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    Noch viel besser als "Avatar 2"! Auf Disney+ gibt es ein weiteres 3-Stunden-Epos von James Cameron
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Pascal liebt das Kino von „Vertigo“ bis „Daniel, der Zauberer“. Allergisch reagiert er allerdings auf Jump Scares, Popcornraschler und den Irrglauben, „Joker“ wäre gelungen.

    Anfang des Jahres hat alle Welt von „Avatar: The Way Of Water“ gesprochen. 25 Jahre zuvor aber hat James Cameron mit „Titanic“ das noch bessere 3-Stunden-Epos abgeliefert. Das Meisterwerk mit Kate Winslet und Leonardo DiCaprio gibt's bei Disney+.

    13 lange Jahre musste die Welt darauf warten, bis mit „Avatar: The Way Of Water“ endlich die Fortsetzung zu „Avatar“, dem bis dato erfolgreichsten Film aller Zeiten, die Kinos erreichen sollte. Das Interesse war groß – auch beim Autor dieser Zeilen. Nicht nur aus dem Grund, weil man sich sicher sein konnte, dass Regisseur James Cameron aus technischer Sicht wieder das Nonplusultra bieten wird. Ich war auch gespannt, ob es dem Meisterregisseur dieses Mal gelingt, nicht nur Bilder in 3D zu bieten, sondern auch mehrdimensionale Charaktere aufzufahren, die mehr als nur Abziehbildchen darstellen.

    Dem ist für mich aber nicht so. „Avatar 2“ ist audiovisuell bahnbrechend, daran besteht kein Zweifel. Emotional wurde ich von dem Fantasy-Abenteuer aber nicht abgeholt, dafür agiert James Cameron hier einfach zu sehr auf Erzählkino-Autopilot. Irgendwann bleibt es hier bei einer überaus durchschaubaren Aneinanderreihung von Schlagworten. Auch auf dramaturgischer Ebene. James Cameron schon viel früher ein deutlich besseres 3-Stunden-Epos abgeliefert hat.

    Die Rede ist natürlich von „Titanic“, der bei Disney+ gestreamt werden kann. Für mich ist der Liebes- respektive Katastrophenfilm aus dem Jahre 1997 aber nicht nur deutlich besser als „Avatar 2“, sondern insgesamt sogar der beste Film von James Cameron – noch vor „Terminator 2 - Tag der Abrechnung“, „Aliens - Die Rückkehr“ oder „Abyss - Abgrund des Todes“. Das Historien-Drama schafft es nämlich nicht nur als Spektakel bei mir für Gänsehaut zu sorgen. Auch die Romanze berührt mich immer wieder aufs Neue.

    Darum geht es in "Titanic"

    Der Schatzsucher Brock Lovett (Bill Paxton) hebt das Wrack des ehemals größten Schiffs der Welt: der Titanic. Er ist auf der Suche nach dem wertvollen Diamant-Collier „Herz des Ozeans“, welches sich noch immer an Bord des Luxusdampfers, unten auf dem Meeresboden, befinden soll. Das Forscherteam nimmt dabei Kontakt mit Rose Dawson-Colvert (Gloria Stuart) auf, der ehemaligen Besitzerin der wertvollen Kette. Und diese erzählt daraufhin ihre Geschichte.

    Als junge Frau (Kate Winslet) ist sie im Jahre 1912 mit an Bord der Titanic gewesen und war letztlich auch Zeuge des berühmten Unglücks. Auf der Jungfernfahrt lernt sie als verlobtes Mädchen aus der Oberschicht den armen Künstler Jack Dawson (Leonardo DiCaprio) kennen – und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Ihre Liebe setzt sich über gesellschaftliche Klassen hinweg, doch dann rammt die Titanic einen Eisberg und die Katastrophe nimmt ihren Lauf...

    Das ultimative Filmerlebnis

    Obwohl „Titanic“ inzwischen bereits 25 Jahre auf dem Buckel hat, scheint das Katastrophen-Drama keinerlei Staub angesetzt zu haben. Das liegt natürlich daran, dass James Cameron immer großen Wert darauf legt, die Möglichkeiten der Tricktechnik und der Computertechnologie bis aufs Maximum auszureizen. „Titanic“ sieht dementsprechend auch heute noch absolut eindrucksvoll aus und kann sich trotz jeder Menge CG-Effekte eine analoge Greifbarkeit sichern, die „Avatar“ – der ebenfalls hervorragend aussieht – aufgrund seiner Künstlichkeit verloren geht. „Titanic“ ist für mich ein ungemein authentisches Leinwandabenteuer, das sich mit jeder Pore des Körpers nacherleben lässt.

    Im Gegensatz zu „Avatar“ und „Avatar 2“ lässt James Cameron „Titanic“ zu einer emotionalen Größe reifen, die durch die ausgefeilte Dramaturgie und die faszinierende Audiovisualität stetig bekräftigt wird. Dadurch, dass wir auf zwei zeitlichen Ebenen in das Erinnungsprotokoll der 100-jährigen Rose einbezogen werden, darf die Liebesgeschichte zwischen Rose und Jack zu einer der größten überhaupt anschwellen – und folgerichtig damit auch als eine der eindringlichsten Tragödien der Kinogeschichte mitreißen. Obwohl die Charaktere selbst nicht sonderlich komplex sein mögen, sind sie lebensecht gezeichnet und die Chemie zwischen DiCaprio und Winslet ist auch nach der zehnten Sichtung noch immer wunderbar vital, unverbraucht, dynamisch.

    Ein Film, der immer noch unter die Haut geht!

    Da passt es dann eben auch, dass James Cameron, der schon immer ein Faible für starke Frauenfiguren hatte, „Titanic“ auch als urwüchsige Emanzipationsgeschichte begreift. Rose nämlich kann sich von den ihr auferlegten bürgerlichen Bürden befreien und bewegt sich mit aller renitenten Macht in Richtung Selbstermächtigung. Das ist deswegen bewegend, weil die Liebe hier als Möglichkeit zur Selbstbestimmung gezeigt wird. Romantischer geht’s ja wohl kaum!

    Wenn der Luxusdampfer dann schließlich untergeht, lässt James Cameron endgültig die Muskeln spielen. Noch immer ist das letzte Drittel von „Titanic“ das Maß der Dinge, wenn es um das pure Katastrophenkino geht. Camerons unbändige Meisterschaft als Filmschaffender liegt darin, dass er verstanden hat, dass nicht das Chaos, die Panik und der Lärm den wahren Schrecken darstellen. Es sind immer wieder die Momente, in denen die Stille regiert, die einem als Zuschauer*in einen eiskalten Schauer über den Rücken jagen, der noch lange, lange nachhallt.

    „Titanic“ ist für mich ein unsterblicher Meilenstein. Ein zutiefst berührender Liebesfilm, ein gigantisches Katastrophen-Drama, ein Paradebeispiel für die Kraft des Kinos. Bildgewaltig, eindringlich, fesselnd und unvergesslich. Mag „Avatar 2“ technisch auch atemberaubend sein, er zieht gegenüber „Titanic“ immer den Kürzeren, denn im Fantasy-Abenteuer um die Na'vi bleiben Emotionen nur Behauptung. In „Titanic“ aber ist die Liebe und der Schmerz ungefiltert und echt. Jedes Mal aufs Neue.

    "Armageddon" vs. "Deep Impact" und über 50 weitere legendäre Kinoduelle: Wer gewinnt den Kampf der Zwillingsfilme?

    Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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