Bevor „Wednesday“ zu DEM Serienphänomen 2022 avancierte, sorgte ein anderes Netflix-Format für Furore: „Dahmer – Monster“. In der von Ryan Murphy („American Horror Story“) entwickelten Serie dreht sich alles um das Leben des berühmt-berüchtigten Serienkillers Jeffrey Dahmer, der 17 Männer umgebracht hat und sich an den Leichen nicht nur sexuell verging, sondern auch seine kannibalische Neigung auslebte. „Dahmer – Monster“ ist es dabei gelungen, einen kaum reißerischen Blick auf diesen Menschen zu richten, um alle Faktoren zu erforschen, die Dahmer zu diesen grausamen Taten verleitet haben.
Ihr habt „Dahmer – Monster“ gesehen, seid ebenfalls begeistert davon gewesen und sucht nun nach passendem Nachschub? Kein Problem! Auf Amazon Prime Video steht jetzt ein echter Geheimtipp im Abo zur Verfügung: „Dahmer“ aus dem Jahre 2002. Dabei handelt es sich um einen Indie-Film von Regisseur David Jacobson („San Fernando Cowboy“, „The Honor Of Killing“), in dem Marvel-Star Jeremy Renner in seiner ersten Hauptrolle als Serienkiller Jeffrey Dahmer zu sehen ist.
Das ist "Dahmer" mit Jeremy Renner
In „Dahmer“ wird das Leben von Jeffrey Dahmer in einer Parallelmontage erzählt. Während der Hauptschauplatz das Oxford-Apartmant-Komplex in Milwaukee Anfang der 1990er-Jahre ist, in das Dahmer immer wieder junge Männer gelockt hat, gibt es dazu wiederholt Szenen aus seiner Vergangenheit zu sehen. Hier wird vor allem deutlich gemacht, wie Dahmers Beziehung zu seinem Vater (Bruce Davison, „X-Men“) ausgesehen hat.
Wer „Dahmer – Monster“ auf Neflix gesehen hat, wird in „Dahmer“ nichts Neues über den Serienkiller erfahren. Stattdessen erwartet euch hier vielmehr eine deutlich eingedampfte Version der Erfolgsserie, die viele Themen oftmals nur oberflächlich ankratzt, anstatt diesen wirklich auf den Zahn zu fühlen. Dass Jeffrey Dahmer einsam gewesen ist und schließlich auch von den Menschen, die sich um ihn kümmern sollten, vernachlässigt wurde, ist weitreichend bekannt, aber als Erklärung für seine Taten dann doch etwas zu verkürzt.
Peninsula Films
Dass „Dahmer“ im Umgang mit der Geschichte von Jeffrey Dahmer aber eben nicht gänzlich vereinfacht, sondern eher komprimiert wirkt, liegt zweifelsohne an Jeremy Renner, der in seiner ersten Hauptrolle eine bärenstarke Leistung bringt. Renner, der inzwischen vor allem als Hawkeye aus dem Marvel Cinematic Universe bekannt ist, schafft es nicht nur, die Bedrohlichkeit eines Jeffrey Dahmers aus der „Jagd“ zu transportieren. Ihm gelingen auch die sensiblen, kleinen Momente, wenn der Serienkiller sich selbst offenbar nicht mehr zu verstehen scheint, gleichzeitig aber eben auch völlig sich selbst ausgeliefert ist.
Es ist auf jeden Fall der richtige Ansatz, „Dahmer“ nicht als Horrorfilm zu anzulegen, sondern als Drama über eine getriebene Seele, denn so kann Jeremy Renner sein schauspielerisches Repertoire deutlich einnehmender zum Ausdruck bringen. Wie gesagt: Wer „Dahmer – Monster“ gesehen hat, wird nichts Neues über den Serienkiller erfahren, was auch daran liegt, dass die Netflix-Serie einfach DIE Referenz ist, um sich mit Dahmer auseinanderzusetzen. Als düsteres, sehr gut gespieltes und zurückhaltend inszeniertes Drama ist „Dahmer“ aber sehenswert.
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