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    Netflix-Kriegsfilm "Im Westen nichts Neues": Der Titel erklärt – denn nach dem stark veränderten Finale ergibt er keinen Sinn mehr
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Fan von Hochspannungskino, Thriller dabei lieber als Horror und eine besonders große Liebe für Klassiker von Hitchcock und das Kino der 70er & 80er - vor allem aus Europa.

    „Im Westen nichts Neues“ heißt der kurz nach Kinostart nun auf Netflix laufende deutsche Oscarbeitrag – so wie das Kriegsfilm-Meisterwerk von 1933 und die beiden Filmen zugrunde liegende Buchvorlage. Doch so richtig passt der Titel nun nicht mehr...

    Netflix

    Achtung: Es folgen SPOILER zu „Im Westen nichts Neues“ (sowohl dem Buch als auch den Filmadaptionen)!

    „Im Westen nichts Neues“ betitelte Erich Maria Remarque seinen 1929 veröffentlichten Anti-Kriegs-Roman und verweist damit auf das finale Kapitel seiner Erzählung. Als letzter aus seinem Freundeskreis stirbt im Oktober 1918 auch Hauptfigur Paul Bäumer, als sich schon der baldige Waffenstillstand und das Kriegsende abzeichnet. Es ist ein Tag, der so ruhig und still an der Front war, dass der Heeresbericht sich auf nur eine Aussage beschränkt, die am Ende des Buches steht: Im Westen sei nichts Neues zu melden.

    Damit unterstreicht Remarque auch noch mal die ganze Sinnlosigkeit des Krieges und des Sterbens der jungen Männer, deren Einzelschicksale keine Meldung wert sind. In der Netflix-Neuverfilmung mit Albrecht Schuch, Daniel Brühl sowie Newcomer Felix Kammerer in der Rolle des jungen Paul hat sich Regisseur Edward Berger für einen anderen Ansatz entschieden. Mit deutlich mehr Dramatik hämmert er die klare Aussage hier so richtig ein.

    "Im Westen nichts Neues" endet mit deutlich mehr Zuspitzung

    Denn Berger lässt Paul nicht im Oktober 1918 sterben. Der Film geht weiter. Weil wir parallel zudem die Friedensverhandlungen sehen (eine Erweiterung gegenüber Vorlage und früheren Adaptionen), wissen auch alle nicht die wahre Historie kennende Zuschauer*innen dann: am 11. November 1918 um 11 Uhr endet der Krieg. Und weil Paul und die anderen jungen Soldaten kurz vorher von General Friedrichs (Devid Striesow) noch einmal in die Schlacht geschickt werden, avanciert das Finale zu einem intensiven Kampf gegen die Zeit.

    Während rund um Paul die Soldaten sterben, wissen wir, wie lange er noch überleben muss. Wir können und sollen richtig mitfiebern, ob er überlebt. Dramaturgisch ist das natürlich unglaublich effektiv und spannungstreibend. Und ganz im Geist der Vorlage unterstreicht es auch noch einmal die Sinnlosigkeit dieses Sterbens. Denn hier verlieren die jungen Männer ihr Leben in einem Krieg, der auf dem Papier bereits beigelegt ist. Die Bedingungen des Waffenstillstands sind ausgehandelt. Keine Tat, kein Geländegewinn bei diesen Kampfhandlungen verändert daran etwas, sie führen nur einfach zu noch mehr Toten. Nur zum Filmtitel passt es halt nicht. Denn aus dem Westen wird im Anschluss an diese Schlacht mit zahlreichen Toten auf beiden Seiten ganz sicher ganz viel Neues vermeldet...

    Dass nun der Titel keinen Sinn mehr gibt, mindert aber natürlich nicht die Qualität von „Im Westen nichts Neues“. Falls ihr euch diesen Artikel trotz Spoilerwarnung durchgelesen habt und Edward Bergers Kriegsfilm noch nicht kennt, können wir euch das Anschauen auf Netflix nur empfehlen. „Eine inszenatorisch starke, mitreißende und dramatische Neuverfilmung“ gelingt dem Regisseur laut unserer FILMSTARTS-Kritik.

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