Francis Ford Coppola zählt zu den größten und einflussreichsten Regisseuren aller Zeiten. Mit seiner „Der Pate“-Trilogie, „Apocalypse Now“ oder „Der Dialog“ hat er gleich mehrere Meisterwerke abgeliefert, die unter Filmfans heilig sind. Oftmals ein wenig übergangen wird sein restliches Schaffen, das vielleicht nicht so brillant sein mag, aber immer noch mit sehenswerten Filmen wie „The Outsiders“, „Rumble Fish“ oder eben „Bram Stoker's Dracula“ aufwartet. Letzterer ist ein Fest für die Sinne. Doch dafür musste Coppola einiges in die Waagschale werfen.
Coppola ist nämlich einer der Filmemacher, die immerzu aufs Ganze gehen und dabei nicht nur die eigene Gesundheit außer Acht lassen, sondern sich auch in ihrer Auffassung von Kunst zu sehr radikalen Entscheidungen hinreißen lassen. So eben auch im Fall von „Bram Stoker's Dracula“, der drei Oscars gewinnen konnte und als eine der vorlagengetreusten Adaption des weltberühmten Schauerstücks von Bram Stoker gilt. Um seine Vision umzusetzen, hat Coppola die gesamte Effektcrew vor die Tür gesetzt!
Gruseleffekte wie aus der Stummfilmzeit
Den Grund dafür hat Francis Ford Coppola in einem Interview mit Entertainment Weekly deutlich gemacht. Auf die Frage, was ihn dazu bewegt habe, die Spezialeffekte wie Live-Zaubertricks aussehen zu lassen, antwortete der oscarprämierte Regisseur: „Im Drehbuch gab es eine Million Effekte, aber ich wollte sie alle live machen. Nichts in der Postproduktion, sondern alle direkt. Ich konnte niemanden dazu bringen, mich ernst zu nehmen, also feuerte ich die komplette Abteilung für Spezialeffekte und stellte meinen Sohn Roman ein, der sich für Magie begeisterte.“
Ein risikoreicher Schritt, aber es hat sich gelohnt, denn gerade die Effektarbeit in „Bram Stoker's Dracula“ ist durch ihren klassischen „Budenzauber“-Touch ungemein stimmungsvoll. Die Tricks und Mechaniken, die Coppola letztlich angewandt hat, gleichen denen der Stummfilmzeit. Beeindruckend dabei ist auch, dass der Film zu 99,9 Prozent in Soundstages, also im Studio, gedreht wurde – sogar die Verfolgungsjagd am Borgo-Pass am Endes Films. Warum Coppola nicht in Rumänien gedreht hat, erklärte er folgendermaßen:
„Ich wusste damals, besonders nach ‚Apocalypse Now‘, dass jedes Studio Angst davor haben würde, jemanden wie mich an einen weit entfernten Ort zu schicken, wo ein Film außer Kontrolle geraten könnte. Und ganz ehrlich, von meinem Standpunkt aus war die Vorstellung, nach Rumänien zu gehen, irgendwie erschreckend.
Ich dachte: „Da bin ich um 2 Uhr morgens in irgendeinem Schloss in diesem verdammten Rumänien und versuche zu schlafen, und ein Schatten wird zu mir ins Zimmer kommen. Und dann wird es sicher meine Kindheitsangst vor all diesen Horrorfiguren erneut heraufbeschwören. Und mit diesem Gedanken beschloss ich es komplett im Studio zu drehen.“