kann man sich ausrechnen, was das für eine Materialschlacht ist. Da wird natürlich erst mal alles gesichtet, das macht aber nicht ein einzelner Editor, das sind ganze Mannschaften, die sich da durcharbeiten. Und dann wird geschaut, wie wir das auf sechs Folgen verteilen. Da wird erst mal sehr auf Dramaturgie geachtet. Und dann hat man zusätzlich ja auch noch die Kommentare, die Interview-Situation. Ich komme eigentlich erst dazu, wenn das Gerüst einer Folge steht. Dann geht das Polieren los. Funktionieren die Nummern, sind wir im Rhythmus, stimmt die Energie?
Es macht nicht so viel Sinn, wenn ich mich in den Schneideraum setze und mir tagelang Material angucke. Ich gehe da lieber mit Abstand und einem frischen Auge rein, das ist produktiver. Es ist auch einfach eine ganz, ganz tolle Mannschaft. Da sitzen viele, viele Menschen, die das Format wirklich lieben, daran feilen und versuchen, wirklich jeden Moment zu fischen, der vielleicht irgendwo in der Ecke passiert ist. Denn natürlich kriege ich während der Aufzeichnung nicht alles mit. Ich kann ja mit den Augen nicht überall sein. Wenn woanders etwas passiert, bekomme ich eine Meldung: Guck dir das mal schnell an, ist das ein Lacher? Das ist schon sechs Stunden sehr fokussierter Spaß.
FILMSTARTS: Sechs Stunden sind schon nicht ohne.
Michael Bully Herbig: Wir sind dann auch alle platt und freuen uns aufs Buffet.
FILMSTARTS: Mal ganz abseits von „LOL“: Was sagst du eigentlich zum Erfolg von „Avatar 2“? Schließlich stellt sich da durchaus die Frage, ob dein „Schuh des Manitu“ als erfolgreichster Film in Deutschland überholt wird oder nicht.
Michael Bully Herbig: Ich fühle mich auf jeden Fall sehr geschmeichelt, dass du den „Schuh des Manitu“ mit „Avatar“ in einem Atemzug nennst. Willst du meine ehrliche Meinung dazu?
FILMSTARTS: Sehr gerne.
Michael Bully Herbig: Für mich sind die „Avatar“-Filme nicht die besten Filme von James Cameron. Was mich bei „Avatar“ beeindruckt, ist natürlich die Technologie und die technischen Fortschritte, die da gemacht werden. Da wird unfassbare Pionierarbeit geleistet! Die Story ist dafür relativ überschaubar und dünn. (lacht) In meiner Brust schlagen da zwei Herzen. Auf der einen Seite finde ich es einfach fantastisch, dass ein Film so durch die Decke geht und das Kino beflügelt. Jeder Film inspiriert ja auch andere Filmemacher und das ist natürlich bahnbrechend, was man da sieht, gerade in 3D. Ich hätte mir aber eine interessantere Story gewünscht und ich glaube, man hätte den Film auch in zwei Stunden erzählen können.
Die ersten beiden Folgen der vierten „LOL“-Staffel können bereits bei Amazon Prime Video abgerufen werden. Die restlichen vier erscheinen an den kommenden zwei Donnerstagen jeweils im Doppelpack.
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