Als Howard Hawks 1932 den ersten „Scarface“ drehte, setzte er Maßstäbe für das damals noch recht junge Gerne des Gangsterfilms: Er revolutionierte den Film nicht nur hinsichtlich der Darstellung von Gewalt, beinahe 30 Menschen starben hier im Kugelhagel – auch wurde erstmals die Story aus der Sicht eines Gangsters gezeigt. Der beinahe schon tragische Antiheld war geboren. Wenn ihr das Remake mit Hawks Original vergleichen wollt, bekommt ihr die Blu-ray auf Amazon:
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Fast 50 Jahre später knüpfte Brian De Palma an den Klassiker an und schuf seinen eigenen „Scarface“, der das Original in die 80er hievte und an Brutalität noch übertraf. De Palmas „Scarface“ galt sogar als so brutal und gewaltverherrlichend, dass die ungekürzte Fassung bis 2011 auf dem Index stand. Die ungekürzte Fassung könnt ihr inzwischen auf Netflix und Amazon Prime Video im Rahmen eures Abos streamen.
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Darum geht es in "Scarface"
Der kleinkriminelle Tony Montana (Al Pacino) kommt als Flüchtling von Kuba nach Miami, wo er zunächst als Tellerwäscher sein Geld verdient. Doch er hat anderes im Sinn: Ganz nach oben möchte er: Geld, Frauen, die ganze Welt. Ohne Rücksicht auf Verluste beginnt er eine skrupellose Gangsterkarriere...
Er steigt ins Kokain-Business ein und gelangt in kürzester Zeit zu zweifelhaftem Ruhm. Auf dem Weg nach oben lässt er seinen Freund Manny (Steven Bauer) ebenso wenig in seine Quere kommen wie seinen Boss Frank Lopez (Robbert Loggia), auf dessen Frau Elvira (Michelle Pfeiffer) Tony ein Auge geworfen hat...
Aufstieg und Fall
Die Geschichte, die Brian De Palma da (wieder-)erzählt, ist eine für den Gangsterfilm klassische Rise-and-Fall-Story: Der kleine Ganove, der sich vom Laufburschen hocharbeitet und am Ende gefasst wird oder stirbt. Was Tony Montana ausmacht, ist seine Skrupellosigkeit und sein eiserner Wille, alles zu tun, um zu bekommen, was er möchte: Er tötet, ohne mit der Wimper zu zucken. Nicht nur seinen Boss oder andere Kriminelle – selbst vor seinem besten Freund macht er nicht Halt.
Nun ist Erbarmungs- und Gewissenlosigkeit unter Gangstern im Gangsterfilm nichts Neues – und doch schaffte es die Figur des Tony Montana, Kult zu werden. Begründet ist dies sicherlich in der lakonisch-coolen Performance Al Pacinos, die stets auf den Punkt ist. Doch nicht nur: Seine Sprüche setzen dem Ganzen noch eins oben drauf: „I always tell the truth. Even if I lie.“ ist nur ein Beispiel von vielen.
Streaming-Tipp auf Amazon Prime Video: Samuel L. Jackson in einem der besten Gangsterfilme der 90er – der auch heute noch packt!Tony Montana und seine Kokain-gepuderte Nase wurden Teil der Populärkultur, Zitate und Bilder unzählig geteilt, die Figur am Ende selbst zum Zitat: Zu einem uneinsichtigen, alles-wollenden und auch tragischen Antihelden, der macht, was er will und natürlich gerade deswegen von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. The world is yours – aber ist sie das wirklich?
Wer mehr über das „Scarface-Phänomen“ erfahren möchte, dem empfehlen wir die Gold-Edition Blu-ray: Hier findet ihr über zwei Stunden Bonusmaterial inkl. Deleted Scenes, einem Wiedersehen der „Scarface“-Stars 2018 und eben einem Feature über das „Scarface-Phänomen“.
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Ikonische Inszenierung und opulente Gewalt
Damit ist „Scarface“ weitaus vielschichtiger, als er zunächst vorgibt zu sein: Durchaus finden sich hier neben Geballer und Blutgespritze auch komische Elemente. Die Nähe zu und Bedeutung für Filme wie „Pulp Fiction“ wird hier deutlich spürbar: Wenn Tony seinem Beifahrer direkt ins Gesicht schießt und das Blut an der Autoscheibe klebt, beispielsweise.
Wie auch bei Quentin Tarantino ist die Brutalität in „Scarface“ übrigens kaum direkt zu sehen: Wenn Tonys Freund mit der Kettensäge massakriert wird, sieht man das Blut nur auf Tonys Gesicht spritzen. Und das ist ein Punkt, der Gewalt im Film ja oft so interessant macht: Ein großer Teil davon spielt sich in unserem Kopf ab.
Brian De Palma schuf ikonische Bilder in seinem „Scarface“, durchdrungen von einem 80er-Kitsch, der seinen Film klar in dieser Dekade verortet und zu einem Werk macht, welches so nur in dieser Zeit entstehen konnte. Die leuchtenden Miami-Palmen und das in Rot getünchtes Finale werfen trotzdem Schatten bis in den Neo-Noir-Film. Die Ästhetik insbesondere des großen Finales, die Überraschungsmomente, der Prunk, und die treibende Musik von Giorgio Moroder machen „Scarface“ zu einem der 80er-Meisterwerke und zu einem wichtigen Stück Filmgeschichte, das jeder gesehen haben sollte.
Auf Netflix und (!) Amazon Prime Video streamen: In dieser wahren Geschichte wird ein Abenteuer zum Albtraum*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.