Einst war es ein farbenfroher Film noir, der wegen eines einzelnen Wortes in den USA für Stress mit der Zensurbehörde sorgte, und in Deutschland die FSK an ihre Grenzen gebracht hat. Heute ist es ein atmosphärischer, stilvoller Klassiker, der gefeierten Serienkiller-Thrillern wie „American Psycho“ den Weg geebnet hat:
„Kuss vor dem Tode“ ist ein interessanter Klassiker-Geheimtipp, der im deutschen Heimkino einige Zeit vergriffen war. Kürzlich hat sich dies aber geändert: Seit dieser Woche ist „Kuss vor dem Tode“ wieder auf DVD und erstmals auf Blu-ray erhältlich.
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1991 gab es übrigens ein relativ populäres, wenngleich schlecht besprochenes Remake unter dem Titel „Der Kuss vor dem Tode“. Das Remake ist als VOD bei Prime Video* erhältlich.
"Kuss vor dem Tode": Schöne Männer wollen töten, denn zum Töten sind sie da
Der aus einer Kleinstadt stammende Bud Corliss (Robert Wagner) will den Klauen der Armut entkommen. Also schmeißt er sich an Dorothy Kingship (Joanne Woodward) ran, die Tochter eines wohlhabenden und einflussreichen Unternehmers. Es gelingt ihm – doch dann wird Dorothy misstrauisch und hinterfragt Buds Absichten. Also tötet er sie, lässt es wie einen Selbstmord aussehen und nutzt dies als tragische Hintergrundgeschichte, um als eiskalt kalkulierender Heiratsschwindler zum Ziel zu kommen. Doch auch seine Lust am Morden wurde nun geweckt...
„Kuss vor dem Tode“ hat eine sehr prominente Kritikerin: Joanne Woodward bezeichnete den Film später als das schlechteste Werk in ihrer eigenen Filmografie, sowie als das schlechteste, was ganz Hollywood je gemacht hat. Und nicht nur Woodward nahm an „Kuss vor dem Tode“ Anstoß:
Die damals noch vorhandene Selbstzensurbehörde Hollywoods war schockiert, dass die Figuren das Wort „schwanger“ in den Mund nehmen. Es waren mühselige Diskussionen nötig, damit die Filmschaffenden die Passage vor der Schere retten konnten. Daraufhin nahmen lokale Behörden und Kinobetriebe die Dinge selbst in die Hand – insbesondere im Süden der USA wurde der als anstößig wahrgenommene Begriff geschnitten.
Skandal-Klassiker des erotischen Horrorkinos feiert Heimkino-ComebackAuch im Deutschland der 1950er-Jahre wurde „Kuss vor dem Tode“ als moralisch fragwürdig wahrgenommenen: Die Geschichte eines Mannes, der ehrliche Gefühle vortäuscht, aber bloß an Reichtum interessiert ist und bei Rückschlägen zum Mörder wird, wurde mit einer FSK-Freigabe ab 18 Jahren abgestraft. Zudem gab es ein Aufführungsverbot an kirchlichen Feiertagen.
Angesichts dessen, dass es keine drastischen Gewaltbilder gibt, ist „Kuss vor dem Tode“ mittlerweile ab zwölf Jahren freigegeben – aber er hat nichts an Reiz verloren. Der zwar in Farbe gedrehte, doch tonal in der Tradition des Film noir gehaltene Klassiker ist dafür einfach zu spannend, clever konstruiert und stark gespielt. Und wegweisend ist er noch dazu.
So bezeichnete Filmhistoriker Jeff Stafford „Kuss vor dem Tode“ in einer Retrospektive für Turner Classic Movies als Grundstein für das US-Filmerbe an Geschichten über geldgierige Schönlinge, die Befriedigung aus Frauenmorden ziehen. Daher lässt sich „Kuss vor dem Tode“ quasi als filmischer Großvater von „American Psycho“ betrachten.
Aber auch abseits dieses „Film-Stammbaums“ ist „Kuss vor dem Tode“ mehr als einen flüchtigen Blick wert. So nutzt Regisseur Gerd Oswald Plansequenzen, die weitaus länger sind als für das US-Kino Mitte der 1950er üblich, und auch heute noch dank ihrer Atmosphäre und Dynamik immens fesselnd sind.
Noch ein Klassiker-Geheimtipp
Falls ihr nun Blut geleckt habt, ist vielleicht noch eine jüngst erfolgte Heimkino-Veröffentlichung für euch von Interesse: Die Western-Krimikomödie „Heißer Süden“, die diese Woche mit verbessertem Bild und Ton auf DVD wiederveröffentlicht wurde und ihre Blu-ray-Premiere feierte.
In „Heißer Süden“ geht es um einen von Leinwandgröße Clark Gable gespielten Ganoven, der auf einer Ranch nach einem vergrabenen Goldschatz sucht. Um sich auf der Ranch frei bewegen zu können, schmeißt er sich an die dort lebenden Damen heran – aber manche von ihnen sind gewiefter als er geglaubt hat!
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Filmhistorisch ist „Heißer Süden“ eine interessante Randnotiz, da dies der erste Film ist, bei dem „Vom Winde verweht“-Hauptdarsteller Gable als Produzent tätig war. Außerdem ist „Heißer Süden“ ein frühes Beispiel dafür, bei dem eine heute geläufige Methode eingesetzt wurde:
Regisseur Raoul Walsh drehte mehrere Enden und entschied sich basierend auf Publikumsreaktionen in Testaufführungen dafür, welches er in der endgültigen Fassung verwendet. Das klingt zwar kühl berechnet, allerdings bietet „Heißer Süden“ runde, charmant-ironische Westernunterhaltung mit einem sehenswerten Cast.
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