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    Massive Vorwürfe gegen "1899": Ist die Netflix-Serie nur geklaut?
    Markus Trutt
    Markus Trutt
    -Redakteur
    Vom Spurenverwischen mit Dexter bis zu Weltraum-Abenteuern mit Picard. Markus hat ein Herz für Serien aller Art – und schüttet es gern in Artikeln aus.

    Die neue Mystery-Serie des „Dark“-Teams erfreut sich auf Netflix gerade größter Beliebtheit. Doch ist „1899“ womöglich nur abgekupftert? Das zumindest behauptet eine brasilianische Comic-Autorin und –Zeichnerin.

    Nach dem Ende ihres weltweiten Mystery-Hits „Dark“ wurde die neue Serie des deutschen Duos Baran bo Odar und Jantje Friese mit großer Spannung erwartet. Nun ist die achtteilige erste Staffel von „1899“ auf Netflix erschienen und dort wie erwartet auf Platz 1 der aktuell meistgestreamten Serien geschossen (und das längst nicht nur in Deutschland).

    Doch wann immer ein Titel derart große Aufmerksamkeit bekommt, bleiben natürlich auch die kritischen Stimmen nicht aus. Die richten sich mal gegen die bloße Qualität, mal aber auch gegen andere Aspekte eines Films oder einer Serie (wie jüngst etwa die Kontroverse um die mutmaßliche Opfer-Retraumatisierung durch den Netflix-Mega-Hit „Dahmer“ gezeigt hat).

    Und auch „1899“ bekommt nun mächtig Gegenwind: Die brasilianische Autorin und Künstlerin Mariana Cagnin behauptet, dass die Serie lediglich eine unerlaubte 1:1-Kopie ihres Sci-Fi-Comics „Black Silence“ aus dem Jahr 2016 ist. Aber ist da wirklich etwas dran?

    Pyramiden, so weit das Auge reicht

    In längeren Twitter-Feeds haben Cagnin und einige ihrer Unterstützer*innen die vermeintlichen Parallelen zwischen „1899“ und „Black Silence“ herausgestellt (meist allerdings auf Portugiesisch). Tatsächlich fällt da vor allem eine (in erster Linie visuelle) Gemeinsamkeit ins Auge: In beiden Geschichten kommt eine große schwarze Pyramide vor, die an bestimmten Stellen zudem auch in den Augen der Hauptfiguren zu sehen ist (im Fall von „1899“ meist nur für einen kurzen Moment, dafür aber auch auf mehreren Charakterpostern).

    Damit seien die Überschneidungen laut Cagnin aber noch längst nicht erschöpft. Abgesehen von einigen weiteren visuellen Ähnlichkeiten (wie etwa einem übernatürlichen Strudel), sieht sie auch in der Tatsache, dass es sowohl in „1899“ als auch in „Black Silence“ zu mysteriösen Vorkommnissen und Todesfällen auf einem (Raum)Schiff voller Crew-Mitglieder bzw. Passagiere verschiedener Nationen kommt und das hier wie dort merkwürdige Codes eine Rolle spielen, keinen Zufall.

    So gut wie keine Story-Überschneidungen

    Besieht man sich „1899“ und „Black Silence“ aber genauer, wird schnell deutlich, dass die Serie und der Comic abseits der erwähnten visuellen Parallelen nicht sonderlich viel gemeinsam haben (ihr könnt hier einen Blick in den Comic werfen). Zu dem Schluss kommen mittlerweile auch viele Nutzer*innen auf Twitter und Reddit, die mit beiden Geschichten vertraut sind.

    Selbst wenn man das Twist-Ende der ersten „1899“-Staffel mit in Betracht zieht, wird doch jeweils eine ganz eigene Story erzählt. Gerade das im Zentrum von „1899“ stehende Migranten-Schiff und die wahre Natur des ganzen Szenarios sind Dinge, die in „Black Silence“ nicht vorkommen. Auf der anderen Seite spielt die erwähnte Pyramide, auf die die Hauptfiguren des Comics auf einem fremden Planeten stoßen, dort eine ganz zentrale Rolle, sorgt diese doch dafür, dass die Besatzungsmitglieder merkwürdige Visionen haben, quasi durchdrehen und sich gegenseitig umbringen. Etwas Vergleichbares gibt es in „1899“ nicht.

    Und auch die anderen, sehr vagen vermeintlichen Berührungspunkte (mysteriöse Todesfälle, internationale Crew etc.) wirken recht weit hergeholt und sind eher etwas, das man so zuhauf im Sci-Fi-Genre präsentiert bekommt und nichts, was ausschließlich „Black Silence“ zuzuschreiben wäre (zumal sich die Details zwischen dem Comic und „1899“ auch hier sehr stark unterscheiden). Die Überschneidungen bei der Pyramiden-Symbolik mag zwar zunächst etwas stutzig machen, doch gibt es auch in diesem Fall bereits allerlei andere Geschichten, in denen Dreiecke und deren Visualisierung auf ähnliche Weise in die Handlung verwoben sind.

    Das sagen die "1899"-Macher

    Angesichts der schweren Vorwürfe sahen sich auch bereits die „1899“-Schöpfer*innen Baran bo Odar und Jantje Friese dazu gezwungen, online Stellung dazu zu beziehen (auch wenn der Post der ansonsten nicht wirklich im Netz aktiven Friese mittlerweile wieder gelöscht wurde). Auf Instagram beteuerten beide, dass sie vor den Vorwürfen noch nie etwas von dem Comic gehört hätten und niemals von anderen Künstler*innen stehlen würden. „1899“ sei eine Original-Idee, die sie in ihren Grundzügen auch schon länger mit sich herumtragen, als es „Black Silence“ gibt.

    Geschockt von den Anschuldigungen und darauffolgenden Anfeindungen plädierte Odar zudem für mehr Liebe im Internet und erklärte, dass sie mittlerweile versucht hätten, Kontakt mit Cagnin aufzunehmen, in der Hoffnung, dass sie ihre Behauptungen wieder zurücknimmt. Nun bleibt es spannend zu sehen, ob und wie die Comic-Autorin darauf reagiert.

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