Das Horror-Jahr 2022 war ein ganz besonders abwechslungsreiches, eines, das hohe Wellen schlug und das Publikum auf die ein oder andere Art und Weise nachhaltig verstörte – zuletzt etwa in Form von „Terrifier 2“.
Für alle, die die Genre-Höhepunkte des Jahres auf keinen Fall verpassen wollen, werfen FILMSTARTS-Redakteur Daniel und unser freier Autor Sidney heute einen Blick zurück auf ihre Horror-Highlights 2022, die ihr bereits zuhause nachholen könnt, solltet ihr sie bislang verpasst haben. Es erwarten euch schaurige, blutige und originelle Schauermärchen, die kaum unterschiedlicher sein könnten und doch eine Sache gemeinsam haben: Sie sind absolut sehenswert!
"Slumber Party Massacre": Ein Remake, wie es im Buche steht
Wer direkt die Augen überdreht, wenn er oder sie das Wort „Remake“ hört, sollte sämtliche mit dem Begriff einhergehenden Vorurteile kurz mal über Bord werfen und sich ganz unvoreingenommen an „Slumber Party Massacre“ von Danishka Esterhazy heranwagen. Denn die Neuauflage von Amy Holden Jones gleichnamigen Low-Budget-Slasher, der einst als feministischer Horror-Meilenstein für Aufsehen sorgte, bietet alles, was ein gutes Remake ausmacht.
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Mit einer Gruppe junger Frauen, die für ein Partywochenende eine abgeschiedene Hütte im Wald besuchen, könnte „Slumber Party Massacre“ kaum klischeehafter beginnen – doch lasst euch nicht täuschen. Der Slasher mag einerseits zwar auf die gängigen Genre-Tropen setzen, dreht diese andererseits aber auf eine unfassbar kreative und unterhaltsame Weise durch den Fleischwolf, wie man es noch nie gesehen hat. Das ist nicht nur erfrischend anders, sondern vor allem auch unglaublich kurzweilig.
"The Medium": Dokumentarischer Schamanen-Horror, der unter die Haut geht
Wo das eben erwähnte Pyjamaparty-Massaker noch mit einer wunderbar überspitzten Inszenierung überzeugt, geht „The Medium“ trotz übernatürlicher Elemente ganz besonders tief unter die Haut, weil Regisseur Banjong Pisanthanakun den Schamanen-Horror dokumentarisch-echt inszeniert. So entsteht eine Authentizität und eine immer stärker Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann.
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Nach dem Tod ihres Vaters beginnt Ming, sich immer merkwürdiger zu verhalten. Die Bewohnerinnen und Bewohner der thailändischen Provinz sind sich sicher: eine Naturgottheit hat von ihr Besitz ergriffen. Ein Dokumentarfilm-Team beschließt, das Ganze filmisch festzuhalten – bis immer deutlicher wird, dass die junge Frau von einer ganz anderen Macht besessen scheint…
"The Sadness": Schlachtplatte aus Taiwan
Und noch einmal Fernost: In den ersten Monaten des Jahres 2022 erarbeitete sich „The Sadness“ einen Ruf als DAS Must-See für hartgesottene Horror-Fans. Der erstaunlicherweise ungekürzt durch die FSK-Prüfung gelangte Infizierten-Schocker macht keine Gefangenen – und zählt in Sachen Gewaltdarstellung sicherlich zum kreativsten, fiesesten und gnadenlosesten, was es in der jüngeren Vergangenheit zu sehen gab. Wo andere Filme einen Schlussstrich ziehen, geht's hier erst richtig los!
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In „The Sadness“ breitet sich eine aggressive Mutation eines Virus rasend schnell aus, die Menschen zu sadistischen, sexuell enthemmten Monstern werden lässt. Und so beherrschen schon bald Mord und Folter die Straßen, während der junge Jungzhe alles daran setzt, sich einen Weg zu seiner Freundin (Regina Lei) zu bahnen…
"Veganer schmecken besser": Böser geht's nicht!
Blutiges Gemetzel muss natürlich nicht bedeuten, dass man keinen Spaß dabei haben kann! Das zeigt die bitterböse Kannibalen-Komödie „Veganer schmecken besser“ aus – wie könnte es auch anders sein – Frankreich. Wer beim Anblick von rohem Fleisch direkt Lust bekommt, den Grill anzumachen, dürfte an diesem Film nicht nur viel Freude haben, sondern auch Hunger bekommen. Veganer hingegen könnten hier aber wohl ähnlich gut auf ihre Kosten kommen wie mit einem blutigen Steak: nämlich gar nicht.
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Ein Metzger-Ehepaar steht seit Jahrzehnten gemeinsam hinter der Fleischtheke, doch nun trifft sie das Schicksal, das auch viele andere Kleinunternehmer ereilt: sie stehen vor dem Bankrott! Doch dann kommt es zu einem versehentlich Mord – und einem Bestseller, der sie aus der Misere katapultieren könnte: Menschenfleisch.
"Scream 5": Ghostface ist zurück!
Das Horrorjahr begann mit einem Volltreffer: In „Scream 5“ wird die legendäre „Scream“-Saga des viel zu früh verstorbenen Regisseurs Wes Craven fortgeführt. Inszeniert von den „Ready Or Not“-Machern Matt Bettinelli-Olpin & Tyler Gillett beweist diese Fortsetzung, dass die „Scream“-Reihe noch immer Leben in sich trägt: Der gleichermaßen spannende wie mordsmäßig unterhaltsame Slasher dient als Staffelübergabe der alten Generation an neue Hauptfiguren. Doch er ist viel mehr.
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Er ist eine Hommage an Craven. Er ist ein heimliches Horror-Remake von „Star Wars – Das Erwachen der Macht“ sowie Liebeserklärung an „Star Wars – Die letzten Jedi“ und andere innovative Sequels. Und er ist eine rasiermesserscharfe Brandrede über den gegenwärtigen, leider oft widerwärtigen Filmdiskurs.
"X": Terror, Jugend und Pornografie
Wenn „Texas Chainsaw Massacre“ auf einen Pornodreh trifft: „X“ ist eine Ode ans US-Terrorkino der 1970er-Jahre und eine Verneigung vor der kuriosen Zeit, als ausgerechnet in den puritanischen Staaten Pornografie als hip und künstlerisch wertvoll galt. Regisseur Ti West zeigt aber auch seine Liebe für Hitchcock – und beschert einer neuen Generation an Horror-Stars massig Potential, schauspielerisch aufzutrumpfen. Allen voran eine doppelt geniale Mia Goth.
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Auch „Wednesday“-Hauptdarstellerin Jenna Ortega punktet, und obwohl die nach langem, packendem Warten zelebrierten Kills schön fies sind: „X“ suhlt sich nicht bloß in der Gewalt, sondern massakriert obendrein den Jugendwahn und bittet uns um Mitleid. Mit den Opfern und jenen, die sie zu Opfern machen.
"Men": Äpfel, Männer und Geburten
„Men“ hatte in einem Jahr voller eindringlicher, selbstbewusst-sonderbarer Enden womöglich die schrägste von allen Finalsequenzen zu bieten. Aber auch vor seiner vollauf wahnsinnigen, lang ausgekosteten Schlussnote gibt’s unvergessliche Bilder zu sehen: Eine junge, traumatisierte Frau (Jessie Buckley) stapft durch eine betörend schöne und doch verstörende Landschaft, während unheimliche Männer (allesamt gespielt von Rory Kinnear) sie belästigen.
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„Ex Machina“-Regisseur Alex Garland erzeugt unablässig Paranoia. Er streut Unmengen an Salz in die klaffende gesellschaftliche Wunde der toxischen Maskulinität und des Patriarchats, das Frauen in ihrer Freiheit beschneidet. Und zwischen all dieser beißenden Metaphorik verstecken sich zielgenau positionierte Widerlichkeiten.
"Nope": Sci-Fi-Horror-Spannung mit Hintersinn
Nach den Horrorfilmen „Get Out“ und „Wir“, die ihre Gesellschaftskritik an vorderste Stelle packen, beschreitet Regisseur und Autor Jordan Peele neue Wege: „Nope“ vereint Science-Fiction-Thrill und Horror-Elemente zu einem fesselnden, beunruhigenden Popcorn-Vergnügen, das das Erbe von „Der weiße Hai“ antritt. Gefilmt in gestochen scharfen, Paranoia weckenden Bildern, und untermalt mit effektiver, aufreibender Musik ist „Nope“ Popcornkino, das unter die Haut geht ...
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... und „Nope“ geht sogar noch tiefer: Daniel Kaluuya als wortkarger Pferdetrainer und Keke Palmer als dessen Schwester und menschlicher Koffeinschock werden in eine Geschichte gesogen, die Ausbeutung, Sensationsgier und Mediengeilheit kritisiert. Wer will, kann jeden noch so kleinen Stein in „Nope“ umdrehen und Bedeutung entdecken. Oder man lehnt sich zurück und lässt sich mit klanglicher sowie visueller Wucht Gänsehaut verpassen.
"Smile": Die effiziente Packung Filmschrecken
Es braucht nicht immer eine Meta-Ebene wie in „Scream 5“, Filmnostalgie wie in „X“, Tonnen an Metaphorik wie in „Men“ oder eine Kombination all dessen wie in „Nope“. Manchmal reicht es, wenn ein Film sein Publikum in einer Tour richtig doll erschreckt. Und in dieser Hinsicht war 2022 wohl kein Horrorfilm effektiver als „Smile“: Eine Psychotherapeutin (Sosie Bacon) wird Zeugin dessen, wie sich eine Patientin brutal selbst ermordet, und sieht daraufhin überall Menschen mit grauenerregend-breitem Grinsen.
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Zwar hat „Smile“ ein, zwei Takte über emotionale Abwärtsspiralen und das Weiterreichen von Traumata zu sagen. Doch in allererster Linie geht es Regisseur/Autor Parker Finn darum, sein Publikum zusammenkauern und hochschrecken zu lassen, mit einer ganzen Parade an nervenaufreibenden, gewieft eingefädelten Jumpscares. Das zeigt Wirkung: Nach „Smile“ werdet ihr vorerst keine grinsenden Leute sehen wollen...
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