Die Sitcom „Kim's Convenience“ mit Marvel-Star Simu Liu („Shang-Chi And The Legend Of The Ten Rings“) ist in Deutschland schon eine ganze Weile auf Netflix verfügbar. Doch wenn ihr sie auf dem Streamingdienst sucht, findet ihr sie womöglich gar nicht. Wenn bei euch als Ergebnisvorschläge auf die passende Suchanfrage dann nur Serien wie „Superstore“ oder „The Office“ auftauchen, hat das einen Grund:
Die kompletten fünf Staffeln von „Kim's Convenience“ liegen bei Netflix nur im englischen Originalton vor. Optional zuschaltbare Untertitel gibt es zwar neben englisch in ein paar weiteren Sprachen - aber nicht in Deutsch.
Und weil Netflix wohl davon ausgeht, dass ohne deutsche Sprache oder Untertitel kein Interesse hierzulande besteht, versteckt man „Kim's Convenience“ sowie zahlreiche weitere Inhalte für das deutsche Publikum, obwohl sie verfügbar sind und viele ja längst Serien sowie Filme bevorzugt im Originalton schauen. Doch mit einem Trick könnt ihr diese Titel freischalten: Ihr müsst eure Profilsprache ändern!
Mit diesem Trick habt ihr plötzlich hunderte Titel mehr bei Netflix
Das geht ganz einfach. Loggt euch zum Beispiel am PC bei Netflix ein. Wenn ihr zum Start all die vorhandenen Profile seht, ist darunter der Button „Profile verwalten“. Falls ihr bereits in einem Profil seid, findet ihr „Profile verwalten“ rechts oben als Dropdown-Menü neben eurem Profilbild. Und ganz einfach könnt ihr die entsprechende Seite auch mit diesem Link aufrufen: https://www.netflix.com/profiles/manage.
Dort seht ihr nun auf jedem von euch angelegten Profil einen Stift. Klickt diesen für das Profil an, bei dem ihr die Sprache ändern wollt. Dort ist es gleich der erste Punkt. Unter „Sprache“ könnt ihr einfach die entsprechende Dropdown-Menü-Einstellung von „Deutsch“ in „Englisch“ ändern. Natürlich geht der Einstellungswechsel auch ähnlich über die diversen Netflix-Apps.
Deutsche Filme und Serien bleiben euch erhalten
Ihr verändert damit übrigens die Sprache nur für das eine Profil. Wenn eure Freundin oder euer Freund, mit dem ihr euch Netflix im gemeinsamen Haushalt teilt, ein eigenes Profil hat, hat dies keine Auswirkungen. Auch deutsche Filme und Serien verliert ihr durch diese Änderung nicht, denn die findet ihr im englischen Profil trotzdem.
Genauso könnt ihr im englischen Profil natürlich auch die deutsche Synchronfassung bei Titeln schauen, bei denen sie vorhanden ist. Und wenn ihr ganz sichergehen wollt oder keine Lust habt, dass nun Genre-Begriffe und Kurz-Inhaltsangaben auf Englisch sind, könnt ihr euch ja auch einfach zwei Profile anlegen – ein deutsches, ein englisches. Auf jeden Fall habt ihr so nun hunderte Serien und Filme mehr – darunter „Kim's Convenience“. Die Sitcom möchte ich euch ans Herz legen.
Streaming-Tipp: "Kim's Convenience"
Die Serie handelt von der koreanischstämmigen Familie Kim, die im kanadischen Toronto einen kleinen Tante-Emma-Laden führt. Der Vater (Paul Sun-Hyung Lee) glaubt ein strenges Regiment zu führen und alles besser zu wissen, die christliche und gottesfürchtige Mutter (Jean Yoon) verzweifelt gerne an seiner Starrköpfigkeit. Tochter Janet (Andrea Bang) hilft noch aus, um ihr Studium zu finanzieren und träumt von der Karriere als Fotografin. Sohn Jung (Simu Liu) ist aber nicht mehr im Laden zu sehen, nachdem er sich mit dem Vater zerstritten hat. Er ist dagegen dabei, sein bislang unstetes Leben in den Griff zu bekommen und arbeitet nun bei einer Autovermietung.
Um das Quartett im Zentrum kreisen noch viele weitere Figuren. Da ist Jungs Mitbewohner und bester Freund Kimchee (Andrew Phung) sowie seine Chefin bei der Autovermietung Shannon (Nicole Power), die in ihren gut aussehenden Angestellten verliebt ist. Janet wohnt derweil mit ihrem unsicheren Kommilitonen Gerald (Ben Beauchemin) zusammen und im kleinen Tante-Emma-Laden sowie in der Autovermietung ist auch noch ein ganz buntes Sammelsurium an Figuren zu finden, das immer wieder vorbeischaut. Einer meiner Favoriten: Der schwule Krankenpfleger Enrique (Rodrigo Fernandez-Stoll), der Mr. Kim als einen „Freund“ bezeichnet, während dieser ihn immer nur möglichst schnell wieder loswerden will.
Vorlage ist ein gleichnamiges Theaterstück von Autor Ins Choi, welches 2011 seine Premiere feierte. 2015 wurde die Adaption der Serie bekannt gegeben, die dann ab 2016 lief. Paul Sun-Hyung Lee und Jean Yoon spielten ihre Rollen bereits in den Bühnenversion.
Erinnerungen an "King of Queens"
Was mich an „Kim's Convenience“ begeistert, ist die ganz wunderbare Dynamik zwischen den Figuren – vor allem den Eheleuten, deren richtige Namen nur selten fallen. Von ihren Kindern werden sie nur „Appa“ und „Umma“ genannt, auch selbst benutzen sie diese Worte, Mrs. Kim ruft ihren Gatten auch mal liebevoll, mal leicht-zornig, mal genervt mit dem Kosewort „Yobo“. Beide kabbeln sich auf eine ähnliche Art wie Doug und Carrie in „King Of Queens“ - vor allem, wenn einer irgendwie Mist gebaut hat.
Ein Beispiel gefällig? Großartig ist so die Episode, in welcher Mr. Kim seiner Frau offenbaren muss, dass er seinen Grabspot auf dem Friedhof bereits vor 20 Jahren verkauft hat, als das Geld knapp war – dabei hatten sie doch extra Plätze nebeneinander reserviert.
Wunderbare Familiendynamik
Ich liebe die vier Hauptfiguren von „Kim's Convenience“ mit all ihren Fehlern und fühle mich einfach wohl, ihrer Interaktion zuzuschauen. Es gibt sicher keine Neuerfindung des Rads, doch wie die Eltern nach und nach beginnen, die Welt um sie herum offener zu betrachten und die beiden Sprößlinge erkennen, dass ihr sich so kalt anfühlendes Familienheim doch ein Ort voller Wärme ist, wird wunderbar unaufgeregt erzählt.
Die Serie erzeugt über weite Strecken ein wohliges Gefühl, wie ich es bei guten Sitcoms liebe – man hängt für 20 kurzweilige, erholsame Minuten mit Menschen ab, die man zu kennen glaubt und hat einfach großen Spaß …
… trotzdem soll nicht unerwähnt bleiben, dass „Kim's Convenience“ von einer Kontroverse begleitet und beendet wurde. Immer wieder, aber in späteren Episoden häufiger wird sich mit Rassismus auseinandergesetzt. So gibt es in der vierten Staffel eine Folge, in welcher Mrs. Kim bei einer Ausstellung, auf der unter anderem Janet ihre Fotos präsentiert, von einer reichen Förderin des Events für das Servicepersonal gehalten wird. Während sie das schluckt, fordert die erboste Janet eine Entschuldigung ein. Die sich daraus resultierenden turbulenten Verwicklungen führen am Ende dazu, dass Janets Foto prämiert wird, wobei unklar bleibt, ob sie den Preis auch verdient hat oder die weiße Jury-Vorsitzende einfach aus einem Schuldgefühl heraus so entschieden hat...
Die vier Hauptdarsteller*innen machten öffentlich, dass sie nicht immer einverstanden waren, auf welche Weise solche Themen in der Serie behandelt wurden und bemängelten vor allem, dass das größtenteils weiße Autor*innen-Team Einwände, Ratschläge und Anmerkungen des Casts immer abwies. Am Ende entschied man, nach fünf Staffeln die Zusammenarbeit zu beenden. Die Stars stiegen aus, die Serie ging zu Ende. Und ja, es gibt einige wenige schwächere Episoden, wo dieser Input vielleicht geholfen hätte.
Für mich ist „Kim's Convenience“ trotz dieser berechtigten Kritik eine sehr komische, sehr liebevolle und vor allem sehr sehenswerte Familienserie mit einem tollen Cast und grandiosen Figuren.